De Lux - Generation
Innovative Leisure / Rough Trade
VÖ: 26.06.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Die Kuh macht muh
Die Kuh Elsa musste schon einiges ertragen. Sich für Alpenmilchschokolade lila anpinseln lassen. Den Melker mit den kalten Händen. Und als ob all das nicht genug gewesen wäre, kamen dann zu allem Überfluss auch noch Sean Guerin und Isaac Franco von De Lux und mopsten der armen Wiederkäuerin die heißgeliebte Glocke ihrer Großmutter – ein Verlust, der von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt geblieben wäre, hätte Kollege Müller nicht auf herzzerreißende Art darauf hingewiesen. Doch die Tränen trockneten schnell, denn die beiden Kalifornier klöppelten unter Verwendung des stibitzten Erbstücks mit "Voyage" ein Album ein, zu dem auch Elsa prächtig mit dem Euter wackeln konnte. Vorbei die Zeiten, da ihr Name vornehmlich mit einem altbackenen Hallervorden-Sketch in Verbindung gebracht wurde. War halt noch eine ganz andere "Generation".
Was wiederum nicht heißt, dass De Lux' zweites Album plötzlich auf Rückgriffe verzichten würde. Zu gerne denkt das Duo daran zurück, wie LCD Soundsystem und andere Acts aus Gründerzeiten des DFA-Labels mit dem Rezept "Schlucken Sie eine Ladung Discokugeln und schauen Sie morgen noch mal rein" den Dance-Punk erfanden oder Talking Heads vor 35 Jahren den Kopf des New Wave auf einen zu Funk-Rock und Afrobeat zuckenden Leib verpflanzten. Letzteres unterfüttert in erster Linie Guerin mit seinem Gesang – schon im Opener "LA threshold" schmachtet er über einem gleißenden Keyboard-Loop und allerlei rhythmischem Geklingel und Geklapper so verführerisch, als habe David Byrne seine Band einst lediglich gegründet, um Tina Weymouth abschleppen zu können. Und auch schwül-funky Licks verstehen sich hier von selbst.
Dabei sind De Lux hier mitunter mehr auf inhaltlichen Krawall gebürstet als auf "Voyage" – und nein, wir sprechen hier nicht nur von kleinen seelischen Durchhängern wie "Sometimes your friends are not your friends", die mit "No one really cares who you are" und "When your life feels like a loss" auch auf "Generation" ihren Platz haben. Vielmehr tanztaumeln Guerin und Franco in den elf neuen Songs beständig zwischen beweglicher Euphorie, verklärten Kindheitserinnerungen und bangem Blick auf ein ungewisses Morgen. Zwar verbreitet "Living in an open place" mit trockenen Gitarrenschlägen, zuhackendem Bass-Synthie und der Quintessenz "Living is easy" Zuversicht und sehnt sich das perkussive "Simba Simba Simba" zu den Jugendtagen zurück, in denen man noch für "The lion king" schwärmen durfte – dennoch zeigen sich bald unweigerlich Risse.
Vor allem im höchstens zweckmäßig gut gelaunten Uptempo-Siebenminüter "Oh man the future", der in Maschinengewehr-Phrasierung über Fortschritt und Wahnsinn referiert – der resultierende Monster-Track bestätigt mit hochfrequenziger Kraftwerk-Schlagseite imposant, was The Juan MacLean vor Jahren schon auf "The future will come" ahnten. Selbst "Conditions", ein überlanges Westküsten-Pendant zu James Murphys rührseligem Abkackerchen "New York I love you but you're bringing me down", schwingt sich zu einem psychedelischen Farbenrausch auf, sodass die Pumpe im schmatzenden De-Lux-Groove weiterarbeitet. Dass die Single "Someday now" erst ganz zum Schluss kommt, fällt fast nicht mehr auf, denn da ist die Urlaubsplanung schon in vollem Gange. Es könnte schließlich der letzte sein. Stimme aus dem Off: "Ich will Kühe!"
Highlights
- LA threshold
- Living in an open place
- Oh man the future
- Conditions
Tracklist
- LA threshold
- 30
- Living in an open place
- Center of L.U.B.
- Simba Simba Simba
- No one really cares who you are
- Oh man the future
- Conditions
- When your life feels like a loss
- It's a combination
- Someday now
Gesamtspielzeit: 61:47 min.
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2015-07-08 22:20:07 Uhr
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Referenzen
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