B. Dolan - Kill the wolf

Strange Famous / Speech Development / Al!ve
VÖ: 10.07.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 10/10

Mit Gebrüll
"Bildet Banden", riet die Überschrift der Rezension zu "Space between the words", dem jüngsten Album von Daniel Stephens alias Dan Le Sac. Der kämpferische Rapper Bernard Dolan aus Rhode Island benötigt für derartige Aktivitäten keine Extraeinladung – er kann gar nicht anders. Zusammen mit Kollege Sage Francis, gleichzeitig Chef von Dolans US-Plattenfirma Strange Famous, gründete er das Duo mit dem zutreffenden Namen Epic Beard Men, in Europa macht er mit Stephens und dessen Label Speech Development gemeinsame Sache. Außerdem betreibt er den streitbaren Blog knowmore.org, der Verbraucher über die mitunter ruinösen Praktiken großer Konzerne aufklärt. Keine Sorge: Jack Wolfskin war bisher noch nicht dabei, auch wenn der Titel von Dolans drittem Album das vermuten lassen könnte.
Wer den robusten Bartträger also als Weißbrot mit überproportioniertem Sendungsbewusstsein oder gar als den, äh Korpulenten aus Dingsda abtut, hat von jeher Unrecht – und bekommt auf der Platte mit dem angriffslustigen Isegrim im Artwork ordentlich Saures. Doch HipHop ist hier kein Vorwand fürs Rumprollen mit dicker Hose, sondern eine musikalisch wie inhaltlich komplexe Angelegenheit. Über die obligatorischen satten Beats hinaus erscheinen die Arrangements durchaus divers: Eine ungemütliche Gitarre und ein brummiges Cello finden auf "Kill the wolf" genauso ihren Platz wie Americana-angelehnte Licks und ein versonnenes Klimper-Keyboard zu Beginn des Openers "Lazarus". Zwar lassen Scratches, überfallartige Rhythmen und aggressiver Wortsport nicht lange auf sich warten – genauso sinniert Dolan aber auch über seine relative Funkstille seit "Fallen house, sunken city". Moral: "You gotta go away to come back." Und da ist er wieder. Mit Gebrüll.
Und außerdem mit Zeilen wie "Every work of art is an uncommitted crime" oder "I'm a goddamn monster of science / I'm on Facebook, I'm on fire / I do all that I can to stay inspired." Raus aus der Gang, runter von der Straße, rein ins eigene Hirn – und dann programmieren, netzwerken oder tighte Tracks bauen, statt mit Fusel zu gurgeln oder Crack zu rauchen. Der Mann aus Providence, der zur Zeit der Attentate des 11. September unweit von den Twin Towers auf Parkbänken zu übernachten pflegte, macht es auf seinem ersten selbstproduzierten Album vor, entwickelt "Rats get fat" von einer Gutenachtgeschichte für einen ängstlichen Dreikäsehoch zu einem fantastisch rollenden Upbeat-Track und pflegt bei der twangigen Spoken-Word-Hommage "Who killed Russell Jones" im Stile von Gil Scott-Heron das Gedenken an seinen Helden Ol' Dirty Bastard.
Nicht der einzige auf "Kill the wolf", der nicht mehr unter uns weilt: Im Verein mit Aesop Rock, Buck 65 und dem unlängst an Leukämie verstorbenen Folksänger Dave Lamb inszeniert Dolan zu aufgerissener Beatbox und präzisem Riffing einen auch für Vollzugsbeamte unwiderstehlichen "Jailbreak", während sich hinter dem unauffälligen Titel "Alright" ein bemerkenswertes Chaos aus programmierten Jazz-Rhythmen und flackernden Electronics verbirgt. Kommt bei "Memory of bombs" mit Kathleen Stubenek die Bassistin der US-Screamos Circle Takes The Square als behutsame zweite Stimme ins Spiel, erreicht Dolan gar kurz die einfühlsamen Momente von Keles "Trick". Und muss sich mit einem Album wie diesem in der Hinterhand bestimmt nicht wie andere Freunde des Hauses permanent einreden, den Flow zu haben. Moment – was bitte?
Highlights
- Lazarus
- Jailbreak (feat. Aesop Rock, Buck 65 & Dave Lamb)
- Rats get fat
- Memory of bombs
Tracklist
- Lazarus
- Graffiti busters
- Stay inspired
- Safety
- Jailbreak (feat. Aesop Rock, Buck 65 & Dave Lamb)
- Run the machine
- Rats get fat
- Who killed Russell Jones
- Alright
- Memory of bombs
- These rooms
Gesamtspielzeit: 50:52 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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sodhan |
2015-07-17 20:47:53 Uhr
Wer es nicht diggt ist genrefremd oder Rucksackträger! |
nörtz User und News-Scout Postings: 15660 Registriert seit 13.06.2013 |
2015-07-13 23:01:58 Uhr
christphero pls |
Christopher Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 3791 Registriert seit 12.12.2013 |
2015-07-13 18:44:49 Uhr
Ich muss immer an Uncle Dolan und Gooby denken, wenn ich "B. Dolan" lese. Das Internet hat mich verdorben.Fak u spodermin. |
Grim13 |
2015-07-13 17:44:53 Uhr
Topplatte wie immer von B.Dolan. Selber hören:) |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28244 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-07-08 22:20:16 Uhr
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Dan Le Sac; Scroobius Pip; Sage Francis; Non-Prophets; Epic Beard Men; Alias; P.O.S.; Aesop Rock; Company Flow; Dälek; El-P; Killer Mike; Run The Jewels; Buck 65; Action Bronson; Antipop Consortium; Young Fathers; Main Attrakionz; Clipping.; Cadence Weapon; Cannibal Ox; Atmosphere; Busdriver; J Dilla; Pete Rock; Quasimoto; Madlib; MF Doom; Madvillain; Odd Nosdam; Tobacco; SJ Esau; cLOUDDEAD; RJD2; Ghostpoet; Vex Ruffin; Saul Williams; Gil Scott-Heron; Public Enemy; Gang Starr; SpaceGhostPurrp; Yelawolf; Odd Future Wolf Gang Kill Em All; Tyler, The Creator; Frank Ocean; Earl Sweatshirt; Wu-Tang Clan; Ol' Dirty Bastard; Method Man; Redman; RZA; GZA; Ghostface Killah; Dels; Shabazz Palaces; Dr. Octagon; Roots Manuva; Dizzee Rascal; Chance The Rapper; Death Grips; A$AP Rocky; Joey Bada$$; Brown Bird; Circle Takes The Square
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- B. Dolan - Kill the wolf (5 Beiträge / Letzter am 17.07.2015 - 20:47 Uhr)