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Daniel Johns - Talk

Daniel Johns- Talk

Eleven
VÖ: 22.05.2015

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Because I'm happy

Man muss sich Daniel Johns als glücklichen Menschen vorstellen. Klingt abgedroschen? Sicher. Klingt beim ersten Lesen aber auch wie blanker Hohn. Denn in den letzten knapp zwanzig Jahren musste man sich Johns in erster Linie als leidgeplagten Menschen vor Augen führen. Zunächst war da seine schlimme Essstörung, die er im Silverchair-Hit "Ana's song (Open fire)" verarbeitete, später kamen Depressionen, extremes Lampenfieber und zur "Diorama"-Ära auch noch eine Gelenkerkrankung hinzu, die ihn monatelang ans Bett fesselte. Einen glücklichen Eindruck machte der heute 36-Jährige eigentlich nie, obwohl die von ihm initiierte Wandlung Silverchairs von pickelgesichtigen Grunge-Teenagern zu anspruchsvollen Rockern große Anerkennung erfuhr. Zuletzt tauchte der Australier jahrelang weitgehend ab. Nur um jetzt plötzlich sein Solo-Debüt "Talk" auf den Tisch zu knallen und nebenbei zu verkünden: Mir geht es blendend. Ich genieße es wieder, Musik zu machen.

Eine positive Überraschung, gewiss. Ob dieses Prädikat auch für die Songs auf "Talk" gilt, hängt stark vom Standpunkt des Hörers ab. Wer auf ein zweites "Frogstomp" und Gitarren-Hymnen wie "Israel's son" hoffte, dürfte mit "Talk" ähnlich viel Freude haben wie ein Veganer mit einem Hendl-Gutschein auf dem Oktoberfest. Johns hat diese musikalische Phase längst hinter sich gelassen, doch auf "Talk" hat er sich darüber hinaus auch noch vom orchestralen Bombast der letzten Silverchair-Alben verabschiedet. Statt treibendem Rock kredenzt er einen sparsam instrumentierten Mix aus Synth-Pop und R'n'B. Sanft wummern die Bässe, schnippen die Drums, säuselt Johns' Falsettstimme. Die Songs haben kein Gramm Fett zu viel, und selbstverständlich sucht man Gitarren auf Albumlänge vergeblich. Neuanfang, Dein Name sei "Talk".

Der Auftakt lässt die Augenbrauen gleich mal in die Höhe schnellen. In der Single "Aerial love" klingt Johns sexier, als man es ihm je zugetraut hätte. Das nachfolgende, leicht verschachtelte "We are golden" ist dann die Sorte Popmusik, die man gerne öfter im Radio hören würde. Leider nutzt sich der Aha-Effekt, mit dem das Album beginnt, schnell ab. Wirklich anders oder aufregender wird "Talk" nicht mehr. Zwar sind die meisten Songs für sich genommen durchaus gut. Die souligen "Imagination" oder "Warm hands" etwa sitzen wie angegossen, während "Dissolve" mit düstererem Gesang auch von Depeche Mode stammen könnte. "Going on 16" schmachtet und flirrt mit unerhörter Anzüglichkeit vor sich hin. Um nur ein paar Beispiele zu nennen. Als Album ist "Talk" jedoch von einer zuweilen bleiernen Gleichförmigkeit. Johns' Willen zur Stilveränderung in allen Ehren. Aber so wenig Variation in Sound und Stimmung gab es mit seiner Beteiligung zuletzt auf "Frogstomp" – da war er 15. Immerhin: Damals musste man ihn sich als naseweisen Mittelstufen-Kurt-Cobain mit mehr Sendungsbewusstsein als Bartwuchs vorstellen. Und heute als glücklichen Menschen, der noch viel vorhat. Egal, ob als Solokünstler oder doch wieder mit Silverchair: Schön wäre dabei ein etwas aufregenderes Album als "Talk".

(Mark Read)

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Highlights

  • Aerial love
  • Going on 16

Tracklist

  1. Aerial love
  2. We are golden
  3. By your side
  4. Preach
  5. Too many
  6. Cool on fire
  7. Imagination
  8. Dissolve
  9. Chained
  10. Sleepwalker
  11. Faithless
  12. Warm hands
  13. Going on 16
  14. New York
  15. Good luck

Gesamtspielzeit: 60:23 min.

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