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Fraser A. Gorman - Slow gum

Fraser A. Gorman- Slow gum

House Anxiety / Marathon Artists / Kobalt
VÖ: 26.06.2015

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Das Märchen vom einfachen Zimmermann

Es war einmal ein Zimmermann. Der zog in die weite Welt hinaus und besaß nichts weiter als eine Gitarre und eine Mundharmonika. Mit dieser geringfügigen Ausstattung spielte Er in Cafés und auf kleineren Bühnen. So konnte der Zimmermann gemächlich auf sich aufmerksam machen, denn die meisten Menschen erkannten Ihn an seinem unbändigen Lockenkopf, die letzten schließlich an seinem näselnden Gesang. Eines Tages warf Er in einer Metropole das Auge auf eine Frau, die seinen künstlerischen Werdegang maßgeblich beeinflussen sollte.

Der weitere Verlauf dieses Märchens steht noch nicht geschrieben, handelt es sich beim Zimmermann nur um die frühere Berufsbezeichnung von Fraser A. Gorman und eben nicht um den bürgerlichen Namen jener Lichtgestalt, die wegen der vielen Ähnlichkeiten wohl in jedem zweiten Satz in Zusammenhang mit dem 23-jährigen Australier erwähnt werden wird. Statt in Greenwich Village eine Suze Rotolo zu treffen, ging Gorman nach Melbourne, wo er die keineswegs minder fantastische Courtney Barnett auf sich aufmerksam machte. Aus den beiden wurde trotz Avancen auf Seiten des damals 18-Jährigen kein Paar, dafür nahm sie den aufstrebenden Musiker mit auf Tour, in ihrem Video zu "Avant gardener" war Gorman bereits als Schiedsrichter des wohl schlechtesten Tennis-Matches der Musikgeschichte zu sehen, Barnetts Label ermöglichte ihm nun auch sein Debütalbum "Slow gum".

"It's a big old world out there this morning / And it's a tiny universe, in the afternoon / It's a strange old time to be in love with Elvis / You better drink it up, it ain't coming back around soon." Nach dieser Eröffnung bleibt der Barde noch kurz auf seiner Veranda sitzen, sieht der Sonne nach, nimmt den letzten Schluck Bier, packt Gitarre und Mundharmonika ein, die Reise beginnt. Fraser A. Gorman ist dabei stets auf der Suche nach den einfachen Weisheiten des Lebens, die er in kurze, meist ruhige Country-Stücke kleidet. Klar, der Australier legt weitere Strecken zurück als ihn seine Füße allein tragen könnten, aber auch wenn man noch nicht auf dem Fels von Gibraltar, in New York oder Melbourne war, hat der Hörer die Sehnsüchte, Liebschaften und gelegentlichen Einsamkeiten, von denen "Slow gum" erzählt, doch schon in Wanne-Eickel, Rimsting am Chiemsee oder auf dem Hamburger Kiez erlebt.

Ob es nun Freundschaft, voreilige Familienplanung, Landschaft, Liebe oder doch nur die nächste Runde an der Bar ist, wovon der Lockenkopf auf seinem Weg fast schon beiläufig singt, seine simplen Worte kommen einem wie die eigenen vor. Wie schwierig es auch vielleicht gewesen sein mag, diese zu finden, wischt Fraser A. Gorman mit einem Augenzwinkern weg. Selbst die lakonische Zwischenbilanz "Soon you'll fall / And it won't mean nothing at all" aus "My old man" singt er unbekümmert, nur um im poppigen "Book of love" mit all seiner Leichtigkeit zu fragen: "Won't you be my queen? / I'll be your favorite dancing machine."

Solche Zeilen würden beinahe jeden anderen Künster lächerlich wirken lassen, doch beim Australier erscheinen sie vollkommen sinnvoll. Dabei ehrt es ihn, dass er lieber "I see you there with a guy who looks more like a grizzly bear / Than the guy, you used to know" singt und sich dabei schelmisch ins Fäustchen lacht, statt sich selbst zu ironisieren. Wer traut sich das denn noch? Nörglern entgegnet Gorman eingangs scheinbar "You may want to laugh at him / But he saw the face of heaven grin", und damit hat sich die Sache. Einem Mann, der den Freund mit den Worten "For tomorrow is a long time, buddy / Can't you see the stars keep shining / Like a burnt out missile, flying through" zur Ruhe aufruft, können Nörgler ohnehin herzlich wurscht sein. Es wird spannend, zu erfahren, wie das Märchen vom einfachen Zimmermann weitergeht. Fraser A. Gorman weiß ohnehin, dass es nie nur auf das Happy End zugeht. "Everybody's gotta taste, what it feels like, to hit the ground / So why don't you come and dance / And we'll feel what it's like to hit the ground, together." Ja, wenn man das nächste Mal am Abgrund steht, bleibt doch sowieso nichts übrig, außer mit "Slow gum" im Kopf zu singen, zu tanzen und vielleicht manch ein Glas zu trinken. "And you say doo doo doo doo."

(Marcel Menne)

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Highlights

  • Book of love
  • Shiny gun
  • Dark eyes

Tracklist

  1. Big old world
  2. My old man
  3. Book of love
  4. Shiny gun
  5. Broken hands
  6. Mystic mile
  7. Never gonna hold you (like I do)
  8. We're all right
  9. Dark eyes
  10. Blossom & snow

Gesamtspielzeit: 36:20 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Honk
2015-07-05 09:09:24 Uhr
also nach ein paar Durchgängen ist das Ding ganz nett, klar ist das jetzt nix herausragendes aber es macht ziemlich Spaß, hat eigentlich keinen Durchhänger...

In dem Bereich erfindet sich heute kaum noch jemand Neu, da schwimmt man halt mit, würde ich noch eher mit Leif Vollbeek vergleichen, der macht das ähnlich
quasinebenbei
2015-06-29 07:14:55 Uhr
Ich mag die Platte. Für viele wahrscheinlich zu sehr "Konsens". Funktioniert beim Heimwerken genauso wie beim gemeinsamen Biertrinken. Wenn der Mann nicht zu früh im Mainstream ankommt, könnte es noch interessant werden. -
Ich glaube nicht, dass Gorman Courtney Barnett "Avancen" gemacht hat...
Domian
2015-06-26 03:17:47 Uhr
Naja: 8/10

Yersinia

Postings: 598

Registriert seit 27.06.2013

2015-06-25 21:08:04 Uhr
Achja: Und der Bob Dylan-Vergleich bezieht sich hauptsächlich auf die Frisur, oder? :D

Yersinia

Postings: 598

Registriert seit 27.06.2013

2015-06-25 21:06:14 Uhr
Naja. Der Vergleich zum "Tallest Man" ist aber eher weit hergeholt. Ich habe mir zwei der empfohlenen Tracks angehört und sage: Ganz ehrlich, da fehlt der Drive, aber komplett. Ich wollte mich drauf einlassen, aber es ist total belanglos und es bleibt nix davon im Ohr. Wollte gerne eine Alternative, aber die gibt es hier mMn nicht.

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