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Shilpa Ray - Last year's savage

Shilpa Ray- Last year's savage

Northern Sky / Cargo
VÖ: 22.05.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Affenpunkfolkding

Die Newssite "Savage Times" beschreibt eine völlig andere, disparate Welt. Eine, in der das Horoskop dem Widder voraussagt, im nächsten James-Franco-Film mitzuspielen. Eine, in der die Künstlerfigur "Last Year's Savage" (ein Affe) mit Ziggy Stardust (David Bowie) streitet und Botschafter von New York City wird. Die Gestalt ist eine Personifizierung von Shilpa Rays neuem, dritten Album voller düster-traurigem Folkblues. Sich eine Maske aufzustülpen und diese in der Musikwelt zu tragen ist keine neue Idee, doch wird sie für die Sängerin wichtig, da ein verwirrtes Identitätsspiel schon ihre Kindheit geprägt hat. Sie trägt indianische Gene in sich, wurde in der Jugend in New Jersey für eine Iraki gehalten, von Rassisten mit Dosen beworfen und verunglimpft. Die Kostümierung ist auch eine anonymisierende Befreiung mit zeitgleichem Herkunftsbewusstsein, sind Affen doch wichtige Figuren in der indigenen Mystik. Und bedrohliche obendrein.

Wie auch diese elf Lieder, die ruppig und streitlüstern daherkommen und den Punk im Folk suchen. Nicht zuletzt wegen der röhrenden Stimme Rays, die eine wiegen-liegende Ballade "Burning bride" in einen dunkel-hypnotischen Albtraum verwandeln kann. Ein nicht domestizierbares Ungetüm. 2011 konnte sie sich viel bei Nick Cave abgucken, den sie als Vorband und Backing-Sängerin begleitete. Und wie er möchte sie Absurditäten musikalisch festhalten und mit schwarzem Humor hinterfragen. Ihr Beitrag zur Gender-Debatte sind schmetterndes Schlagzeug und verzerrte Gitarrenpickings: "My dick's bigger / My breasts are thicker / Whatever power means." Power erhalten alle Lieder von einem Akkordeon-Sound, der elektronisch verwandelt mit einem Harmonium die entrückte, zugleich seemännische Grundierung liefert. Rotziger ist hingegen "Moksha", Ray grölt und schreit gegen Religionshörigkeit an. Inspiriert wurde sie auf einem Trip nach Nepal, wo Familien häufig ihr gesamtes Erspartes für kostspielige Hindu-Bestattungen ausgeben müssen. Auch wenn sich alle Songs stark ähnlich, die Instrumentierung nicht wechselt, bleiben die Songtexte für sich interessant.

Die album-typische Komik zieht sich durch "Colonel Mustard in the billiard room", in dem das Mordszenario einer Cluedo-Partie geschildert wird oder auch durch "Sanitary iPad", wo die technisierte Beschleunigung aus Perspektive eines Gerätes beklagt wird, das noch bevor es auf den Markt gelangt bereits wieder veraltet ist. Rays Tracks schwellen immer wieder an, werden gar hymnisch im letzten Lied und könnten jeden harten Matrosen zerbrechen lassen. Eigentlich ist hier jemand auf den Affen gekommen um anderen weh zu tun, sie mit Unbequemem zu konfrontieren. Stattdessen entblößt sich die Äffin selbst als eine trostlose Noblesse.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • Burning bride
  • Nocturnal emissions
  • Moksha

Tracklist

  1. Burning bride
  2. Pop song for euthanasia
  3. Shilpa Ray on Broadway
  4. Johnny Thunders fantasy space camp
  5. Oh my northern soul
  6. Nocturnal emissions
  7. Colonel mustard in the billiard room with sheets of acid
  8. Sanitary iPad
  9. Moksha
  10. Pipe dreams ponzi schemes
  11. Hymn

Gesamtspielzeit: 44:55 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Big Sexy Noise
2015-07-02 19:29:30 Uhr
Großartig!

arambol

Postings: 22

Registriert seit 27.11.2014

2015-07-02 17:55:06 Uhr
Absolut großartig.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2015-06-24 22:32:57 Uhr
Frisch rezensiert. Meinungen?
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