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Stephan Bodzin - Powers of ten

Stephan Bodzin- Powers of ten

Herzblut / Rough Trade
VÖ: 05.06.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Drängend und dringlich

Stephan Bodzin weiß, was er tut. Seit Mitte der Neunziger ist er als DJ und Produzent aktiv, seit 2008 auch als Labelbetreiber. Ein Paradebeispiel für Professionalität und Durchhaltevermögen. Ein im positiven Sinne Besessener. Bodzins Sound kennzeichnet sich durch hohe Durchlässigkeit. Auf Basis vordergründiger Kickdrums und oszillierender Basslinien errichtet der Bremer Klangskulpturen von schlichter Schönheit. So begnügt sich "Ix" beispielsweise mit einem minimalistischen Synthieloop, der einem unsteten Grummeln zur Seite steht. Ein Aufbäumen wird angetäuscht, die Gerätschaften ächzen beträchtlich. Doch das Konstrukt hält aus, was es verspricht. Ähnlich feinsinnig sind die Modulationen, die der Produzent im Opener "Singularity" dem Leadsynth angedeihen lässt. Gemäß dem ehernen Minimum-Maximum-Prinzip gewisser Düsseldorfer Techno-Pioniere liegt die größte Spannung im Unscheinbaren.

Einen ausgreifenden Schritt in Richtung Vergangenheit unternimmt auch "Birth". Der zahm beginnende Track verliert sich im Verlauf weniger Minuten in fiebrig flirrenden Triolenkaskaden. Bei aller Liebe zum Detail durchweht das Stück dabei reichlich analoger Charme, vor allem die famosen Filterspielereien sind ein Ohrenschmaus. Erinnerungen an weit zurückliegende Epochen elektronischer Musik werden wach, und Zufriedenheit stellt sich ein. Bodzins Mut zur Polyphonie verdient Anerkennung. Die Reduktion aufs Wesentliche ruft dabei ins Gedächtnis, dass es auch anders geht. Dass man auch ohne effektheischende Haudrauf-Passagen oder bräsig-käsigen Kitsch melodischen Techno machen kann.

So verzichtet der Titeltrack auf eine Bassdrum, ohne dabei in seichte Ambient-Gefilde abzudriften. Zu drängend, zu dringlich sind die sich überlagerndern Klangschichten, als dass Langeweile oder gar der Eindruck von Berieselung aufkäme. Bewusst und bestimmt entlockt der kahlköpfige Knöpfchendreher seinen Maschinen ganz erstaunliche Klänge. Nachzuhören in "Wir", einem elfminütigen Musterbeispiel für kunstvolles Sounddesign. Die klassischen Wurzeln des DJs äußern sich indessen vor allem im Spiel mit harmonischen Progressionen. "Lila" gebiert aus einem eigentlich primitiven Motiv einen nicht versiegenden Strom kleiner Geniestreiche, der in ein furioses Finale mündet. Und "Odyssee" ist naiv-zärtlicher Trance der seelenschmeichelndsten Sorte. Trittsicher wandelt der Hanseate hier auf dem schmalen Pfad zwischen Überwältigung und Understatement. Alles ist da, wo es hingehört. Kein Ballast, keine unnötigen Ablenkungen. Denn Stephan Bodzin weiß, was er tut.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Singularity
  • Birth
  • Powers of ten
  • Wir

Tracklist

  1. Singularity
  2. Ix
  3. Birth
  4. Sputnik
  5. Blue giant
  6. Zulu
  7. Powers of ten
  8. Lila
  9. Odyssee
  10. Wir

Gesamtspielzeit: 77:30 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Hmmmm
2015-06-27 20:08:39 Uhr
Joa klingt eigentlich nicht schlecht.
Recht melidiöser Tech-House halt.
Live isser aber definitiv nicht so der Burner.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2015-06-24 22:22:56 Uhr
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