Flo Morrissey - Tomorrow will be beautiful

Glassnote / Caroline / Universal
VÖ: 12.06.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Teen spirit
Entweder sie kriegt Dich in den ersten anderthalb Minuten oder gar nicht. Flo Morrissey, 20 Jahre jung, instruiert ihr Debütalbum "Tomorrow will be beautiful" bestens mit dem ersten Stück. Der 70s-Folk schimmert bereits durch, Singer-Songwriter-Nummern aus jener Zeit sind ein nicht unwesentlicher Einfluss dieser Platte, und dabei schraubt die Britin ihre Stimme in luftige Höhen. Wer sich bei Kate Bush oder Karen Dalton vokalisch auf die Zunge beißen muss, der wird es wahrscheinlich auch bei der Dame aus Notting Hill in England tun. Für die anderen könnte es Liebe oder zumindest Wonne aufs erste Ohr sein. "Show me the river where we swam / Show me the miles that we ran from ourselves / ... Show me the places where we died / Show me the places we did hide from ourselves." "Show me" soll bereits im zarten Alter von 15 aus ihrer Feder gekommen sein, das kurze Aufflackern düsterer Parameter weicht einem nachsichtigen, verständisinnigen Blick auf die Teenager-Zeit.
Der Albumtitel setzt auf Klarsicht, verspricht Schönheit, und Morrissey wirkt ohnehin in der Musik wie auf dem Cover mit ihren langen, leicht gelockten Haaren eher wie ein Hippiekind, beleuchtet durch die Abendsonne. Jenes Glitzern greift "Pages of gold" auf, wobei es dort mehr um den Reiz des Falschen geht und den schwierigen Prozess des Bewusstwerdens, trotz jener Verlockungen standhaft der Vernunft zu folgen. "Don't give in to your love, cry." Das Stück wäre nicht deplatziert gewesen auf Sharon Van Ettens "Are we there" und ebenso wenig auf Lana Del Reys "Ultraviolence". Elizabeth Grants imaginäre Präsenz liegt neben Momenten stimmlicher Parallelen nicht zuletzt auch in den teils cineastischen Arrangements über den Folk-Song-Gerüsten.
Morrissey balanciert die Silben in "If you can't love this all goes away" und schlängelt sich zu Streichern und Harfe wie Efeu um die Tonleitern von "Betrayed". Mit Hall ummantelt gibt die Britin die Tagträumerin für "Sleeplessly dreaming" und erzählt wunderbar diese Geschichte, überschrieben mit "I only like his hat, not him", die etwas weniger dramatisch instrumentiert daherkommt und gleich angenehm leicht wirkt. Das Gesamtwerk "Tomorrow will be beautiful" schwebt, driftet wohlig umher in einer sepiafarbenen Umlaufbahn, manchmal aber wünscht man sich eine Stecknadel, die sticht, Volumen nimmt und kaum mehr überlässt als Akustikgitarre, Folk-Song und Morrisseys Stimme. Liegt wohl am Nachnamen. Da erwartet man automatisch mehr. Vielleicht sogar mehr als ein zweifelsfrei bezauberndes Debüt.
Highlights
- Show me
- Pages of gold
- If you can't love this all goes away
- I only like his hat, not him
Tracklist
- Show me
- Pages of gold
- If you can't love this all goes away
- Betrayed
- Sleeplessly dreaming
- I only like his hat, not him
- Wildflower
- Why
- Woman of secret gold
- Tomorrow will be beautiful
Gesamtspielzeit: 38:38 min.
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Jennifer Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 4702 Registriert seit 14.05.2013 |
2015-06-17 22:11:07 Uhr
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Referenzen
Lana Del Rey; Sharon Van Etten; First Aid Kit; Kate Bush; Vashti Bunyan; Karen Dalton; Lucy Rose; Simone White; Hope Sandoval & The Warm Inventions; Anaïs Mitchell; Joanna Newsom; Antony & The Johnsons; Devendra Banhart; Basia Bullat; Denai Moore; Charlotte Gainsbourg; Cat Power; Joni Mitchell; Feist; Mirel Wagner; Ane Brun; Lykke Li; Marika Hackman; Jane Birkin; Judy Garland; The Staves; Josephine Foster; Vienna Teng; Natalie Prass; Tim Buckley; Anna Ternheim; London Grammar; Emile Haynie; Evie Sands; Suzanne Vega; Nina Simone; Nick Drake
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