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Yelawolf - Love story

Yelawolf- Love story

Shady / Interscope / Universal
VÖ: 21.04.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Moonshine-Sonate

Es war so etwa um die Jahrtausendwende, da wurde der Südstaaten-Rap als neues Subgenre vor allem von Namen wie Petey Pablo oder Lil' Jon geprägt, deren lyrische Finesse sich auf joviale Exklamationen wie "Yeah!" oder "Yo!" beschränkte. Dass es auch tiefgründiger geht, beweist Michael Wayne Atha aka Yelawolf aus Alabama, dessen aktuelles Album "Love story" ihn in die allgemeine Wahrnehmung und in die US-Charts katapultiert hat. Über von keinem Geringeren als Marshall Mathers alias Eminem produzierten Beats liefert das rappende Tattoo-Gesamtkunstwerk mit gefühlten zwei Prozent Körperfett ein differenziertes Bild der Südstaaten, irgendwo zwischen Alkoholexzessen und Bibelversen. Aggressiv, ehrlich – und ein bisschen schräg.

So beginnt "Love story" mit einer bizarren Alien-Entführungsszene, untermalt von Patsy Cline. In "American you" betrachtet Yelawolf wie ein Außerirdischer das gottesfürchtige, geldversessene Amerika. Über ein sicher nicht zufälliges Tom-Petty-Gitarrenriff singt er seine Verachtung für die Seifenblasen-Welt der oberen Mittelschicht heraus, die so gar nichts mit seiner Realität als Halbcherokee-Sprössling einer Teenage-Mum zu tun hat. Wie die aussieht, erzählt er in "Whisky in a bottle", während die Gitarre düsterer, der Ton aggressiver wird: "Spittin' shotgun pellets / Out of my fuckin' chili bowl / But am I a Hillbilly? No", spuckt Atha nicht ohne Stolz auf seine White-Trash-Wurzeln ins Mikro. Er rüttelt den amerikanischen Traum unsanft wach, die einsetzende Katerstimmung wird in "Empty bottles" spürbar. Aber die Erlösung wartet schon, und so liefert der 35-Jährige in "Best friend" eine Hymne auf seine verquere Liebe zu Gott, wobei Eminem als – etwas fahler – Gastrapper zu hören ist.

Zwischen den harten Beats ist vor allem Folk das stilprägende Element, wie es schon die mit Ed Sheeran produzierte EP "Slumdon bridge" andeutete. "Devil in my veins", "Disappear" und "Have a great flight" warten mit Akustikgitarren auf und erinnern eher an Townes Van Zandt als an Slim Shady, anstatt zu rappen, singt Atha hier lieber, und das gar nicht mal schlecht. Bei "Till it's gone" wird es dann so richtig sumpfig, Dobro und Westernbeat untermalen die persönliche Unabhängigkeitserklärung: "Don't wanna carry your heavy load / I'm not the road that you take when you're lookin' for a short cut, uh." Das dazugehörige Video ist eine beinahe dreiste Hommage an die Bildsprache der HBO-Serien "True detective" und "True blood", die genau wie "Love story" die dunklen Winkel der amerikanischen Südstaaten beleuchten.

Auch wenn "Love story" nicht die poetische Größe von Kendrick Lamars "To pimp a butterfly" besitzt, besticht dieses Album dennoch mit einem gelungenen Stilmix zwischen Rap, Country, Folk, Rock und einer ganz eigenen Metaphorik, mit der Yelawolf seinem "Slumerica" ein Liebeslied schreibt. Und so verabschiedet er sich mit den psychedelischen Zeilen "This old jar of moonshine / Is but two fine lines on a blank sheet but so far / These two lines point directly to my home on the mothership sonar", nimmt einen großen Schluck aus dem Marmeladenglas voll Selbstgebranntem und wischt sich die motorölverschmierten Hände an der rot-weiß-blauen Flagge ab.

(Martina Bähring)

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Highlights

  • American you
  • Till it's gone
  • Johnny Cash

Tracklist

  1. Outer space
  2. Change
  3. American you
  4. Whiskey in a bottle
  5. Ball and chain (Interlude)
  6. Till it’s gone
  7. Devil in my veins
  8. Best friend
  9. Empty bottles
  10. Heartbreak
  11. Tennessee love
  12. Box Chevy V
  13. Love story
  14. Johnny Cash
  15. Have a great flight
  16. Sky’s the limit
  17. Disappear
  18. Fiddle me this

Gesamtspielzeit: 74:44 min.

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