Abram Shook - Landscape dream
Western Vinyl / Cargo
VÖ: 08.05.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 10/10
Mal es auf!
Die Zeilen, die Abram Shooks zweites Album "Landscape dream" eröffnen, stellen sich entschlossen auf die Seite der Natur: "Hand of nature cuts a trail / It never fails", heißt es im Opener "Never die", dessen anschmiegsame Lounge-Atmosphäre einen Anklang von Sonnenaufgang spürbar macht. Auf den ersten Blick wirkt das Lied beinahe weichgespült in seiner Lässigkeit und steht in Widerspruch zur ernsten Thematik. Das "never" wird so unerhört vielsilbig vorgetragen, dass das besungene zerstörerische Potenzial der Natur beinahe unbemerkt bleibt. Dennoch, meint zumindest Shook, ist es eine angemessene Haltung, sich Achtung gegenüber der besitzergreifenden Zivilisation zu verschaffen. Mit Hilfe von vier weiteren Musikern legt er ein Jahr nach dem Debüt "Sun marquee" den Nachfolger "Landscape dream" vor, eine Kombination aus souliger Wärme, psychedelischer Weltumrundung und Lo-Fi-Garagerock.
Nach dem anstrengendem Touralltag, den er mit Shearwater bewältigt hatte, benötigte Shook eine Phase der Selbstreflexion. Für einen längeren Zeitraum, der dem Schreibprozess des neuen Albums vorangegangen war, verweilte er daher in der abgeschiedenen Natur. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass "Landscape dream" ein aus der Zeit gefallener Sound anhaftet und wirkt, als sei die Musik von jeglicher moderner Technologie abgeschirmt worden. Gerade "Find it" scheppert in Lo-Fi-Ästhetik vor sich hin und hält sogar eine seltsame Orgel-Melodie bereit. "Chelsea walls" ist ein mit Kopfstimme vorgetragener Hit, dessen herausstechende Vokalharmonie auf einen trägen Basslauf trifft, der in seiner Schluffigkeit auch Gonjasufis "A Sufi and a killer" gut zu Gesicht gestanden hätte. Und "Get gone" ist der anschmiegsamste Wattebausch in Sachen Wohlfühl-Atmosphäre, sobald Shook gleichmütig verkündet: "Oh baby you’re a star / Get up and get gone."
Ohne jeglichen Druck von außen erkennen zu lassen, feilt Shook an einer Welt, deren vordergründige Komplexität sich in der einfühlsamen Kunstfertigkeit von "Landscape dream" auflöst. "Beach glass" macht es vor: "If you can’t describe it / Draw a picture instead." Der Schlüssel zum Verständnis liegt bereit, sobald man im Einklang mit der Natur handelt. Dieser Rückbezug bleibt Shooks Grundlage, egal ob man nun barfuß eine Nacht am Strand verbringt, wie "Beach glass" zu andächtigem Keyboard vorschlägt, oder ob man in "Arrows" auf einer Wiese eskapistischen Idealen nachträumt. Paradoxerweise schöpft "Landscape dream" gerade aus der betonten Lässigkeit seine Ernsthaftigkeit. Ist man sich der Ratschläge dieses Albums bewusst, ist das Leben leicht, suggeriert Shook. Du kannst auch einfach ein Bild malen. Und wenn Du selbst das nicht kannst, hilft man Dir in der Ergotherapie.
Highlights
- Never die
- Chelsea walls
- Receiving you
- Get gone
Tracklist
- Never die
- Chelsea walls
- Vessel
- Beach glass
- Receiving you
- Get gone
- 5 a.m. tribute
- Find it
- Perfect
- Understood
- Arrows
- Jaw
Gesamtspielzeit: 42:25 min.
Referenzen
Shearwater; The Low Lows; Dungen; Moon Duo; Wooden Shjips; Dirty Projectors; Sandro Perri; The Radio Dept.; Fever The Ghost; The Holydrug Couple; The Sea And Cake; Broken Social Scene; Kevin Drew; Brendan Canning; K.C. Accidental; The Besnard Lakes; The Beatles; David Bowie; Efterklang; Joni Mitchell; Nick Drake; Tops; Gonjasufi; Beach House; Rhodes; It Is Rain In My Face.; Champs; Daytona; The Canon Logic; Shuggie Otis; Serge Gainsbourg; Chico Buarque
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