Richard Ashcroft - Human conditions
Hut / Virgin
VÖ: 21.10.2002
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Wackeldackel
Ein bißchen spät dran ist er ja schon, der Richard. Schließlich hat unser aller Hörbi erst vor kurzem das umfassendste Statement zum Thema menschliche Befindlichkeit abgegeben, das man sich denken und wünschen kann: "Und der Mööönsch heißt Mönsch, weil er..." - Ihr wißt schon! Nichtsdestotrotz schickt sich jetzt auch noch der sympathisch-unsympathische Ex-Verve-Frontmann an, das Innenleben des Homo sapiens zu erkunden. Entschuldigung, wo geht's denn hier zur Seele?
Unnötig zu erwähnen, daß den Briten nicht das Innere des Otto Normalverbrauchers interessiert, sondern zuallererst sein eigenes. Um das er höchst besorgt scheint: "I'm alone, I am weak / I am lost, I don't know who I can trust" - nicht gerade die optimistische Art, ein Album zu eröffnen. Und wenn er schon um Vertrauen ringt, muß man Ashcroft leider gleich mit auf den Weg geben: Hättest Du bloß endlich wieder auf Deine eigenen Stärken vertraut. Die Fähigkeit, jene "Urban hymns" zu schreiben - Hymnen des kleinen Mannes, die in Melodie baden und in der Scheiße des Lebens. Die von der Tristesse der Großstadt berichten und von der Freude an der eigenen Depression.
Doch oh weh. All seine Stärken sind dem britischen Wanderprediger offenbar endgültig verloren gegangen. War schon "Alone with everybody" unterm Strich alles andere als ein Meisterwerk, mäandern nun Schlafmittelschnulzen wie "Buy it in bottles" oder das von Beach Boy Brian Wilson begleitete "Nature is the law" dermaßen zäh und ziellos umher, daß man dem armen Briten am liebsten Wegweiser aufstellen möchte: Schau mal, Richard! Da geht's zum Ende des Songs! Aber er will nicht hören. Und irrt durch zehn Schleicher im zumeist untersten Tempobereich. Die inständige Hoffnung: Das Album wächst bestimmt noch. Muß wachsen! Die traurige Erkenntnis: Da wächst gar nichts. Außer der Langeweile.
Traurig aber wahr: Auf seinem zweiten Soloalbum ist bei Richard Ashcroft nicht mehr nur keine klare Frisur, sondern auch keine klare Linie zu erkennen. Der Opener "Check the meaning" knüpft zwar noch recht gelungen an "A song for the lovers" an und hält acht Minuten die Spannung aufrecht. Und auch bei "Man on a mission" hört man den Ausführungen des selbsternannten Missionars einigermaßen gebannt zu. Alles andere jedoch ist schwermütiger, übernatürlicher Balladeneinheitsbrei, dickflüssig und pappsüß statt lockerflockig und bittersweet. Dabei läßt sich nicht verleugnen, daß Richards Selbstfindungsreise wenigstens im Ansatz interessant wäre. Eigentlich wäre Ashcroft genau der Typ, von dem man sich für einen kleinen spirituellen Trip ins Ich und Überich an die Hand nehmen lassen würde. Wenn er sie denn reichen würde. "I saw God in a number" singt er. Und winkt uns nichtsahnend aus einer "0815" zu.
Highlights
- Check the meaning
- Man on a mission
Tracklist
- Check the meaning
- Buy it in bottles
- Bright lights
- Paradise
- God in the numbers
- Science of silence
- Man on a mission
- Running away
- Lord I've been trying
- Nature is the law
Gesamtspielzeit: 54:57 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Loam Galligulla |
2006-07-27 17:14:11 Uhr
Nä, das wird doch viel zu teuer. |
A Man Called Sun |
2006-07-27 17:08:47 Uhr
Amazon.us |
Loam Galligulla |
2006-07-26 02:16:28 Uhr
Der ist so schön Elvis like. |
Loam Galligulla |
2006-07-25 14:34:44 Uhr
Ich suche preisgünstig die US Version von HC auf der "The Miracle" drauf ist. Kann mir jemand weiterhelfen? Bei CD-Wow.de gibts die leider nicht, obwohl die oft Bonus tracks auf ihren Import CD's haben. |
Nicky |
2006-06-16 15:38:40 Uhr
Ja, das sehe ich ähnlich. Keys to the World ist mit weitem Abstand sein miesestes wie ich schon im dazugehörigen Thread kund gab. Hier ist er noch mit ganzer Seele dabei, tolle Lyriken und nicht der Anflug von Kitsch. Bombastisch ja, aber stets songdienlich. Nicht so ein Haufen Schrott wie "world keeps turning", "words just get in the way", "simple song", "cry til the morning" oder vor allem "why do lovers?". |
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Referenzen
The Verve; The Shining; Andreas Johnson; Bernard Butler; Paul Weller; Ocean Colour Scene; Manic Street Preachers; Geneva; Pulp; Suede; Gay Dad; Remy Zero; Embrace; Spiritualized; Ian Brown; Morrissey; The Smiths; Keith Caputo
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