Soak - Before we forgot how to dream

Rough Trade / Beggars / Indigo
VÖ: 29.05.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Fuchsteufelsmild
Man könnte bei Bridie Monds-Watson den Wunderkind-/Jungtalent-Baukasten anwenden. Mit xy Jahren schon blabla, es folgten blublub, jetzt das Debütalbum, dabei ist sie gerade erst yz. Und irgendwie stimmt das ja auch. Aber belassen wir es dabei, dass die 19-Jährige hier Songs versammelt, die teilweise schon einige Jahre auf dem Buckel haben, von Problemen und Sorgen der Teenagerzeit erzählen, allerdings in sehr reflektierter Form. In einem Alter, in denen manche mit drei Mann auf einem Moped betrunken und ohne Helm durch die Gegend düsen, tritt Soak einen Schritt zurück, beobachtet und plädiert beispielsweise in gläsernen Zeiten für Anonymität: "Come on, come on, be just like me / Be a nobody."
Ausgerechnet. Erlangt ihre Person doch gerade mehr Aufmerksamkeit, als es ihr lieb ist. Die Irin spielt nun nicht mehr in den kleinen Klitschen ihrer Heimat, denn plötzlich ist da ein um ein Hundertfaches größerer Hörer- und Interessentenkreis. Um so vielsagender, dass "Before we forgot how to dream" nach der einminütigen Reverb- und Field-Recording-trunkenen Eröffnung "My brain" eben sagt: Sei ein Niemand, ein Normalo, "Be a noBody". Dabei treffen an Monds-Watsons Seite akustische und elektrische Gitarre aufeinander und schieben das Singer-Songwriter-Stück zart gen Dream-Pop. "A teenage heart is an unguided dart / We're trying hard to make something of what we are."
Soak ist ein Kunstwort aus Soul und Folk und das Debüt wird dem Namen nur selten gerecht. Lediglich für "Sea creatures" spielt ein smoothes Soul-Drumming auf, und Monds-Watson kümmert sich um einen Freund und dessen ignoranten, verletzenden Dunstkreis: "I pray for you / And you know, I don't like Jesus!" Eine erste, zierliche Drohkulisse aus gepanschtem Becken, Bass, Gitarre und Ben Howard im Gedächtnis zieht "24 windowed house" hoch, das auch wieder von den umfangreich eingesetzten Field-Recordings durchsetzt ist: dieses Rauschen, das sich durch die Interludes zieht und den Lo-Fi-Touch von "Before we forgot how to dream" abrundet.
Dank verliebt klimpernder Piano-Hook mausert sich "Garden" zum Hit und mit Hilfe des Drumkits in "Hailstones don't hurt" grätscht Soak Daughter und Beach House ins Zwerchfell. Nimmt man die nackte Präsenz von "Blind" als Referenz, scheint den Tracks zwischen Singer-Songwriter, Folk, Alternative und Shoegaze-Überresten viel Hall gegeben und etwas Rohheit genommen worden zu sein. Aber vielleicht ist das Stück auch das eine Extrem, da dem Debüt der 19-Jährigen nach wie vor bei aller Ausgefuchstheit viel Ungeschliffenheit innewohnt, die im schwankenden Trio aus Geige, Gitarre und Monds-Watsons Stimme in "Oh brother" gipfelt. Aber es wirkt wie ein Torkeln zwischen Jugend und Erwachsensein. Und näher kann man nicht an Bridie Monds-Watson sein.
Highlights
- B a noBody
- Sea creatures
- Garden
- Oh brother
Tracklist
- My brain
- B a noBody
- Blud
- Wait
- Sea creatures
- A dream to fly
- 24 windowed house
- Garden
- Shuvels
- Hailstones don't hurt
- Reckless behaviour
- If everyone is someone - no one is everyone
- Oh brother
- Blind (Hidden Track)
Gesamtspielzeit: 42:22 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Tropical |
2015-06-04 21:16:48 Uhr
Es gibt übrigens noch weiter Songs von SOAK. Diese Songs befinden sich auf 3 der 4 EPs, die vor dem Album veröffentlicht wurden. Besonders interessant sind da die älteren EPs (von 2012) "Trains" und "Sea Creatures", da von den 6 Songs nur Einer (aber in einer anderen Version) auf dem Album ist. Auf der "Blud EP" sind 2 der 4 Songs nicht auf dem Album. Das sind "Explosions" und "Blud (Chvrches Remix)"Ein Geburtsdatum von SOAK ist im Internet schwer zu finden. Auf Twitter kann man aber durchaus fündig werden. Ich war dieses Jahr (am 23.04.2015) in Berlin auf einem Konzert von SOAK und hatte hinterher noch kurz die Gelegenheit mich mit ihr zu unterhalten. Bei dem Gespräch hat sie mir u. A. verraten wann sie Geburtstag hat. SOAK geht im Herbst übrigens wieder auf Europa-Tour und spielt im deutschsprachigen Raum insgesamt 7 Konzerte (5 in D, 1 in Ö, 1 in CH). Genaue Tour-Termine findet ihr hier https://scontent-fra3-1.xx.fbcdn.net/hphotos-xat1/v/t1.0-9/11393168_982696821761159_2099569452071889574_n.png?oh=9c8700295a4c810bd0e0d7dd747fe06d&oe=56025F3B Die Karten für die 5 Konzerte in Deutschland sind u. A. bei Eventim erhältlich und kosten dort maximal 21,00 €. |
Stephan Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 996 Registriert seit 11.06.2013 |
2015-06-04 20:05:37 Uhr
Na toll, im Stream, den ich zur Verfügung hatte, hieß der Song "Hailstones don't work".Besser ich gleich aus. Album kratzt für mich auch an der 8/10. Aber eben bei 7,4/10. |
oliver |
2015-06-04 19:39:46 Uhr
hailstones don't hurt heißt das liedund ich finde das album hätte ruhig acht punkte verdient. da hört man das potenzial an allen ecken und enden. und oft genug wird das potenzial auch gleich genutzt und in gold verwandelt. |
Stephan Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 996 Registriert seit 11.06.2013 |
2015-06-04 13:15:50 Uhr
Danke für den Hinweis, habe ich mal geändert. Ich hatte unterschiedliche Angaben zu ihrem Alter, allerdings kein Geburtsdatum. Waren die falschen 50 Prozent :-) |
Tropical |
2015-06-04 12:53:15 Uhr
Das ist eine nette Rezension des Albums, dass mir persönlich sehr gefällt. Ein inhaltlicher Fehler ist mir aber aufgefallen. SOAK ist nämlich bereits seit einem Monat 19 Jahre alt. Ich frage mich wieso in deutschen Artikel immer steht, dass sie erst 18 ist. Da schreibt wohl einer vom anderen ab ... Übrigens Live sind viele ihre Songs noch besser. |
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Referenzen
Alise Joste; Emily Haines; Marika Hackman; Daughter; Lucy Rose; Scout Niblett; Emily Jane White; Cat Power; Mazzy Star; Laura Gibson; Julia Stone; Feist; Keaton Henson; Laura Marling; Karen O; Gemma Hayes; Nadine Shah; Tracy Chapman; Ben Howard; Gabriella Aplin; Big Fox; Beth Orton; Strand Of Oaks; Angel Olsen; Eleni Mandell; Smog; Bill Callahan; Beach House; Lykke Li; Aimee Mann; José González; Willis Earl Beal; Teitur; Elliott Smith; Sufjan Stevens; Courtney Barnett; Azure Ray; Iron & Wine; Bill Callahan; Nick Drake; Torres
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