FFS - FFS
Domino / GoodToGo
VÖ: 05.06.2015
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Des Kaisers neue Begleiter
Viele haben es versucht. Niemand ist daran zerbrochen, aber nur auf Ben Gibbard und Jimmy Tamborello möchte man nicht verzichtet haben. Dass eine Supergroup etwas Neues oder, wie es in Marketing-Tourette heißt, nie Dagewesenes erschafft, ist trotz großer Namen eher ungewöhnlich. Die Musiker verstehen ihr Handwerk. Ein bisschen Flickschusterei hier, ein bisschen Kreativ-Input da – fertig ist das Album.
Jetzt also FFS, bestehend aus Franz Ferdinand und Sparks. Sparks gibt es schon zu lange, um zu sagen, man kenne sie nicht. In einem halben Jahrhundert haben die Mael-Brüder mindestens einen großen bandeigenen Genrebruch und mehrere kleine überlebt, bis sie 2004 der Legende nach im tiefen Westen der USA auf Alex Kapranos und seine Truppe trafen. Franz Ferdinand feierte die 2000er Indie-Generation auch ganz allein als super Gruppe und Sparks malten sich vielleicht schon damals das Musical "The seduction of Ingmar Bergman" für den schwedischen Rundfunk aus. Beide Bands waren sich auf Anhieb sympathisch, tauschten Nummern aus und beschlossen, gemeinsame Sache zu machen. Zehn Jahre später, das Sparks-Musical war längst im schwedischen Radio gelaufen und Franz Ferdinand versuchten an den Erfolg der ersten Stunde anzuknüpfen, trafen sie sich wieder, um wieder im Westen in 15 Tagen ein Album aufzunehmen. Etwas Neues sollte es sein. Etwas nie Dagewesenes.
Um es vorweg zu nehmen: Natürlich ist "FFS" das nicht. Wenn Sparks zusammen mit Franz Ferdinand gemeinsame Sache machen, dann klingt das Resultat nicht nach den Beatles der Zukunft, sondern eben schlicht und ergreifend nach diesen beiden Bands. Kapranos steigert seinen Wortschwall stoisch zum New-Wave-Beat, wie man es seit 2004 von ihm kennt. Sparks bleiben ihrem eigentümlichen Synth-Pop und Glam-Rock treu wie zu schönsten Flowerpower-Zeiten. Wie mit dem Seziermesser getrennt und wieder zusammengeflickt stehen auf diesem Album die Stilrichtungen nebeneinander. Kein Schmelztiegel, sondern ein Bandentwurf, in dem jeder seiner Linie treu bleibt und kaum einen Millimeter vom schon Dagewesenen abweicht.
Das ist nicht zwangsweise erschöpfend. "FFS" vermittelt den Eindruck, als würden sich Jungs aus zwei Stadtteilen zum Kicken treffen. Mal geht es etwas ruppig zu, mal ist das Zusammenspiel etwas unausgereift, aber dass sie keinen Spaß an der Sache hätten, kann man nicht behaupten. Bereits der Opener "Johnny Delusional" illustriert das Seltsame an dieser Zusammenarbeit: "Words are in my head / But I can't enunciate them clearly", und später noch zwiegespaltener: "Some might find me borderline attractive from afar / But afar is not where I can stay and there you are."
Haben bei "Call girl" klar Franz Ferdinand die Songhoheit inne, geht "Dictator's son" auf das verspielte Pop-Oper-Universum von Ron und Russell Mael zurück. Die obligatorische Ballade "Little guy from the suburbs" saugt das Tempo auf, entlädt es darauf in "Police encounters", wo die Verschmelzung beider Bands am glaubwürdigsten klingt. FFS spielen sich durch ihr Supergroup-Dasein zwischen japanischen Hello-Kitty-Uzis bei "So desu ne" und dem Wechselgesang von "Power couple", bis im ungemein angestrengt wirkenden und in seiner Wirkung anstrengenden Song "Piss off" die Scheidung eingereicht wird. Bereits kurz zuvor hieß es schließlich: "Collaborations don't work / I'm gonna do it all by myself." Ein ironisches Eingeständnis, verpackt in ein weitschweifiges "Bohemian rhapsody"-Kabarett. Und so bleibt dieses Album am Ende ein Intermezzo, das sich nahtlos zwischen alle Supergroups der Musikgeschichte einreiht. Irgendwo zwischen etwas nie Dagewesenes und die Realität.
Highlights
- Johnny Delusional
- Call girl
- Police encounters
- So desu ne
Tracklist
- Johnny Delusional
- Call girl
- Dictator's son
- Little guy from the suburbs
- Police encounters
- Save me from myself
- So desu ne
- The man without a tan
- Things I won't get
- The power couple
- Collaborations don't work
- Piss off
Gesamtspielzeit: 46:56 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Gordon Fraser Postings: 2725 Registriert seit 14.06.2013 |
2017-02-14 18:12:33 Uhr
Immer noch ein starkes Album, das viel Spaß macht. |
rollator Postings: 662 Registriert seit 14.06.2013 |
2015-07-06 10:17:14 Uhr
geht so. Die Kollabo passt von der Idee her natürlich sehr gut zusammen, aber das Ergebnis überzeugt mich nicht durchgängig. Bei Little Boy from the Suburbs etwa macht sich am ehesten noch Langeweile breit. |
manfredson Postings: 438 Registriert seit 14.06.2013 |
2015-06-10 18:20:27 Uhr
Tolles Album. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten wird es regelrecht großartig - "Police Encounters", "Save Me from Myself", "The Man Without a Tan" und "The Power Couple" sind für mich die Highlights. "Collaborations Don't Work" ist sonderbar und wirkt zusammengestückelt, was aber wohl genau so beabsichtigt war. Wenn man "So Desu Ne" ausblendet ein Album ohne nennenswerte Schwächen. |
Gordon Fraser Postings: 2725 Registriert seit 14.06.2013 |
2015-06-09 08:37:23 Uhr
"Police Encounters" gefällt mir schon mal sehr gut. Klingt nach einer spaßigen Platte. |
Mister X Postings: 3401 Registriert seit 30.10.2013 |
2015-06-06 22:51:03 Uhr
super platte. stellt die beiden letzten ferdinand alben in den schatten. hatte mir unter der kollabe eig nichts erhofft. einfach mal in power couple reinhoeren.8/10 |
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Referenzen
Franz Ferdinand; Sparks; Kaiser Chiefs; Mother And The Addicts; Arctic Monkeys; The Fratellis; The Rifles; We Are Scientists; Moving Units; Ima Robot; The Robocop Kraus; Dog Die In Hot Cars; Little Man Tate; The Rakes; The Maccabees; Maximo Park; The Futureheads; Vampire Weekend; Correcto; The Cribs; Hot Club De Paris; The Wombats; The Hoosiers; Foals; Halfnelson; Queen; Pet Shop Boys; The Buggles; Bee Gees; ABC; Roxy Music; The Format; Poni Hoax; Morrissey; Pulp; Scissor Sisters; Under The Influence Of Giants; Electric Light Orchestra; Mika; The Crash; The Magnetic Fields; The Divine Comedy; Babylon Zoo; The Tiger Lillies; The Feeling; Andrew Lloyd Webber; The Polyphonic Spree; John Miles; Neil Diamond; Talking Heads; David Bowie; The Beach Boys; Randy Newman; Giorgio Moroder; Marc Moulin; The Kinks; The Move; Pink Floyd