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Rocko Schamoni & L'Orchestre Mirage - Die Vergessenen

Rocko Schamoni & L'Orchestre Mirage- Die Vergessenen

Staatsakt / Caroline / Universal
VÖ: 22.05.2015

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Konzerte sind dazu da, abgesagt zu werden

Die Ausgangssituation für das Album "Die Vergessenen" wartet mit einem grotesken Twist auf: Rocko Schamoni darf für ein Theaterfestival ein Abendprogramm entwerfen, eine Big Band wird ihm zur Seite gestellt. Was für ein perfekter Rahmen, dem Vergessen anheimgefallene Lieder der deutschsprachigen Pop-Historie eine letzte Aufwartung zu machen, findet Schamoni. Noch schnell zigtausend Euro gesammelt, um die opulent aufbereiteten Swing-Cover im Anschluss auf Platte zu pressen, damit einen Beitrag zur musikalischen Erinnerungskultur und zu Aus-der-Versenkung-Befreien geleistet werden kann. Blöd nur, dass die Auftraggeber den nostalgischen Abend kurzerhand abblasen. Passend aus dem Zusammenhang gerissen treffen die Zeilen aus seiner Eigenkomposition "Schmerzen" den Kern der Entstehungsbedingungen von "Die Vergessenen", welches mit zweijähriger Verspätung natürlich doch das Tageslicht erblickt: "Was mich nicht bricht / Das macht mich stärker, jeden Tag." Denn die Veröffentlichung der gemeinsamen Arbeit von Schamoni und L'Orchestre Mirage muss man sich deshalb noch lange nicht nehmen lassen.

Eingerahmt von Ennio Morricone und John Barry und garniert von zwei eigenen Stücken, verleiben sich Rocko Schamoni & L'Orchestre Mirage "Die Vergessenen" ein. Sie polieren Ton Steine Scherben mit Swing-Hochglanz und stellen deren subversivem Potenzial Freiwillige Selbstkontrolle und GUZ' "Die geheime Weltregierung" zur Seite. Von Manfred Krug borgen sie sich die flapsig dahergesungenen Zeilen "Da wollte ich zu Dir, Dir meine Liebe bringen / Schade, dass Du nicht da bist."

"Die Vergessenen" changiert thematisch zwischen Gesellschaftskritik, schiefhängendem Haussegen, Banalitäten und dem großen Ganzen und weigert sich in dieser Hinsicht standhaft, auch nur eine Unze Balance zu schaffen. In "Rom" von Saal 2 verlegt Schamoni eine auseinanderbrechende Beziehung kurzerhand in seinen Magen-Darm-Trakt, und er guckt dabei unter Garantie trotz schiefem Grinsen unanständig ernst. Denn diese dreieinhalb Minuten beleuchten das Miteinander besser als es ein Paartherapeut nach 20 quälenden Sitzungen analysieren könnte. "Morgenlicht" gerät einerseits zu einer Wohltat, da das Klimperklavier und das seltsam verstimmte Gitarrensolo von Ton Steine Scherben einem zwingenden Bläser- und Geigen-Arrangement gewichen ist. Andererseits kommt Rio Reiser im originalen "Morgenlicht" so nah, als hätte er das Mikrofon bereits halb zerbissen, noch bevor er dem Hörer eine eindringlichere Gänsehaut verpasst. Daher ist Schamonis dünnere Stimme kein adäquater Kritikpunkt. Vielmehr ist das Originalmaterial über die Jahre bereits mit so viel Bedeutung aufgeladen, dass selbst eine nonchalante Neu-Interpretation den Liedern keine neuen Impulse abringen kann. Letztlich liegt's aber an der eigenen Einstellung, denn in "Schmerzen" bringt's King Rocko Schamoni einmal mehr auf den Punkt: "Und wenn Du Dich drauf einlässt / Wird's am Ende gu-hut."

(Henrik Beeke)

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Highlights

  • Die geheime Weltregierung (GUZ)
  • Was kostet die Welt (F.S.K.)
  • Morgenlicht (Ton Steine Scherben)

Tracklist

  1. La moglie più bella (Ennio Morricone)
  2. Rom (Saal 2)
  3. Die geheime Weltregierung (GUZ)
  4. Angela
  5. Loswerden (Die Regierung)
  6. Was kostet die Welt (F.S.K.)
  7. Michelangelo Anonioni (Caetano Veloso)
  8. Morgenlicht (Ton Steine Scherben)
  9. Früh war der Tag erwacht (Manfred Krug)
  10. Ist das wieder so 'ne Phase (Lassie Singers)
  11. Schmerzen
  12. Das Zelt (Jeans Team)
  13. Who will buy my yesterdays (John Barry)

Gesamtspielzeit: 50:53 min.

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User Beitrag

rollator

Postings: 662

Registriert seit 14.06.2013

2015-05-23 12:39:02 Uhr
Viel zu schlecht weggekommen. 7 ist drin.

Boognish

Postings: 6

Registriert seit 14.06.2013

2015-05-20 22:38:45 Uhr
Henrik Beeke verwechselt Manfred Krug mit Rainer Hunold oder (das wäre allerdings dann schon etwas bizarr) Günter Strack.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 24610

Registriert seit 08.01.2012

2015-05-20 21:56:51 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen?
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