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Paradise Lost - The plague within

Paradise Lost- The plague within

Century Media / Universal
VÖ: 29.05.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Alt macht neu

So unterschiedlich können also Reaktionen auf ähnlich gelagerte Nebenprojekte ausfallen. 2011 begründet Paradise-Lost-Gitarrist Greg Mackintosh das Projekt Vallenfyre. Zum einen, um den Tod seines Vaters zu verarbeiten, zum anderen aber auch, um mit düsterem Doom-Death seinen musikalischen Wurzeln zu frönen, die er in seiner Hauptband lange nicht ausleben konnte. Und Kritiker und Fans feierten das Projekt dermaßen ab, dass 2014 mit dem großartigen "Splinters" gleich ein Nachfolgealbum hinterher geschoben wird. Als nun aber ebenfalls im vergangenen Jahr klar wurde, dass Nick Holmes, Frontmann der Briten, den vakanten Sängerposten bei der Death-Metal-Supergroup Bloodbath übernehmen sollte, hagelte es Proteste – vor allem wurde Holmes' Glaubwürdigkeit als Death-Metal-Shouter in Abrede gestellt. Nun, letzten Endes entpuppte sich der vermeintliche Shitstorm als laues Lüftchen. Was jedoch als Fakt für Paradise Lost bleibt, ist die Tatsache, dass die für das Songwriting maßgeblichen Köpfe der Band neuen Spaß an überaus ruppigen Klängen gefunden zu haben scheinen.

Genau das nämlich merkt man "The plague within" umgehend an. Schon die ersten Zeilen von "No hope in sight" werden von Holmes herausgefaucht, wie er es seit "Gothic" nicht mehr getan hat. Allerdings nur, um kurz darauf der überraschten Hörerschaft mittels geradezu poppigen Klängen ein schwarz verhülltes "Ätsch" entgegen zu werfen. Genau damit jedoch gibt "No hope in sight" die Marschroute vor, die "The plague within" im weiteren Verlauf auszeichnen wird – nämlich die Symbiose aus den ruppig donnernden Sounds der frühen Phase der Band Anfang der Neunziger und melodiösem Dark Metal der Neuzeit. Wie ernst es den Briten damit ist, zeigt "Terminal". Minimal produziert, fast schon rumpelig donnern die Riffs aus den Boxen, dazu röhrt Holmes wie ein Zwanzigjähriger. Das ist kein neues "As I die", keine Frage, aber Fans der ersten Stunde, die so manche orientierungslose Platte ertragen durften, dürfte diese Dampframme ein Grinsen ins Gesicht prügeln.

Gänzlich old school ist dann "Beneath broken earth". Zäh walzt ein unsagbar düsteres Riff alles nieder. Und hinterlässt genau die verbrannte Erde, auf der Holmes seine Vocals errichtet, monumental wie... ja, wie eigentlich? Tatsächlich, man muss schon bis zum Debütalbum von 1990 zurückwandern, um zu erkennen, dass Paradise Lost ihre Wurzeln so radikal wie nie aufdecken. Das gilt zunächst auch für "Victims of the past", doch hier sorgt die ansonsten angenehm reduzierte Produktion dafür, dass das gut gemeinte Orchester ziemlich brutal niedergeknüppelt wird. Wesentlich wirkungsvoller ist diese Härte-Renaissance im Hause Paradise Lost bei "Flesh from bone", das neben wüsten Rasereien zudem durch geschickte Tempoverschleppungen und sakrale Chöre zu überzeugen weiß.

Ganz klar, Stilanpassungen sind immer eine zwiespältige Sache. Während die einen bejubeln, dass sich eine Band neu erfindet oder neue Grenzen ausloten will, reden die anderen von Anbiederei, Ausverkauf oder ähnlichen Vorwürfen. Paradise Lost waren immer eine Band, die einer stilistischen Ausrichtung nach spätestens zwei Alben überdrüssig waren. Bereits mit "Tragic idol" hatten die Briten 2012 den Härtegrad merklich angezogen. Und doch verblüfft die Brutalität, mit der die Band heuer zu Werke geht, dabei immer wieder die frühe Doom-Phase zitiert. Trotzdem bleibt Raum für feinen Düstermetal wie in "Cry out" oder ganz großes Drama wie beim abschließenden "Return to the sun". Wie so oft wird es Kritiker geben, die Paradise Lost diese neue, im eigenen Vergleich ultrabrutale Phase nicht abnehmen. Die Orientierungslosigkeit von Platten wie "Believe in nothing" ist allerdings längst passé, im Gegenteil: Mit "The plague within" liefern die Briten genau das Album ab, das sie abliefern wollten. Und dass sie dabei so manche Erwartungshaltung pulverisieren, ist 25 Jahre nach "Lost Paradise" ihr verdammtes Recht.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • No hope in sight
  • Beneath broken earth
  • Cry out

Tracklist

  1. No hope in sight
  2. Terminal
  3. An eternity of lies
  4. Punishment through time
  5. Beneath broken earth
  6. Sacrifice the flame
  7. Victims of the past
  8. Flesh from bone
  9. Cry out
  10. Return to the sun

Gesamtspielzeit: 50:15 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Klaus

Postings: 11957

Registriert seit 22.08.2019

2025-05-29 21:06:30 Uhr
Übrigens bald auf tour, mit Messa als Support.

Huhn vom Hof

Postings: 9104

Registriert seit 14.06.2013

2025-05-29 20:29:57 Uhr
Ich kenne nicht alle PL-Alben, aber ich mag vor allem "Icon" und "One Second". In "The Plague Within" werde ich mal reinhören.

nagolny

Postings: 2080

Registriert seit 06.11.2022

2025-05-29 19:47:41 Uhr
Für mich ist das auch eines der stärksten Werke der Band und damit ganz klar über einer neun von zehn. Ob glatte oder knappe zehn Zähler hängt von meiner Stimmung ab.

Die Rezension hier finde ich sehr gelungen, bis auf die Note dazu. = |

HELVETE II

Postings: 2446

Registriert seit 14.05.2015

2015-11-21 17:02:49 Uhr
Kommt mit 7/10 eindeutig zu schlecht weg. Eines der stärksten Alben der kompletten Bandgeschichte.

MM13

Postings: 2503

Registriert seit 13.06.2013

2015-05-29 13:58:10 Uhr
hammer album,mit wieder härterem sound.mir pers. gefällt allerdings die "goth-darkwave"phase im stil von host noch ein ticken besser.
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