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JJ72 - I to sky

JJ72- I to sky

Lakota / Sony
VÖ: 14.10.2002

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Hals über Kopf

JJ72 gegen den Rest der Welt. Sänger/Songwriter/Chefdreikäsehoch Mark Greaney klinge "wie ein Chipmunk", sagt der NME. Und sieht aus wie Michel aus Lönneberga. Sagen wir. Obwohl es zugegebenermaßen nichts zur Sache tut. Bassistin Hillary Woods kann zwar mit hübscher Optik punkten, aber ob sie aber weiß, wie man einen Baß richtig herum hält, bezweifeln nicht nur böse Zungen. Solche Probleme quälen Schlagzeuger Fergal Matthews nicht; dafür plagt seine Zuhörer seit jeher die Frage, ob er sich jemals einen dritten Rhythmus wird aneignen können. Nein, JJ72 sind nicht die beste Band der Welt. Aber sie glauben es. Und wir wissen nicht erst seit gestern, daß Glaube bisweilen Berge versetzen und Bässe richtig herum drehen kann.

So geschehen auf dem mittlerweile zwei Jahre alten Debütalbum von JJ72. Obwohl die drei Bandmitglieder nicht mal zusammen auf ein rentenfähiges Alter kamen und keiner in der Band so recht Ahnung von dem hatte, was er da tat, geriet "JJ72" zu einem rohen, ungehobelten, aber auch echten und ehrlich zornigen Album. Weil Greaney knöcheltief im eigenen Herzblut stand und fest davon überzeugt war, exakt das Richtige zu tun. Und somit schon gar nichts mehr falsch machen konnte. The sky was the limit.

Mit Album Nummer zwei will die Band, oder eher gesagt Diktator Greaney noch höher hinaus. Das "I" steht nicht zufällig im Plattentitel, während das angeschlossene "to sky" schlecht versteckten Größenwahn vermuten läßt. So kommt es dann, daß Greaney seiner Band zum Auftakt das Spielzeug wegnimmt und stattdessen den nach wie vor omnipräsenten Herzschmerz direkt aus seiner Seele auf die Tasten eines einsamen Klaviers tropfen läßt. Und das natürlich so theatralisch und dramatisch wie es eben geht. November pain.

Geneigte Psychologen werden in den nächsten 50 Minuten noch den ein oder anderen Punkt auf ihrer Größenwahnsinns-Checkliste abhaken dürfen. Etwa Greanys bisweilen bellamyesquen Umgang mit der eigenen Stimme oder die zunehmend verloren gehende Bodenhaftung, die in übermotivierten und aufgeblasenen Schmalzschnitten wie "I saw a prayer" gipfelt. Was letztlich verhindert, daß dem irischen Trio der Himmel auf den Kopf fällt, ist das bei aller Bemühtheit hörbar gereifte Songwriting. Das blutverschmierte "Serpent sky" erinnert an die unverbrauchte Frische des Vorgängers, während XXL-Hymnen wie "Formulae" und "Sinking" Herzmassagen aus Musik sind, die man vor zwei Jahren so bestimmt noch nicht hinbekommen hätte. Dennoch kommt die Rolle des Himmelsstürmers für Greaney zu früh und endet auf dem Boden der Tatsachen. Macht nichts. Abhaken, aufstehen, weitermachen. So haben wir schließlich auch alle das Fahrradfahren gelernt.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Formulae
  • Serpent sky
  • Sinking

Tracklist

  1. Nameless
  2. Formulae
  3. I saw a prayer
  4. Serpent sky
  5. Always and forever
  6. Brother sleep
  7. Sinking
  8. 7th wave
  9. Half three
  10. Glimmer
  11. City
  12. Oiche mhaith

Gesamtspielzeit: 54:09 min.

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