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Other Lives - Rituals

Other Lives- Rituals

PIAS / Rough Trade
VÖ: 01.05.2015

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Tag der Arbeit

Dem ein oder anderen Song auf "Rituals" haben Other Lives in einsamen Stunden sicherlich schon die Pest an den Hals gewünscht. "Beat primal" etwa, das laut Sänger Jesse Tabish über einen Zeitraum von zwei Jahren gleich vier Mal aufgenommen wurde. Es war ein langwieriger Prozess, um aus den kolportierten 60 Songs jene 14 für ihr drittes Album herauszufiltern und diese dann auch so in die Umsetzung zu bringen, dass sie den Ansprüchen der Band genügen. Diese tanzen bekanntlich deutlich oberhalb der Niveau-Limbo-Grenze, weil Other Lives die Fähigkeit besitzen, in der Werkstatt vollmundig arrangierte Stücke zu schleifen, um sie der Öffentlichkeit als leichte Fingerübung zu verkaufen.

Vor sagen wir 200 Jahren hätte es Tabish vielleicht einfacher gehabt, ohne Umschweife klassische Stücke komponiert und keinen Wandel von Instrumentalband zum heutigen Status Quo vollzogen. Nun infiltriert er mit seinen Bandkollegen Josh Onstott und Jonathan Mooney Popstrukturen mit Klassik. Wieder und wieder. Das wunderbare Pianospiel geleitet Heimweh durch "English summer", "Beat primal" sieht seinem Zwiespalt direkt ins Auge und "New fog" lädt elegant gekleidet zum Tanz in die Paläste der Republik. Unterdessen denken die Gitarren von "Easy way out" und "For the last time" an der Seite von Marimba und Vibraphon auch an Western-Filmkomponisten. All das aber umschreibt eben nur einen Teil der Musik des Trios.

Schließlich verbindet Other Lives seit längerem ein offensichtlich gutes Verhältnis zu Radiohead, deren "King of limbs"-Tour sie eröffneten, und Atoms For Peace, mit denen sich das Gespann aus Oklahoma bereits eine 12-inch Single teilte. Und nun auch Mitglied Joey Waronker, der "Rituals" mit der Band co-produzierte, in Tracks wie "Reconfiguration" auch selbst an den Drums saß und sogar Zeit hat, Peter Gabriel zuzuwinken. Der elektronische Einfluss, den "Fair weather" zu Beginn mit Fagott-Unterstützung instruiert, und vor allen Dingen das rhythmische, perkussive Spiel ziehen sich wie ein roter Faden durch das Album. Tabish singt vom Spannungsverhältnis zwischen Emotionalität und Rationalität, Herz und Kopf, den damit einhergehenden Riten und Verhaltensweisen, verbildlicht sie mit "2 pyramids" und lässt sie aufeinanderprallen im aufwändigen, Lamellofon-behangenen "Beat primal".

"Pattern" verdient sich das Prädikat "Weltklasse". Ominöses Klackern, fließendes Pianospiel, Violine und Keys verschmelzen, die Trompeten spielen auf und Tabish repetiert nach falscher Entscheidung im beschriebenen Konflikt: "I should have known better." Wehklagend hört er sich an, der Mann, der stimmlich mal als Robin Pecknolds Bruder durchgeht und dann einfach so vertrauenserweckend wirkt, dass man ihm sofort die Oma anvertrauen würde. Von "No trouble", das bei Interpols "Pioneer to the falls" charmant die Melodie fürs Piano mopst, über das "I heard it through the grapevine"-Rasseln im aufgesattelten "Need a line" bis zum auch thematischen Abschluss "Ritual" haben sich Other Lives selbst erlöst und freigespielt. Passende Doppelpointe: Das Album erscheint am "Tag der Arbeit", einem Feiertag.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Pattern
  • Beat primal
  • English summer
  • Ritual

Tracklist

  1. Fair weather
  2. Pattern
  3. Reconfiguration
  4. Easy way out
  5. Beat primal
  6. New fog
  7. 2 pyramids
  8. Need a line
  9. English summer
  10. Untitled
  11. No trouble
  12. For the last
  13. It's not magic
  14. Ritual

Gesamtspielzeit: 54:42 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

AliBlaBla

Postings: 4788

Registriert seit 28.06.2020

2023-07-25 16:30:39 Uhr
@Blanket_Skies
Ich fühle zu 100% Übereinstimmung mit deinem Post! (Als Fan, mehrfach live gesehen...)
Hast du dich mit dem Solo Album beschäftigt- ich noch nich...

Blanket_Skies

Postings: 551

Registriert seit 21.09.2013

2023-07-25 15:07:48 Uhr
Damals war ich ein bisschen enttäuscht (was immer noch bedeutete: Sehr gute Platte!) von diesem durchgängigen dreamy Wohlklang. Die Tamer Animals war da viel düsterer, was mir insgesamt mehr zusagt. Auch singt Jesse auf dem Vorgänger häufiger mal tiefere Töne als auf der Rituals. Dennoch: Ein Album zum Lieben.

NeoMath

Postings: 1676

Registriert seit 11.03.2021

2023-07-23 13:41:50 Uhr
Absolut, Tolle Platte!

Gordon Fraser

Postings: 2537

Registriert seit 14.06.2013

2023-07-23 13:16:53 Uhr
Wiedergehört, und immer noch für sehr gut befunden. "English Summer"!

AndreasM

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 705

Registriert seit 15.05.2013

2015-12-23 11:13:49 Uhr
Nächstes Jahr auch wieder auf Tour. Eine fantastische Live-Band, sollte man sich nicht entgehen lassen:

19.02. Hamburg, Übel&Gefährlich
20.02. Köln, Gebäude 9
21.02. Berlin, Gretchen
22.02. München, Kranhalle
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