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Tyler, The Creator - Cherry bomb

Tyler, The Creator- Cherry bomb

Columbia / Sony
VÖ: 01.05.2015

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Enfant terrible

Herr Creator, wie lebt es sich so als Wunderkind, das mit 18 Jahren ein vielbeachtetes Mixtape veröffentlichte und mit 20 ein Top-Fünf-Album herausbrachte? Seit "Goblin", ebenjenem Albumdebüt aus dem Jahre 2011, galt der zahnlückige Rapper als Los Angeles, trotz teilweise skandalöser Lyrics, neben Kendrick Lamar über die verschworene HipHop-Szene hinweg als – obacht Wortwitz – kleinster gemeinsamer Tyler, ohne dabei den Fame Lamars zu erreichen. Trotzdem ist Tyler, The Creator freilich alles andere als ein Geheimtipp: Wenn ein neues Album des Odd-Future-Mitglieds erscheint, ist die Rap-Welt in Aufruhr. So auch nun wieder mit der Veröffentlichung von "Cherry bomb", seinem dritten Album.

Die Skandale, die Tyler, The Creator mit "Goblin" verursachte, hatte er bereits auf dem Nachfolger "Wolf" hinter sich gelassen. Mit mehr Geld in der Tasche und der mit dem Reichtum schwindenden Wut auf Etabliertes, widmete sich Tyler, man möchte sagen, dem "Üblichen" im Rap-Business: Wo stecke ich mein Geld hin und wie präsentiere ich mich am besten auf meinem Instagram-Account? Viel hat sich seither nicht geändert, auch nicht auf "Cherry bomb". Drei Neuerungen allerdings sind hervorzuheben: Erstens wäre das die deutlich kürzere Spieldauer der neuen Platte, was zu der Annahme verleiten könnte, die Platte sei einfacher zu fassen. Doch das Gegenteil ist der Fall und dies führt wiederum zum zweiten Punkt: Die Trackabfolge ist dermaßen chaotisch, die Titel differieren in ihren Schemen deutlicher denn je. Puh! Und drittens: N.E.R.D.-Fan Tyler lässt eine gute Schippe N.E.R.D. einfließen.

Exemplarisch dafür steht "Keep da o's", in welchem passenderweise auch von Pharrell Williams mitmischt. "I'm rapping about diamonds, and cars, and money now / What the fuck has gotten into me, man?", möchte Tyler am Ende lachend wissen – eine Frage, die so gesehen, zwei Jahre zu spät kommt. Das Stück bleibt über weite Strecken düster, während schrillende Sirenen vom Untergang zeugen. Als Pharrell das Geschehen entert, ändert sich die Stimmung schlagartig: "Find your wings / And fly." Wesentlich dampfwalziger kommt der Opener "Deathcamp" daher, der mit alten Weggefährten abrechnet und mit zackigem Gitarrenriff großes Aufhebens darum macht. Am Ende des Titels ist Tyler einmal wieder ganz der Alte, ohne dabei aus der neuen Rolle zu fallen: "I don't like to follow the rules / And that's just who I am."

Ein weiteres erwähnenswertes Feature findet sich im Titel "Smuckers", für das Tyler Kanye West und Lil Wayne gewinnen konnte. Die drei Rapper haben hörbaren Spaß an der gemeinsamen Sache, ergänzen sich ganz laid back in den Strophen, Tyler versucht sich gar am Gesang. Oft passiert es nicht auf "Cherry bomb", aber hier wird auch einmal die Rassismus-Problematik in den Staaten thematisiert: "I know they told their white daughters / Don't bring home Jerome." "Blow my load" ist die Song-Variante eines POV-Pornos, wenn Tyler völlig abgechillt allerlei Versautheiten an sein Gegenüber richtet. Woran es bei "Cherry bomb" letztlich hapert verdeutlich der Titelsong: Der viereinhalbminütige Track hat keinerlei Struktur, die verzerrten Stimmen sind zwischen grobem Rauschen und Gameboy-Sounds kaum zu verstehen – das klingt wie The Prodigy in noch beschissener. Und auch wenn ansonsten alle Tracks deutlich geradliniger verlaufen, kentert "Cherry bomb" schier an den häufigen, bereits beschriebenen Stil- und Tempiwechseln. Da hat er sich ein wenig verschätzt der gute Tyler.

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Deathcamp
  • Smuckers (feat. Kanye West & Lil Wayne)
  • Keep da o's (feat. Pharrell Williams)

Tracklist

  1. Deathcamp
  2. Buffalo
  3. Pilot
  4. Run
  5. Find your wings
  6. Cherry bomb
  7. Blow my load
  8. 2seater
  9. The brown stains of Darkeese Latifah part 6-12 (Remix) (feat. Schoolboy Q)
  10. Fucking young/Perfect
  11. Smuckers (feat. Kanye West & Lil Wayne)
  12. Keep da o's (feat. Pharrell Williams)
  13. Okaga, CA

Gesamtspielzeit: 54:21 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

whitenoise

Postings: 442

Registriert seit 17.06.2013

2015-07-29 10:02:21 Uhr
Ich finde es deutlich unterhaltsamer als Earls Album. "Cherry Bomb" ist nicht ganz so lang wie Tylers bisherige Alben, und das steht ihm gut.
Rape is fun
2015-07-29 00:57:50 Uhr
http://www.spiegel.de/kultur/musik/sexismusvorwuerfe-gegen-tyler-the-creator-in-australien-a-1045627.html

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2015-04-14 18:26:10 Uhr


Das ist das Ding - Tyler, The Creator veröffentlicht am 13. April (digital) sowie am 1. Mai (physisch) "Cherry Bomb"



Einer der Kreativsten des Sprechgesangs kehrt mit neuem Album zurück. Tyler, The Creator – Kopf des amerikanischen HipHop-Kollektivs Odd Feature – veröffentlicht am 1. Mai seine dritte Platte „Cherry Bomb“ in physischer Form. Am 13. April können aber bereits Freunde digitaler Downloads bei allen einschlägigen Online-Musik-Portalen zuschlagen. Damit nicht genug der frohen Botschaft, so kommt der 24-Jährige im Mai für einige Dates auf Deutschlandtour.

Dass sich der gebürtige Kalifornier nicht nur auf seine musikalischen Qualitäten verlässt, dürfte hinlänglich bekannt sein. Mit einer eigens entworfenen „Golf Media App“ für Apple- und Android-Produkte betritt aber selbst er Neuland. „Tyler und sein Gehirn – ohne jegliche Beschränkungen oder Blödsinn“, so das Versprechen des Rappers über sein Socialmedia-Netzwerk, das monatlich 4,99$ kosten soll. In der App sollen für Abonnenten unter anderem exklusive Livestreams und weiterer interaktiver Content abrufbar sein.

Mit seinen beiden vorherigen Alben „Goblin“ (2011) und „Wolf“ (2013) stellte Tyler, The Creator das gesamte HipHop-Genre auf den Kopf und entwickelte einen ganz eigenen, unverkennbaren Stil. Wie es sein Künstlername schon verrät: Tyler baut wirklich jedes Mal was Neues auf.

Tyler, The Creator bei Facebook: www.facebook.com/TylertheCreatorOfficial

poser

Postings: 2307

Registriert seit 13.06.2013

2015-04-14 17:28:39 Uhr
Das Album hier besteht zur Hälfte aus Fillern. Bisher sind Pilot, Deathcamp und Smuckers meien Highlights, aber insgesamt hab ich nicht so viel Lust das nochmal zu hören. Earls Album ist da wirklich ein gutes Stück besser.

Desare Nezitic

Postings: 5406

Registriert seit 13.06.2013

2015-04-14 16:55:46 Uhr
So oder so, würde mich wundern, wenns besser als Earls Platte wird.

Habe die neue Sweatshirt bislang noch nicht richtig gehört, würde aber einfach mal sagen, dass sein Album besser ist. Tyler halte ich auf Albumlänge für überbewertet.
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