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Squarepusher - Damogen furies

Squarepusher- Damogen furies

Warp / Rough Trade
VÖ: 17.04.2015

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Der Algorhythmiker

Tom Jenkinsons Gesamtwerk zeichnet sich durch extreme Wankelmütigkeit aus. Der Mann, den die Welt vor allem als Squarepusher kennt, hat keine Angst vor Experimenten, so viel ist sicher. Anders lassen sich quasi unhörbare Spinnereien wie die mit Robotern eingespielte "Music for robots"-EP auch kaum begründen. Dass Jenkinson bei aller Lust am Zerhäckseln ein melodieversessener Musiker ist, wird allzu oft unter den Tisch gekehrt. Zu wirkmächtig sind jene Tracks, die zur puren Leistungsschau verkommen. Vorwürfe der Emotionslosigkeit und des Muckertums waren und sind die Folge.

Wie unzureichend derlei Behauptungen sind, zeigte zuletzt 2009 die in alle Richtungen schießende "Numbers lucent"-EP. Zwischen damals und heute liegen einige Jahre, ein mittelmäßiges Album namens "Ufabulum" und ziemlich viel Murks. Doch nun, endlich, scheint in Jenkinsons Kopf wieder ein Licht aufgeflammt zu sein: "Damogen furies" ist das, was auch Aphex Twins "Syro" in seinen stärksten Momenten war: Ein altmodisches, aber stilsicheres Statement eines Künstlers, dem zwar allmählich die Haare, aber nicht die Ideen ausgehen. Natürlich ist es wieder anstrengend geworden, und natürlich fordern die hohen BPM-Zahlen und die schiere Wucht der meisten Tracks enorm aufnahmebereite Synapsen. Doch wessen Gehirn korrekt verdrahtet ist, wird "Damogen furies" lieben.

Gründe dafür liefert das Album nicht gerade wenige: So badet der Opener "Stor eiglass" in poppigen Gewässern und ginge fast schon als Gute-Laune-Track durch – wenn die typischen Stolperbeats nicht wären. Das angesäuert pumpende "Baltang ort" wildert hingegen schamlos in gestrigen Gefilden. Bitcrusher-Sperenzchen und Acid-Lines treffen auf Ambientflächen, bevor am Ende das Stroboskop in den Shellshock-Modus geschaltet wird. Gut, das ist irre, aber eben auch irre gut. Apropos irre: Wie "Kontenjaz" nach anfänglichem Gemetzel die Kurvenkombination zu 90er-Dance über Dubstep hin zur mutwilligen Gameboy-Zerstörung hinbekommt, muss man gehört haben.

Präzise zerschossen ist auch "Rayc fire 2": Sechzehntelläufe in Überlichtgeschwindigkeit, epileptisches Geballer ohne Verschnaufpause, Stamm-, Zusammen- und Leistenbruch in Personalunion. Das Beste folgt jedoch zum Schluss: Das entfesselte "Baltang arg" lässt Skrillex wie einen Teddybär-Verkäufer dastehen, so lustvoll bösartig ist es. Und die von furiosen Breakbeats und erbarmungslosen Basslinien vorangetriebenen "Kwang bass" und "D frozent aac" sind schlicht atemberaubend. "Damogen furies" ist mehr als ein Lebenszeichen. Es ist Dokument wiedergefundener Leichtigkeit und Spielfreude. Und dass es beizeiten mächtig auf den Zeiger gehen kann, ist unverzichtbarer Teil des Vergnügens. Spaß ist, was Musik draus macht.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Baltang ort
  • Baltang arg
  • Kwang bass
  • D frozent aac

Tracklist

  1. Stor eiglass
  2. Baltang ort
  3. Rayc fire 2
  4. Kontenjaz
  5. Exjrb nives
  6. Baltang arg
  7. Kwang bass
  8. D frozent aac

Gesamtspielzeit: 43:27 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Plagiat
2015-04-26 03:06:22 Uhr
http://melodiefabriek.com/blog/squarepusher-eiglass-plagiarism/
ääääh hört das noch wer raus
2015-04-26 03:03:16 Uhr
"Stor eiglass" = The Cure - Just like heaven? :D

Christopher

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 3576

Registriert seit 12.12.2013

2015-04-24 10:21:18 Uhr
Ich fand "Ufabulum" mittelmäßig. Aber es war besser als das Album davor. Und auch natürlich weit besser als diese grausame Roboter-EP danach.

"Damogen furies" zündete bei mir via Kopfhörer. Es ist sicher nicht die Neuerfindung des Rades, aber im Genre mit das Beste, was ich die letzten Jahre gehört habe.

Watchful_Eye

User

Postings: 2773

Registriert seit 13.06.2013

2015-04-23 22:03:24 Uhr
Ich bin noch nicht durchweg überzeugt, aber "Baltang Ort" dürfte das beste sein, was ich in diesem Jahr bisher gehört habe.
Mediziner
2015-04-23 21:25:26 Uhr
Stimmt.
"Unterirdisch" trifft es eher.
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