Joris - Hoffnungslos hoffnungsvoll
Four / Sony
VÖ: 10.04.2015
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Endlich tut es weh
Ein Leben ohne Klischees ist möglich, aber sinnlos. Einige werden das nicht besonders gerne hören, aber all die so oft bemühten Stereotypen und Vorurteile gibt es nicht ohne Grund. Und manchmal dienen sie sogar einem guten Zweck. Wenn sie Skepsis schüren, während man sich einem Künstler nähert. Dessen Infotext erklärt, der Bub, den es nach dem Abi "nur noch weit weg von Zuhause" zog, sei "äußerlich 15, innerlich 35". Der sein erstes Album "Hoffnungslos hoffnungsvoll" nennt. Und so nicht nur zu einer Runde Bullshit-Bingo einlädt, sondern in Sachen Witz sogar gegen niederbayerische Schüttelreime verliert.
So einer kann doch unmöglich ein gutes Album geschrieben haben, behauptet das Vorurteil jetzt. Und hat damit irgendwie recht. Nur irgendwie, weil Joris und Band musikalisch kaum etwas falsch machen. Zeitgemäßer Pop im indieesquen Gewand wird hier dargeboten. Bis an die Zähne bewaffnet mit Grüßen an die Bosses und Cluesos dieser Welt. Aber eben auch an die Jonahs und Kodalines. Songs also, die nicht unbedingt als Freeclimber die Innovationsleiter hochturnen. Dezente und gut platzierte Gitarrenfiguren tänzeln über ein kräftiges Fundament aus Tasten und gut harmonierender Rhythmussektion. Oben drauf gibt es noch ein paar Chöre, die meist nicht weiter stören, wenn sie nicht gerade im Alleingang den Opener "Neustart" verhunzen. Der überdies als einziger Song ein wenig aus dem Diktat der Masse ausgebrochen wäre. Weil er weiß, wie man "Uptempo" schreibt. Der Rest ist Powerballade.
"Hoffnungslos hoffnungsvoll" ist also kurz gesprochen in allen Belangen State-of-the-art-Pop. Bis in den hintersten Winkel routiniert. Und genau deshalb richtiggehend nervig. Weil man einfach genug hat von dem völlig mutlosen Hang zur sicheren Nummer. Und weil in Spurenelementen deutlich wird, dass unter der altbekannten Oberfläche tatsächlich Potenzial schlummert. Wenn zum Beispiel "Bis ans Ende der Welt" zwischendurch kurz die Muskeln spielen lässt. Oder wenn Joris "Im Schneckenhaus" mal die Klappe hält und das Klavier sprechen lässt. Ansonsten fährt dieses Album in schon viel zu oft vermessenen Gewässern und beugt sich der allerorts grassierenden Pop-Schnarchnasigkeit. Die ganze Chose kann noch so sehr komplett selbst geschrieben und analog produziert sein, sie bleibt dennoch hauptsächlich ein Ärgernis.
Genau das sind auch die Texte. Spätestens, wenn im zweiten Stück zum 400. Mal die ach so clevere Phrase "Herz über Kopf" fällt, blendet man das gesprochene Wort lieber aus. Wer das nicht glaubt, darf sich Sachen wie "Endlich tut es weh / Ich verbrenn' im Schnee" vor die Füße werfen lassen. Puh. Man könnte den Vergleich zu niederbayerischen Schüttelreimen ziehen, hätte man ihn nicht schon für den Albumtitel verschleudert. Hoffnung macht hier nur die Aussicht darauf, dass so etwas wie dieses Album nie mehr passiert. Spätestens an dieser Stelle müssten nämlich eigentlich auch die Letzten einsehen, dass man mit einem ranzigen Teelicht einfach kein epochales Feuerwerk der Emotion entfachen kann. Und allen Uneinsichtigen sei gesagt: Ab jetzt tut es nur noch weh. Sowas will keiner mehr hören. Endlich.
Highlights
- -
Tracklist
- Neustart
- Herz über Kopf
- Feuerwerk
- Schnee
- Sommerregen
- Bittersüß
- Hoffnungslos hoffnungsvoll
- Im Schneckenhaus
- Hollywood
- Stadt in den Wolken
- Bis ans Ende der Welt
- Wie man es auch dreht
- Schwarz-Weiß
Gesamtspielzeit: 53:30 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Affengitarre User und News-Scout Postings: 11117 Registriert seit 23.07.2014 |
2016-08-01 08:32:26 Uhr
Naja, gibt im deutschsprachigen Pop schon schlimmeres. Trotzdem sehr lahm. |
Demon Cleaner User und Moderator Postings: 5646 Registriert seit 15.05.2013 |
2016-08-01 08:23:57 Uhr
Wüsste nicht, was an der 3/10 falsch sein sollte. Grauenvolle Musik. |
musie Postings: 3945 Registriert seit 14.06.2013 |
2016-08-01 01:13:37 Uhr
finde zwar die rezi auch traurig, aber aufkochen muss mans nicht immer wieder. sie wird nicht besser. ist keine gulasch. wieso ist das lied rom nicht auf dem album? |
Alex |
2016-07-31 22:16:20 Uhr
Na, diese Rezension ist ja nun nicht gelungen. Liefert sie eine Orientierung oder Einordnung, mit der der Leser etwas anfangen kann? Mitnichten. Hier gewinnt man den Eindruck, der Rezensent möchte sich lediglich an der Leistung eines anderen abarbeiten. Zu einer guten Rezension gehört erst einmal Respekt vor der zu bewertenden Leistung des anderen. Wenn man den nicht aufbringen kann, ist man in diesem Beruf fehl am Platze. Rezensieren bedeutet nicht, den eigenen Frust abzuladen bzw. verbalen Müll auszuschütten. Mit der Behauptung "Sowas will keiner mehr hören" liegt M. Smeets ganz objektiv gesehen falsch. Wenn ER es nicht hören will, ist das seine Sache. Aber er sollte sich doch bitte nicht anmaßen, für alle anderen zu sprechen. Der Redaktion von Plattentest kann man nur raten, sich bessere Rezensenten zu suchen. |
ja |
2016-06-15 19:28:45 Uhr
aber auf pathos, kitsch, emo stehen doch alle hier. |
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Referenzen
Bosse; Tommy Finke; Niels Frevert; Moritz Krämer; Philipp Poisel; Jan Böttcher; Ich + Ich; Clueso; Kodaline; Jonah; Gisbert Zu Knyphausen; Kid Kopphausen; Wolfgang Müller; Florian Glässing; Francesco Wilking; Tom Liwa; Astra Kid; Jens Friebe; ClickClickDecker; Benni Benson; Finkenauer; Fotos; Wilson Jr.; Achtung! Kabel; Junges Glueck; Schein23; Besser; Selig; Echt; Zinoba; Kettcar; Jupiter Jones; Photonensurfer; Tom Liwa; Flowerpornoes; Garish; Pohlmann; Bernd Begemann & Die Befreiung; Hyperchild; Nils Koppruch; Olli Schulz; Tomte
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