Apocalyptica - Shadowmaker

Harmageddon / OMN / Rough Trade
VÖ: 17.04.2015
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Vergeigt
Nun haben sie es also doch getan. Natürlich waren Apocalyptica schon längst keine reine Instrumentalband mehr, auch wenn das 2013 mit dem MDR-Sinfonieorchester eingespielte "Wagner reloaded" und die letztjährige Tour mit dem finnischen "Avanti!"-Kammerorchester nochmals einen Ausflug in die Zeit darstellten, in der die vier Finnen Metal-Klassiker durch den Cello-Wolf drehten. Doch nachdem schon längst ein großer Teil der Songs auf den vergangenen Studioalben mit diversen durchaus namhaften Gastsängern eingespielt wurde, haben sich Eicca Toppinen und Kollegen nun doch final entschlossen, mit Franky Perez einen festen Vokalisten zu engagieren – einem Mann, der bislang weniger als Sänger, sondern eher als Gitarrist für Scars On Broadway oder im Tour-Lineup von Slash bekannt war.
Hätten sie es besser nicht getan. Denn die Finnen starten ihr achtes Studioalbum "Shadowmaker" mit einem Song, der mehr Fragen stellt als beantwortet. "Cold blood" ist nichts anderes als Alterna-Metal amerikanischer Prägung. Nicht nur, dass Perez völlig ausdruckslos und austauschbar singt, die Celli sind, von einem dezenten Solo abgesehen, kaum noch als solche zu erkennen. Das große Markenzeichen, dieser Aha-Moment der Marke "Moment mal, das klingt wie Gitarren, aber irgendwas ist anders" – komplett ausgemerzt, in beliebigem Radiorock ertränkt. Auch wenn dahin gestellt sein mag, ob dies auf Initiative der Band geschehen ist oder ob der normalerweise über jeden Zweifel erhabene Produzent Nick Raskulinecz seine Finger im Spiel hatte.
Gut nur, dass der folgende Titeltrack deutlich spannender ist. Denn abseits von Perez' Einheitsgeknödel bekommen die Cellisten hier doch noch den Raum, den sie benötigen, um ihre Virtuosität voll zu entfalten. Der Solopart zumindest macht Spaß und kann mit jeder Menge überraschender Ideen aufwarten. Beim Blick auf die weitere Trackliste keimt plötzlich richtig Hoffnung auf: Sollte sich mit "Reign of fear" etwa tatsächlich noch eine Coverversion eingeschlichen haben, vom gleichnamigen Debüt von Rage? Leider nein. Allerdings ist die Enttäuschung nur kurz, denn "Reign of fear" zeigt, wozu die Finnen imstande sind, wenn sie nicht in das kommerz-anbiedernde Konzept der ersten Songs gepresst werden: Wunderbarer Spannungsbogen, Atmosphäre, immer wieder kleinere Ecken und Widerhaken, an denen es sich festzukrallen lohnt.
Ansonsten jedoch bleibt "Shadowmaker" enttäuschend. Und das liegt wahrlich nicht an den technischen Fertigkeiten der Herren, sondern vielmehr daran, dass eben dieses Können viel zu selten zum Einsatz kommen. Natürlich hätte das ursprüngliche Bandkonzept, das auf "Inquisition symphony" und "Cult" so großartig funktionierte, irgendwann unweigerlich in die kreative Sackgasse geführt. Doch "Shadowmaker" verstört, verschreckt. Denn hier dominiert bestenfalls mittelklassiger Radiorock, beliebig und austauschbar, oder um es ganz klar zu sagen: Miserable Songs bleiben miserable Songs, auch wenn statt Gitarren Celli zum Einsatz kommen. Und wenn in "Riot lights" die Streicher tatsächlich aufhorchen lassen, werden diese Celli plötzlich von einem Beat aus der Dorfdisco niedergehämmert. Es mag ja legitim sein, dass sich Apocalyptica bemühen, insbesondere den amerikanischen Markt für sich zu erschließen. Doch derart anbiedernd muss es nun auch wieder nicht sein. Waren die letzten Releases der Finnen schon nicht eben von Weltklasse geprägt, haben sich Apocalyptica mit "Shadowmaker" vorerst aus dem Kreis der innovativen Rockbands verabschiedet. Schade drum.
Highlights
- Shadowmaker
- Reign of fear
Tracklist
- I-III-V Seed of chaos
- Cold blood
- Shadowmaker
- Slow burn
- Reign of fear
- Hole in my soul
- House of chains
- Riot lights
- Come back down
- Sea song (You waded out)
- Till death do us part
- Dead man's eyes
Gesamtspielzeit: 53:50 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Superhelge Postings: 812 Registriert seit 15.06.2013 |
2015-04-27 14:47:05 Uhr
Das die Jungs musikalisch was auf dem Kasten haben bezweifeln vermutlich die wenigsten. Es wirkt nur mittlerweile etwas zu massenkompatibel und glattgebügelt...Ich finden auch, der 'Kammermusik-Klang' ist vollkommen wech... |
David |
2015-04-27 13:50:09 Uhr
Eigentlich sind die Celli auch auf dem neuen Album gut rauszuhören. Vielleicht darf man auch einfach nicht immer Platten mit den Vorgängern vergleichen. Isoliert betrachtet ist Shadowmaker schon ein ziemlich starkes Teil.http://www.repeatable.de/2015/04/apocalyptica-review-14.html |
Demon Cleaner User und Moderator Postings: 5646 Registriert seit 15.05.2013 |
2015-04-12 16:00:56 Uhr
2005: ApocalypticaWar da nicht das außerordentlich beschissene "Bittersweet" drauf? Ja, die Anfangs-Phase war richtig gut. Irgendwann wurde die Produktion leider so, dass man die Celli kaum noch rausgehört hat und die Songs leider schwach. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 29382 Registriert seit 07.06.2013 |
2015-04-12 15:58:59 Uhr
Ja, hab mal in "Cult" reingehört. Gar nicht mal so übel. Hatte die immer bissl abgestempelt ohne sie je richtig gehört zu haben. |
Superhelge Postings: 812 Registriert seit 15.06.2013 |
2015-04-12 15:49:03 Uhr
@Machina: latürnich.TOP: 1996: Plays Metallica by Four Cellos 1998: Inquisition Symphony 2000: Cult (damit hmmmmmmmmm zustimm...) immer noch ganz gut: 2003: Reflections 2005: Apocalyptica |
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Referenzen
Hevein; Jelonek; Van Canto; Haggard; Diablo Swing Orchestra; Therion; Savatage; Trans-Siberian Orchestra; Alter Bridge; Slash; Velvet Revolver; Creed; Stone Sour; 3 Doors Down; Black Stone Cherry; Audioslave; Black Country Communion; Stratovarius; Kamelot; Avantasia; Epica; Serj Tankian; Psychotic Waltz; The Rasmus; Jean Sibelius; Dmitry Shostakovich; Kronos Quartet
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