Superdrag - Last call for vitriol
Arena Rock / Ryko / Zomba
VÖ: 23.09.2002
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Zündholzraspeln
Songs schreiben, aufnehmen, glücklich machen. Es gibt unzählige Bands, die nach genau dieser Devise leben. Leider sind die meisten von ihnen nur einem eingeweihten Kreis bekannt. Wie Superdrag. Der Mini-Erfolg ihrer Debütsingle "Sucked out" liegt nun auch ein halbes Dutzend Jahre zurück, und so machen auch sie es sich in der Abteilung der zu unrecht Ungehörten gemütlich, wo schon ihre Helden von Guided By Voices warten. Da ein geteiltes Schicksal bekanntlich verbindet, veredelt deren Kopf Bob Pollard auch gleich das mitreißende "Baby goes to 11". So schickt sich der Vierer aus Knoxville, Tennessee einmal mehr an, die Melodieförderquote für Indierocker gehörig zu übererfüllen.
"She's one in a billion / With lips of vermillion / She created the heavens" süßholzraspelt Sänger John Davis, daß es eine Freude ist. Ein sanfter Twang, ein kuschliger Beat, und die Spatzen pfeifen von den Dächern. In "Remain yer strange" galoppieren die Gitarren umeinander und umarmen schließlich einen weiteren unwiderstehlichen Refrain, der nur darauf wartet, sich im bittersüßen "Her melancholy tune" mal so richtig ausheulen zu können.
So erinnern Songs wie "Extra-sensory" an jene Harmoniesucht, bei der damals, als auch Rocker noch seufzen durften, gerne das Etikett "College Rock" verklebt wurde. Doch niemand möge glauben, wegen all dieser Ohrwürmer hätten Superdrag nicht mehr genügend Wumms in der Leistengegend zu bieten. Das zupackende "I can't wait" steht in vollem Saft, und spätestens beim derben Bratzen aus "The staggering genius" rocken gestandene Kerls wieder mit großem "R".
Auch wenn hin und wieder schwelgende Chöre in Jahrzehnten zu baden scheinen, in man noch guten Gewissens Schlaghosen tragen durfte, paßt der Schuh der Marke "Retro" nicht mal ansatzweise. Anstatt die Vorbilder zu kopieren, nehmen Superdrag nämlich, wie es schon Oscar Wilde einst vorschlug, immer nur das Beste: eine Beatles-Melodie hier, ein Kiss-Riff dort, und zwischendurch die gute alte, amerikanische Indie-Schule. Kaum schleicht sich ein Hauch von Glam ein, wird er gleich von fröhlichen Dreckspritzern besudelt und mit röhrender Vehemenz einfach wegschubst. Es wackeln Ärsche und die Wand. Das hier ist Rock ohne unnötigen Ballast. Abheben erwünscht.
Highlights
- Baby goes to 11
- The staggering genius
- Extra-sensory
- Remain yer strange
Tracklist
- Baby goes to 11
- I can't wait
- The staggering genius
- So insincere
- Extra-sensory
- Feeling like I do
- Way down here without you
- Safe & warm
- Remain yer strange
- Her melancholy tune
- Stu
- Drag me closer to you
Gesamtspielzeit: 45:42 min.
Referenzen
Foo Fighters; Urge Overkill; Redd Kross; Nada Surf; Fountains Of Wayne; The Posies; The Replacements; The Goo Goo Dolls; The Lemonheads; Buffalo Tom; Guided By Voices; Dinosaur Jr.; The Flaming Lips; Pixies; Sugar; Weezer; The Hellacopters; Kiss; The Jam; Velvet Crush; Matthew Sweet; Pete Droge; Soul Asylum; Big Star; The Beatles; Cheap Trick