Oonagh - Aeria

We Love Music / Universal
VÖ: 13.03.2015
Unsere Bewertung: 1/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Hol's der Sauron
Auf Amazon Kundenrezensionen zu lesen, ist, als würde man durch ein Guckloch in ein Paralleluniversum starren. User Horst äußerte sich etwa so zum Debüt von Oonagh: "Eine wundervolle Entspannung bei dieser Musik ist gewährleistet, eine Stimme wie ein Märchenfilm." Egal, wie man es dreht und wendet – dass der werte Mann ein Wahrnehmungsproblem hat, bleibt offensichtlich. Der singende Seifenoper-Restposten Senta-Sofia Delliponti alias Oonagh bringt das zusammen, was nun wirklich nicht zusammengehört: Es war sicher nicht im Sinne J.R.R. Tolkiens, dass seine Kunstsprache Elbisch eines Tages in Verbindung mit Ethno-Gefiedel und Eso-Gesülze erklingen würde. Doch wehren kann sich der Schöpfer von "Der Herr der Ringe" leider nicht mehr.
Das Schema ist dabei simpel: ein bisschen deutschsprachiges Geträllere in den Strophen, klischeehaft und bieder, ganz viel elbisches Jubilieren in den Refrains. Auch wenn man im Grunde kein Wort versteht, wird ganz klar, was gemeint ist – und das tilgt Gehirnzellen. Doch dann, ganz plötzlich in der Mitte von "Eccaia - Von der Flut" etwas Unerwartetes, ja gar Erstaunliches: Musik! Ein Gitarrensolo, verspielt und durchaus hübsch anzuhören. Bis der elbische Kehrvers in bester "The spirit of the hawk"-Manier in das Auental kracht. Denn schon Gryphius wusste: Es ist alles eitel. Vergänglichkeit ist allem Irdischen zu eigen und macht auch nicht vor netten Gitarrensoli in musikalischen Totalschäden halt.
Auch der Ringgeist der logischen Kohärenz gibt sich ein Stelldichein: "So still die See, so still mein Herz / Sing ich dir leise unsre Lieder" nölen die Duettpartner Santiano und Oomph! ganz beseelt, und fast glaubt man ihnen den Unsinn sogar. Doch in Anbetracht der Todesflöten, die auch die letzten Spatzen von den Dächern pfeifen, ist ohnehin jeder Widerstand zwecklos. Dass Oonagh jedoch auch ganz modern, ganz frivol sein kann, zeigt das "Lied der Zeit", das den unverzichtbaren Holzbläsern ein Didgeridoo zur Steigerung der tonalen Ergriffenheit beifügt. Ein Unterfangen, das der kompromisslose Mitsingrefrain im Stile einer Klassemannschaft zu Ende führt. Klarer Auswärtssieg für die Geschmacksverirrung.
"Eine Welt entsteht aus Tönen / Aus Gesang" schmachtet Delliponti in "Ainulindalë - Der Lauf der Welten", das die Erhabenheit des Schöpfungsaktes der Ainur mit veritablen Bumsbeats kontrastiert. Wäre das alles nicht ganz großer Quatsch, böte sich spätestens jetzt der Griff zur Rumbuddel an, denn der Geist will besänftigt werden. Der Geist, der hinter der Musik Oonaghs steckt, ist jedoch entweder die Verkörperung des Bösen oder debil. Exemplarisch hierfür ist der lyrische Höhepunkt des Albums: "Trala lala lala". Muss man sich auch erst mal trauen. Und auch hier wird geflötet, von links und rechts und überhaupt. Der Abscheulichkeit der Lochtröten kann nicht einmal Gollum das Wasser reichen. Es gibt keine ironische Brechung, keine brechende Ironie, sondern nur Brechmittel. Wenn Sauron Oonagh gekannt hätte, hätte er den Ring wahrscheinlich selbst in den Schicksalsberg geschmissen.
Highlights
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Tracklist
- Ananau - Wo die Höhen zum Himmel reichen
- Silmaril - Schöner als die Sterne
- Eccaia - Von der Flut
- Tinúviël - Bis die Stille zerbricht
- So still mein Herz
- Lied der Zeit
- Tinta - Von der Liebe
- Ainulindalë - Der Lauf der Welten
- Yalúme - Der Ort wo alles beginnt
- Sie singt für die, die sie nicht hören
- Aeria - Vom Wind
- Feanor - Herr des Lichts
- Meldir vilui nîn
Gesamtspielzeit: 49:29 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Einar |
2018-01-26 22:09:03 Uhr
In einer gerechten Welt würde dieses Album die Lesercharts anführen. Oh wait... |
Thomas Inhester |
2017-03-01 23:27:53 Uhr
Vielen Dank für das Review, so hat Oonagh tatsächlich unfreiwillig etwas Gutes geschaffen. Ich hatte deren klanglich (V)Erbrochenes kurzzeitig für Plan Z gehalten. Heil Plankton! |
Toll |
2016-07-31 16:42:36 Uhr
Enjoy the silence - Coverhttps://www.youtube.com/watch?v=N1eEVBpXbVA |
Superhelge Postings: 826 Registriert seit 15.06.2013 |
2016-07-31 16:33:39 Uhr
Mag beide Alben...duckundwech... |
#videodreh |
2016-07-29 23:37:20 Uhr
Es geht losVideodreh zu meinem neuen Song ‪#‎Aulè‬ Liebste Grüße Eure #Oonagh |
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Referenzen
Faun; Faey; Sava; Enya; Clannad; Loreena McKennitt; Santiano; Mediæval Bæbes; The Moon And The Nightspirit; Rajna; Omnia; Elane; Qntal; Helium Vola; Estampie; Enigma; Adiemus; Era; Blackmore's Night; Al Andaluz Project; Persephone; Eklipse; Helene Fischer; Voxxclub; Beatrice Egli; Andrea Berg; Die Flippers; Eisblume; Pur; Unheilig; Oomph!; Schandmaul; Subway To Sally; Tanzwut; Feuerschwanz; Knasterbart; Nu Pagadi; E Nomine; Rednex; Wolfgang Petry; Elaiza; Yvonne Catterfeld; Jasmin Wagner; Ivana Jordan; Jelana Tomasevic; Ofra Haza; Oli P.; Jeanette Biedermann; Kristina Dörfer; Jürgen Drews
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