Lightning Bolt - Fantasy empire
Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 03.04.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Ab muss das Ohr!
Trifft Person A Person B an einer Straßenkreuzung, die nach einer kurzen Unterredung zwischen den beiden zum Tatort wird. A: "Ey, Du Opfer. Guckst Du mich an?!?" B: "Alter! Gleich hängt die Lippe!" B: "Halt's Maul, sonst hat Dein Arsch Kirmes!" B: "Du stirbst." Trifft Person B Person A. Mitten ins Gesicht.
Eine sinnlose Prügelei zu rekonstruieren, ist eine große Herausforderung. Genauso verzwickt ist es, sich in die beiden Köpfe einer Band zu versetzen, die seit 20 Jahren die ungemäßigtste Brachial-Musik der Welt spielt. Denkt man sich mitten hinein in die Live-Umsetzung, dann kommt man schnell zu der Einsicht, dass einem das Dargebotene bei den ersten überfallartigen Eruptionen auf einem dichtgedrängten Konzert unbewusst zwei Schritte zurückweichen ließe und man erst viel zu spät erkennt, dass die beiden Lightning-Bolt-Mieselprieme einem unbemerkt die Schnürsenkel aneinandergebunden hätten. Bei flüchtigem Kontakt mit der formensprengenden Noise-Gewalt ähnelt "Fantasy empire" in Sachen Derbheit den grellen Überschriften über den von Nebensätzen befreiten Texten der BILD und Promi-Boulevardmedien. Nur bedienen Lightning Bolt bei näherer Beschäftigung nicht allein die niederen Instinkte. Vielmehr etablieren Bassist Brian Gibson und Schlageuger/Sänger Brian Chippendale vordergründig das Chaos als Stilübung, in dessen Rahmen sie einer zwar irrwitzigen, aber wohldurchdachten Rhythmik das Kommando überlassen.
Im Opener "The metal east" stehen die höchsten Bassfrequenzen in direktem Dialog mit den tiefsten Tönen, die die Saiten hergeben. Dass sie sich trotz maßloser Geschwindigkeit an keiner Stelle ins Wort fallen, bleibt der einzige Lichtblick im Austausch von Totschlag-Argumenten. Denn ansonsten steht dieser Disput gerade nicht im Verdacht, ein Vorbild in Sachen Gesprächsführung zu sein, sondern repräsentiert eher einen nervenaufreibenden Konflikt zwischen Hochdruck und Tiefdruck. Nach Atem ringend entpuppt sich "Over the river and through the woods" als ein bestehendes Recht missachtender Knastausbruch, bevor erst das nachfolgende "Horsepower" die zunächst wichtigste Frage bei einer geplanten Flucht stellt: "Yeah, run away / Fast as you can / How quick can people hope to be?". "Mythmaster" fährt die Schlagzahl leicht herunter und offenbart in moderatem Tempo ein zähes Bratbass-Gewitter, welches dem Hörer unversehens eine Speedmetal-Daumenschraube anlegt. Unter Tränen wird dieser dann im Eilverfahren dazu genötigt, dem Nachbarschaftstratsch, den Chippendale keifend referiert, zuzustimmen: "All the kids on the block say I'm a killing machine."
Stilistisch bleibt in großen Teilen alles beim Alten, obwohl zum ersten Mal nicht auf Load Records, sondern auf Thrill Jockey veröffentlicht wurde. Die haben das Duo allerdings erstmals dazu bringen können, ihre Instrumente in ein richtiges Aufnahmestudio zu zerren. Obwohl die Stücke schon seit zwei Dekaden druckvoller nicht mehr werden können, erreichen Lightning Bolt auf "Fantasy empire", wieder mal unterstützt von Dave Auchenbach, eine nuanciertere und geladenere Produktion. Davon profitiert dieses nur mit dem allernötigsten Equipment in Form gegossene, unmenschlich wüste Manifest. Wären Lightning Bolt die Oberaufpasser und Richter in Sachen Zwei-Mann-Härte, müsste ihr Urteil trotz an sich schon heftig explosiver Bands wie Death From Above 1979, Dyse oder Mantar dennoch lauten: "Ab muss der Kopf!"
Highlights
- The metal east
- Horsepower
- Mythmaster
Tracklist
- The metal east
- Over the river and through the woods
- Horsepower
- King of my world
- Mythmaster
- Runaway train
- Leave the lantern lit
- Dream genie
- Snow white (& the 7 dwarves fans)
Gesamtspielzeit: 48:13 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Underground Postings: 1614 Registriert seit 11.03.2015 |
2015-10-16 19:54:07 Uhr
Nein. Archivmaterial aus verschiedenen Sessions. Dennoch sehr gut. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33059 Registriert seit 07.06.2013 |
2015-10-16 13:37:00 Uhr
War "Oblivion hunter" eigentlich kein vollwertiges Album? |
Underground Postings: 1614 Registriert seit 11.03.2015 |
2015-04-10 15:24:56 Uhr
So nach den ersten 10 Durchläufen muss ich sagen, dass mir persönlich die "professionelle" Produktion des Albums besser zusagt als die auf den vorherigen Alben. Schönes farbiges Vinyl zudem. |
Underground Postings: 1614 Registriert seit 11.03.2015 |
2015-03-27 11:58:36 Uhr
Da bin auch ich mal gespannt! |
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2015-03-26 09:47:20 Uhr
And, of course, Lightning Bolt will be touring Europe in 2015. |
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Referenzen
Black Pus; Melt-Banana; Don Caballero; Battles; The Locust; Jucifer; Daughters; Mindflayer; Hella; Boredoms; Pink And Brown; Converge; Boredoms; Ruins; The Mass; Arab On Radar; The Mass; Slayer; Orthrelm; Dÿse; The Dillinger Escape Plan; Melvins; Zach Hill; The Jesus Lizard; Shellac; Deerhoof; Tera Melos; Nisennenmondai; Wolf Eyes; Black Flag; Black Dice; Oneida; The Plot To Blow Up The Eiffel Tower; Big Black; Drive Like Jehu; Pissed Jeans; Holy Mountain; Dope Body; Dan Deacon; Metz; The Body; No Age; HEALTH; Death From Above 1979; Mr. Bungle; Test Icicles; James Chance & The Contortions; The USA Is A Monster; Neon Blonde; Liars; Black Dice; Slint; Throbbing Gristle
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