Jonathan Jeremiah - Oh desire

BMG / Rough Trade
VÖ: 27.03.2015
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Jonathan gegen Jeremiah
Hört man Jonathan Jeremiahs Musik irgendwo im Hintergrund, ist sie oberflächlich einwandfrei und daraufhin wieder vergessen. Die raubeinigere Stimme hat etwa Jamie N Commons, die besseren, weil abwechslungsreicheren Kompositionen hält Matthew E. White etwa auf "Fresh blood" vor. Letzterer Vergleich ist dahingehend relevant, weil Jeremiah mit "Oh desire" eine Soul-Platte vorlegen wollte und hierfür mehrere Monate mit einer festen Band im Londoner Konk-Studio verbrachte. Was White jüngst gelungen ist: etwas Geschlossenes, auf dem zwar sein Name steht, aber zu dem unverkennbarer Weise viele Musiker gleichberechtigt etwas beigesteuert haben. Jeremiah wollte ähnliches bezwecken, indem er erstmals andere Musiker an den Songs hat mitschreiben lassen.
Ein Bandwerk ist dennoch nicht entstanden, auch wenn Jeremiahs Nebendarsteller groß aufspielen. Aus der eigentlichen Sehnsuchtsschmonzette "Rosario" machen alleine die Streicher in trotzender Dekadenz und Kitsch etwas dennoch Ergreifendes. "Wild fire" könnte in einem notdürftig zusammengeschnittenen Abspann eines internationalen Fußballspieltages ertönen. Eine zugleich triste, dann im Chorus euphorisch werdende, donnernde Radiotat. Jeremiah schließt direkt bei Mumford & Sons an. Und doch ist "Oh desire" auf Albumlänge das, was entsteht, wenn ein 16-spuriges-Aufnahmegerät gefüllt werden muss. Ausnahmen: "The birds" und "The devil's hillside". Das eine als obligatorische Beatles-"Blackbird"-Hommage, das andere als dahingespielte Improvisation ohne Chorus oder erkennbare Liedstruktur .
Was dennoch enorm stört: auf elf Lieder verteilt, den instrumentalen Ein- und Ausstieg mal ausgeklammert, bleibt Jeremiahs Wesenskern undeutlich. Es mutet an, als würde er eine Maske tragen und die Ergriffenheit mimen. Seine Stimme wird an vielen Medienstellen als "mannigfaltig" bezeichnet. Was auch immer das bedeuten mag, Jeremiah singt zweifellos sonor, schön tief, mit einem breiten Timbre. Die Art seiner Intonation ist hingegen oft penetrant. Nach jedem Vers noch melodienunabhängig höher oder tiefer werdend und insbesondere in "Arms", "Smiling" sowie "Rising up" viele Silben exorbitant gefühlvoll in die Länge ziehend. Jeremiah steht im Zwist mit sich selbst, möchte dieser "zeitlose Künstler" sein, der emotionale Rebell, und versteift sich im Tun, so wahrgenommen zu werden. Und wenn er diese heftigen Gefühle vermitteln möchte, dann darf er gerade nicht, was viele artifizielle Momente auf "Oh desire" schaffen: Distanz zum Hörer.
Highlights
- Wild fire
- Rosario
Tracklist
- One
- Wild fire
- Arms
- The birds
- Oh desire
- Smiling
- Seven
- Walking on air
- Phoenix ava
- Rising up
- Rosario
- The devil's hillside
- Thirteen
Gesamtspielzeit: 40:36 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24572 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-04-03 23:29:16 Uhr
Ich mag den Mann, finde das Album aber leider eher fad. |
arambol Postings: 22 Registriert seit 27.11.2014 |
2015-04-03 19:18:46 Uhr
Fast hätte ich das Album aufgrund der Bewertung übersprungen. Was für ein Glück, dasnicht getan zu haben. Tolle Stimme und guter Gesang, leider aber einige schlechte Songs, daher sind die 6 Punkte mMn gerechtfertigt. Anspieltipps: Wild Fire Smiling Phoenix Ava |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24572 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-02-10 20:56:44 Uhr
Am Freitag feierte das Video zur Single „Wild Fire“ aus dem am 27.03.15 erscheinendem Jonathan Jeremiah Album „Oh Desire“ (BMG Rights Managment / Rough Trade) bei Stern.de Premiere.Hier könnt ihr euch das Video anschauen: Video: Jonathan Jeremiah „Wildfire“ : http://youtu.be/e24gouHjIBg |
rudolfo |
2015-01-18 22:07:14 Uhr
Aber nur, wenn man chronologisch denkt. |
antonio |
2015-01-11 05:55:52 Uhr
falsch... es ist sein drittes album... |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
James Morrison; Fyfe Dangerfield; Andy Burrows; Kane; Novastar; Milow; Bertolf; Kyteman; Gabriel Rios; Racoon; Jon Allen; Alain Clark; Waylon; The Divine Comedy; Bob Dylan; Eels; Billy Bragg; Mark Lanegan; Anywhen; Cat Stevens; The Beatles; Take That; James Blunt; The Swell Season; Glen Hansard; Joel Alme; Burt Bacharach; Ed Harcourt; Robert Francis; Noah & The Whale; Neil Diamond; Serge Gainsbourg; Snow Patrol; Randy Newman; Gilbert O'Sullivan; Barry Manilow; Van Dyke Parks; Rufus Wainwright; Jens Lekman; M. Ward; John Martyn; Frank Sinatra; Leonard Cohen; Van Morrison; Paolo Nutini; Max Mutzke
Surftipps
- http://jonathanjeremiah.com
- https://www.facebook.com/jjeremiahmusic
- https://twitter.com/jjeremiahmusic
- http://de.wikipedia.org/wiki/Jonathan_Jeremiah
- http://en.wikipedia.org/wiki/Jonathan_Jeremiah
- http://www.discogs.com/artist/1630329-Jonathan-Jeremiah
- https://myspace.com/jonathanjeremiah
- http://www.bmg.com/new-album-jonathan-jeremiah/
- http://www.laut.de/Jonathan-Jeremiah
- http://www.lastfm.de/music/Jonathan+Jeremiah
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Jonathan Jeremiah - Horsepower for the streets (1 Beiträge / Letzter am 28.09.2022 - 21:30 Uhr)
- Jonathan Jeremiah - Good day (8 Beiträge / Letzter am 12.09.2018 - 13:21 Uhr)
- Jonathan Jeremiah - Oh desire (6 Beiträge / Letzter am 03.04.2015 - 23:29 Uhr)
- Jonathan Jeremiah - Gold dust (1 Beiträge / Letzter am 14.10.2012 - 18:52 Uhr)
- jonathan jeremiah - a solitary man (3 Beiträge / Letzter am 18.09.2011 - 15:45 Uhr)