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Ron Sexsmith - Carousel one

Ron Sexsmith- Carousel one

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 27.03.2015

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Der mit den Anti-Hits

Was ist denn nun das erheblichere Faszinosum: dass es dem nimmermüden Ronald Eldon Sexsmith alle zwei Jahre gelingt, wirklich fabulöse Platten zu veröffentlichten oder dass man es auch bei seinem 13. Werk wieder mit einem selten gräuslichen Artwork zu tun hat? Das dezent-verschmitzte Lächeln auf dem Cover deutet schon an, dass "Carousel one" etwas heiterer ausfällt als die sonst Sexsmith-typischen Tristessen. Er selbst hatte ein aufgeschlosseneres und humorvolleres Werk angekündigt und dann wieder gejammert, dass er doch unbedingt diesen Hit wolle, diesen Gassenhauer, den auch seine dylanschen und cohenschen Leitfiguren hatten. Wobei Sexsmith das bei wahrhaftig jeder Gelegenheit sagt.

Was er hierbei übersieht: Schon seit Jahren serviert er prächtige Hits. Und zum Hit gehören eben auch die Massen, die ihn weitestgehend ignoriert. Wohl weil Sexsmiths Songs nach Eigenlogik funktionieren, eher unspektakulär klingen, zeitgleich sind sie harmonisch, eigentlich hyper-harmonisch und textlich lakonisch. Zugänglich wie eh und je drohen seine Lieder dennoch dem unaufmerksamen Hörer zu entwischen und werden vielleicht darum verkannt. Unbeeindruckt davon jedoch beginnt Sexsmith "Carousel one" mit "Sure as the sky" und "Saint Bernard" neckisch-kindisch verspielt mit E-Piano und E-Gitarre. Im "Love, love, love"-Chorus von "Saint Bernard" geistert sogar ein Damenchor herum, der sich dabei als einer der melancholischsten Momente dieses Albums heraustellt. Sexsmith wirkt in den übrigen 14 Liedern (davon wieder zwei Bonus Tracks, die diese Deklarierung nicht verdient haben) merklich gefestigter, zeigt optimistische Züge in Liedtexten und ironische Einschübe in Form von gut gelaunten Bongos bei "Lucky Penny" oder gespielter Coolness im Blues von "Getaway car". Wer sich selbst auf die Schippe nimmt, muss erheitert sein. Vergangenes Jahr lief ja auch nicht schlecht für ihn, erhielt Sexsmith doch die Ehrendoktorwürde an der Universität seiner kanadischen Heimatstadt und den Juno Award, quasi den kanadischen Grammy.

Purer Frohsinn waltet auf "Carousel one" dennoch nicht überall, dafür ist Sexsmith zu sensibel für die Zwischenzeilen im Leben, die er gewohnt umdeutet und zu umwerfenden Liedern fügt, die beinahe aphoristisch erscheinen wie "Can't get my act together" mit Zeilen wie "Oh how am I supposed to have you / If I can't get myself together / How am I supposed to love you / If I can't get my act together". Natürlich hat das etwas Banales und Offensichtliches, doch ist die Melodie so bittersüß schön wie der Gesang und man möchte nur zustimmend nicken. Selbst der schlagerartige Einstieg von "Lord knows" mit einer übertriebenen Elektro-Orgel geleitet zu einer Hookline sondergleichen, die das innehat, was Sexsmiths Werk auszeichnet: Schon nach ein paar Durchgängen verinnerlicht mn diese Songs so tief, dass man sie unbewusst zum Schlendrian pfeift. Sexsmiths Lieder verbrauchen sich nicht, auch diese hier nicht. Hits hingegen bekanntlich sehr schnell. Darum stellt sich die Frage: wer braucht die eigentlich noch?

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • Saint Bernard
  • Lord knows
  • Can't get my act together
  • Many times

Tracklist

  1. Sure as the sky
  2. Saint Bernard
  3. Loving you
  4. Before the light is gone
  5. Lucky penny
  6. Getaway car
  7. Nothing feels the same anymore
  8. Sun's coming out
  9. Lord knows
  10. All our tomorrows
  11. No one
  12. Can't get my act together
  13. Tumbling sky
  14. Many times
  15. The other side (Bonus Track)
  16. Is anybody going to San Antone (Bonus Track)

Gesamtspielzeit: 51:11 min.

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Armin

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2015-03-18 21:41:34 Uhr
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