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Pentatones - Ouroboros

Pentatones- Ouroboros

Lebensfreunde / Soulfood
VÖ: 27.02.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Am Abgrund des Pop

Eines dürfte Delhia de France und ihrer Band Pentatones sicher sein – und es ist der virale Coup des bisherigen Jahres: Mit einem Video für das Online-Magazin "Noisey" schaffte es die Band sogar in die nach Bratwurst riechenden Sphären des Boulevards. Wo es dann um so wichtige Fragen geht wie: "Ist das Tattoo echt?", oder, "Was denken die Eltern über das Tattoo". Einzig bewiesen ist die Tragweite einer solchen Aktion, denn zuvor hatten höchstens trendinformierte Nischenkonsumenten die Electro-Pop-Band aus Leipzig auf dem Zettel. Die Band spielt mit einer künstlerisch-ästhetischen Gesamtkonzeption, die so durchdacht fast schon unsympathisch wirkt; denn das Musikbusiness schreit nach unabdingbarer Authentizität. Aber Art ist eben artificial. Dies überträgt sich auf die Musik und deren Rezeption.

Pentatones haben mit "Ouroboros" jedenfalls einiges richtig gemacht. So war es sicher eine gute Entscheidung, den Berliner Reglermeister Robert Koch als Produzenten mit ins Boot zu holen. Der weiß, wie man Beats anschubst und wie viel Raum man den Songs lassen muss, um ihnen die nötige Luft zu geben. Das hat er schon bei Produktionen mit Materia, Casper, Hurts oder OK Kid gezeigt. Eine glasklare Stimme zieht einen zunächst mitten in das tonale Universum der Pentatones. In der Vorstellung tiefschwarz und wabernd. Der einsetzende Beat fängt einen kurz vor dem Abgrund auf. Gerade, wenn das Klangbild in "Overfed" zu synthetisch wird, ertönen wohlige Klavier Akkorde und führen den Hörer auf die sicheren Pfade des Pop. Die avancierten, minimalistisch und elektronisch gestalteten Strophen wie in "The beast" bilden hier und anderswo auf dieser Platte einen unterkühlten Gegensatz zu den ausladenden und durchaus eingängigen Refrains. Musik, die wiederholt nah am Abgrund der Popmusik zu stehen scheint, aber nicht springt. Die grundsätzliche Sterilität der digitalen Produktionsbedingungen wird von Pentatones dabei mit organischer Wärme und dem entrückenden emotionalen Menschenkostüm unterfüttert.

Der Albumtitel "Ouroboros" bezieht sich auf ein altes mythologisches Symbol. Dahinter verbirgt sich der Schwanzbeißer – also eine Schlange, die sich selbst verzehrt. Ein Symbol für Wiedergeburt, Transformation, Deformation, Ego, Unendlichkeit. In einem Interview verrät Sängerin de France: "Ein Loop ist im übertragenen Sinne auch ein Ouroboros." Jedes Ende bedeutet also einen Anfang und umgekehrt. Interessanter Ansatz, denn im Prinzip ist gerade serielle Popmusik oft nichts anderes als variierte Wiederholung. Auch die Texte der "Ouroboros"-Songs fügen sich in den Gedankenkosmos mythologischer Bezüge. Teilweise wird’s dann zwar etwas viel mit der Theatralik und der tiefschwarzen Düsterkeit, doch vor solchen Momenten retten einen Songs wie "Karma game", bei denen sich Produzent Koch gebührend austobt. Die ausgestellte Melancholie und Selbstvergessenheit lässt dieses Album ein bisschen nach Art-School-Projekt riechen, aber – was soll's, halten wir die Nase doch in den frischen Wind.

(Konstantin Maier)

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Highlights

  • The beast
  • Again after again
  • Karma game

Tracklist

  1. Overfed
  2. The beast
  3. State of drift
  4. Into my venes
  5. Call it out
  6. Ghosts
  7. Mono home
  8. Freewheel
  9. Iris skies
  10. Again after again
  11. Pleiades
  12. Karma game
  13. Iron lungs

Gesamtspielzeit: 56:53 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
alda
2015-03-19 00:34:17 Uhr
spam nich, alter.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2015-03-18 21:41:22 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen?
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