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The Slow Show - White water

The Slow Show- White water

Haldern Pop / Rough Trade
VÖ: 06.03.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Mit Matts Mathe

Sprechen wir direkt mal über das Unvermeidliche. The Slow Show haben nicht nur ihren Namen einem Song von The National entliehen, ihr Debüt erinnert oftmals auch vom Klang an die melancholischen Momente von Matt Berninger & Co. Die Steigerung der Stakkato-Fanfare-Bläser in "Bloodline" rufen "Fake empire" in Erinnerung, "Augustine" weiß um Bryan Devendorfs Drumming und in der ersten Minute von "Paint you like a rose" ploppt das Gitarrenspiel von "Hard to find" im Kopf auf. Die Brooklyner sind ein offensichtlicher Einfluss für diese Platte – aber eben nicht der einzige. Und es wäre auch nicht fair, sie darauf zu reduzieren.

The Slow Show kommen aus Manchester. Und weil von dort eher andere Musik in die Welt getragen wird, erscheint "White water" auch via des deutschen Labels Haldern Pop, auf deren Festival das Quintett bereits spielte. Hierzulande wartet man folglich schon länger auf das Debüt, was sich laut Frontmann Rob Goodwin unter anderem auch deshalb verzögerte, weil die Band schlicht sparen musste, wenn sie sich neuerlich dazu entschied, für diesen oder jenen Song ein Streicherensemble zu engagieren. Besuchte die Band auch die Frauenkirche? Es würde die choral-sakrale Eröffnung des wunderbaren "Dresden" erklären, dessen Zeile "This is a breakdown" gleichsam als Gemütsbeschreibung des ergriffenen Hörers taugt.

Und genau da wollen The Slow Show hin, ans Mark, ans Innere. Mit einer umarmungswürdigen Melodie, ja, auch mit Pathos. Und mit Sänger Goodwins schwerem, schier losgelöstem Auftreten. In vielen Bars werden Mittfünfziger zusammenbrechen, weil sie nach passablem Alkoholkonsum zwar aussehen wie Fuck, aber nicht ansatzweise die Crooner-Stimme des nicht mal halb so alten Goodwin haben, wenn sie ans Mikro treten. Manchmal wähnt man sich in einer baritonen Lesung, dann sprechsingt Goodwin nur, aber das reicht, um die Geschichte seines Großvaters zu erzählen, der in jungen Jahren seinen "Brother" an den Krebs verloren hat. Ohne Tamtam endet der Song in nackter Wehmut: "Let's go back to football fields and backyard alleyways / Before God let you down boy, and took your life away." Der Gitarrenpart fungiert neben dem beschriebenen Text als Leitmedium der Emotionalität von "Brother".

Unter der Oberfläche der elf Songs auf "White water" formulieren die Briten zwischen Empathie und Kitschgrenze mitunter fragile Kompositionen, die fast zu schön sind zum Hören. Bass, Keys, Piano, verwaschene Drums, Bläser, Streicher, sie allen greifen ineinander, geben "Bloodline" ein Folk-Intro und "Testing" seinen Schlaflied-Anstrich, Snare-Tupfer und den ersten Break, der den Song in die Post-Ära von Arcade Fires "My body is a cage" transferiert. "Paint you like a rose" stellt Goodwin eine Sängerin zur Seite: "All those things you know about me are true / But they're wasted on you." "Lucky you lucky me" greift auf Americana zurück, genau wie "God only knows", dessen Drumming weicher ist als Daunenfedern und The National vergessen lässt. In der Musik gibt es nicht nur "Entweder-Oder" – auch ein "Und".

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Dresden
  • Testing
  • Brother

Tracklist

  1. Dresden
  2. Long way home
  3. Bloodline
  4. Testing
  5. Brother
  6. Bad day
  7. Augustine
  8. Paint you like a rose
  9. Flowers to burn
  10. Lucky you lucky me
  11. God only knows

Gesamtspielzeit: 44:50 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

myx

Postings: 5331

Registriert seit 16.10.2016

2016-10-21 22:29:35 Uhr
Bin nun endlich auch im Besitz ihres Erstlings. Kommt nicht ganz an "Dream Darling" heran, wie im entsprechenden Thread mehrfach betont wird. Aber reicht allemal locker für eine 8.5/10. "Dresden" und "Bloodline" sind grosses Kino.

Mit der hier genannten Referenz "The National" kann ich leider nicht viel anfangen.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 33877

Registriert seit 07.06.2013

2016-06-16 13:27:02 Uhr
Hmm ja, die hab ich damals als erste immer gehört. Aber genau wie "Boxer" und "High violet" ist das halt alles für mich nur ganz nett und mal schön so abends. Aber es hat mich - bis auf "Bloodbuzz Ohio" - halt nie was wirklich mitgenommen. Mal sehen.

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2868

Registriert seit 14.06.2013

2016-06-16 13:24:53 Uhr
Wie wär's mal mit "Alligator"? Mein Favorit. Schön rauh.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 33877

Registriert seit 07.06.2013

2016-06-16 13:17:44 Uhr
Hmm. Vielelicht sollte ich mal wieder ein National-Album hören.

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2868

Registriert seit 14.06.2013

2016-06-16 10:42:38 Uhr
The Slow Show mag ich ebenfalls gern, aber die Songs haben nur selten mal die Atmosphäre und - vor allem: niemals die Dynamik, die bei The National allein schon durch das exzellente Drumming von Bryan Devendorf entsteht.
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