Not Scientists - Destroy to rebuild

Kicking / Delete Your Favourite / Torreznetes
VÖ: 06.03.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Einfache Punkzahl
Werner Schulze-Erdel hätte es in den frühen Neunzigern beim "Familienduell" wohl so anmoderiert: "Runde zwei! Es geht um die einfache Punktzahl. Wir haben einhundert Leute gefragt: Nennen Sie fünf Indie-Kappellen aus Frankreich!" Ob RTL damals die hochroten Köpfe der resignierenden Kandidatinnen und Kandidaten gezeigt hätte, ist allerdings fraglich. Phoenix, The Dø, Hush Puppies, Noir Désir... ähm? Selbst für Musikinteressierte wohl eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Natürlich gibt es auch in unserem Nachbarland einen äußerst florierenden Untergrund, dennoch schaffen es nicht annähernd so viele Gitarren-Acts auf den Radar der Musikblogs und -magazine, wie beispielsweise Künstler aus dem UK oder Skandinavien. Nachzuvollziehen ist das weniger. Und an qualitativen Kriterien festzumachen wohl auch nicht.
Denn ähnlich wie in der abklingenden Brandung der Britpop- und Wave-Welle der Nullerjahre die Franzosen Neïmo auf sich aufmerksam machten, so schicken sich nun Not Scientists an, dem Punkrock-Revival ein eingängig-melodisches Brett von Debütalbum anzunageln, das an der Genretafel zwischen Indie-Rock und Punkrock befestigt werden müsste. Dass der Einstieg mit "Window" zunächst herrlich atmosphärisch gelingt, bevor dann das musikalische Erbe von Chuck Ragan und Chris Wollard grüßen lässt, deutet die Fähigkeiten von Not Scientists bereits mehr als an. Gleichermaßen gelingt dies, wenn "Wait" nach einer hübschen, The Clash referenzierenden Strophe im Refrain erneut auf die Genre-Zugpferde zu sprechen kommt: Eine bloße Hot-Water-Music-Coverband ist der Vierer aus der Nähe von Lyon, der sich aus Mitgliedern der Punkband No Guts No Glory bildete, sicher nicht. "We're given no options" krallt sich daher leichtfüßig an den beinahe bis zu Unkenntlichkeit gealterten Vater Pop-Punk und schüttelt ihn endlich mal wieder kräftig durch, sodass er sich unweigerlich an die Hymnenhaftigkeit von Anti-Flag erinnern muss.
"I'm brainwashing you" hebt die Hand zum High five mit der Spontaneität und Melodiösität von The Thermals, während das forsche "Disconnect the dots" zu verdächtig krawalliger Stunde mit Buzzcocks unterwegs ist. Noch besser sind Not Scientists dann, wenn sie ihrer Schnörkellosigkeit und dem treibenden Schlagzeug ein wenig melancholischen Raum geben, und, wie im kritischen "These heads have no faces" oder der Hymne "Broken pieces", eher The Menzingers und frühen We Were Promised Jetpacks huldigen. Und so verhält es sich mit "Destroy to rebuild" trotz minimalen Geschmacksabfalls im Abgang wie mit einem gern und häufig aus dem Regal gegriffenen Wein: Man kennt und mag das Bouquet und weiß, zu welchem Anlass man den guten Tropfen öffnet. Der angenehme Rausch – und auch das ist eine Parallele zu "Destroy to rebuild" – kommt dann von alleine. Und Werner Schulze-Erdel? Kennt sich damit auch aus: Immerhin hat er 2275 Mal "Familienduell" moderiert.
Highlights
- Window
- Broken pieces
- These heads have no faces
Tracklist
- Window
- I'm brainwashing you
- Broken pieces
- We're given no options
- These heads have no faces
- Tomorrow's another day
- Just break me
- Disconnect the dots
- Over and out
- Wait
- Barricade
Gesamtspielzeit: 38:08 min.
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2015-03-11 21:21:11 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen? |
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Referenzen
Hot Water Music; The Thermals; Anti-Flag; Buzzcocks; The Menzingers; The Smith Street Band; We Were Promised Jetpacks; Red City Radio; Against Me!; The Clash; Bouncing Souls; The Lawrence Arms; Donots; Green Day; Ramones; Beatsteaks; Dinosaur Jr.; Steakknife; Polar Bear Club; The Draft; Leatherface; Samiam; Bombshell Rocks; Face To Face; The Vaselines; Alkaline Trio; The Dwarves; The Breeders; Tribute To Nothing; Hüsker Dü; Wipers; Be Your Own Pet; Jay Reatard; The Lemonheads; Bruce Springsteen; The Gaslight Anthem; The Get Up Kids; Ash; Idlewild; Sonic Youth; Pixies; Sex Pistols
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