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Desperate Journalist - Desperate Journalist

Desperate Journalist- Desperate Journalist

Fierce Panda / Cargo
VÖ: 30.01.2015

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Und dann hörten wir die Smiths

Morrissey ist ja vieles: Songschreiber, weltbester Botschafter des Nachnamens Smith, Exzentriker mit Unsicherheitskern, vegetarischer Extremist, das personifizierte, royale Antonym und vieles mehr. Morrissey aber ist keine Frau. Und daran wird sich nur schwerlich etwas ändern. Warum auch. Wer sich ohne operative Eingriffe und schlicht im Musikkontext vorstellen mag, wie der Brite wohl mit weiblichem Sangesorgan so klingt, der lausche Jo Bevan in "Distance", wie Timbre und Intonierung ein imaginäres, wenngleich nicht ganz vollständiges Bild dieses Szenarios malen. "The sentiments I never should have hid / The fall of my eyelids / I've lost you."

Und wo der Name des Herrn aus Manchester schon so einen prominenten Platz in diesem Text erhält: Das Quartett aus North London mag The Smiths, was sich kontinuierlich auf seinem selbstbetitelten Debüt niederschlägt. Beispiel: der herrliche "Oh no"-Part in "O", wenn nach 45 Sekunden die Gitarre einsetzt. Ein Endorphin-Trampolin und ein Grund, warum die Boxen des Rezensenten an den Rand ihrer Existenz getrieben wurden, weil man diese Stelle immer wieder hören und jedes Mal noch lauter drehen möchte. Dabei schielen Desperate Journalist im Refrain Richtung Savages. Aber dieser Dialog funktioniert bestens – wie eigentlich das gesamte Album.

In elf Songs packen Bevan, Joe Hardy, Caroline Helbert und Simon Drowner mal locker acht Hits. Als hätte man einen Hund zwei Wochen weggesperrt, um ihm dann zu euphorischem Schwanzwedeln einen halben Wald voller Stöckchen zuzuwerfen. Diese unbändige Spielfreude versprühen Desperate Journalist. Helberts Drumming etwa kommt offenbar direkt aus dem selbst eingerichteten Proberaum einer Garage. In "Cristina" handelt Hardy, der mitunter Alarm für zwei Gitarristen macht, nach der Devise "Nicht lang schnacken – Riff in den Nacken", hat mit Drowners Bass aber auch einen aufpeitschenden Gegenpart, der sich sporadisch in die erste Reihe stellt.

Über all dem singt Bevan klar, kontrolliert, heroisch, verletzlich, sehnsuchtsvoll und durchaus auch kühl. "I can't bear your heartbeats / Now that I'm near them." Auf dass sie möglichst noch lange so weitermacht, um uns furiose Stimm-Finale wie in "Remainder" und "Heartbeats" zu kredenzen, getragen durch "Distance" zu leiten und in Beton mehr als Baumaterial zu sehen: "This small life / Perfect like cement." Desperate Journalist tragen Eyeliner im Herzen und Post-Punk in den Augen, spielen höchstmelodiösen Lärm, Indierock mit einer Schwäche für die Neunziger, Gitarrenpop mit Vorliebe für die Achtziger und sollten bitte nicht ignoriert werden. Alleine für den Spaß, im Frühjahr auf Herbstlaub zu tanzen.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Control
  • O
  • Cristina
  • Distance

Tracklist

  1. Control
  2. O
  3. Cristina
  4. Hesitate
  5. Remainder
  6. Distance
  7. Nothing
  8. Happening
  9. Eulogy
  10. Heartbeats
  11. Cement

Gesamtspielzeit: 37:43 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Revolution

Postings: 18

Registriert seit 29.05.2015

2017-03-19 17:25:35 Uhr
Mich erinnert die Sängerin sehr stark an Björk .....

Der Horst

Postings: 51

Registriert seit 02.08.2014

2016-02-29 20:39:00 Uhr
Und ab Ende März auf Tour in Deutschland.

Stephan

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 996

Registriert seit 11.06.2013

2015-12-13 21:14:37 Uhr
Falls es jemand nicht mitbekommen haben sollte: Desperate Journalist haben im Spätherbst noch eine EP veröffentlicht namens "Good luck".

Kommt auch wieder ohne Ausfall aus, hat mit "A phase" einen sehr knackigen Hit und mit "Perfect health" einen ganz wunderbaren Song zum Abschluss.

https://www.youtube.com/watch?v=1oR-uIcxAIk

rainy april day

Postings: 667

Registriert seit 16.06.2013

2015-07-19 17:09:03 Uhr
You deserve nothing! *sing*
@oha
2015-06-15 03:19:12 Uhr
kann gut sein, könnte aber auch der cure-song gemeint sein.
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