Jesper Munk - Claim
Neuland / Warner
VÖ: 06.03.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Gefühlsmosaik
Musikalische Vergleiche mit Jeff Buckley oder Jack White und eine optische Kreuzung aus James Dean und David Bowie. Ist das schon der Stoff aus dem Legenden gemacht sind? Jesper Munk klingt mit seinen 23 Jahren als sei er mindestens genauso lange nicht von Whiskey und Zigaretten losgekommen. Sein Debüt "For in my way it lies" überzeugte 2013 sowohl beim ZDF als auch bei der Bravo, wobei die Lorbeeren der Jugendzeitschrift wohl eher zum dunklen Kapitel seiner noch jungen Karriere zählen. So oder so: Das Talent wurde ihm in die Wiege gelegt. Vielleicht umso überraschender, dass Munk sich für den Sohn eines Musikers verhältnismäßig spät, nämlich gegen Ende der Pubertät, an Instrumente wagte.
Der Albumnachfolger "Claim" ist eine Gratwanderung zwischen Blues, Rock, Soul und Folk. Der Sound, der dabei entsteht, stammt aus einer anderen Zeit: auf Woodstock wäre der Songwriter zwischen dem jungen Joe Cocker oder Canned Heat wahrscheinlich nicht weiter aufgefallen. Auch von The Doors steckt einiges in der Musik des Müncheners. Direkt im Opener "Courage for love" landet Munks Können auf dem Silbertablett. Eine verzerrte E-Gitarre hat die Ehre "Claim" zu eröffnen. "I ain't got courage for love/ No, I ain't got courage for you", röhrt er bis zum Rande der Heiserkeit. "Morning coffee" bietet im Anschluss ein sanftes Kontrastprogramm mit Schmusesoul-Effekt.
Dagegen ist die Melancholie des zweiten oder auch vierten Glases Wein bei "Guilty" realer denn je. Eine Hammond-Orgel führt sanft durch das Stück, Munks Gesang durchleidet gleichzeitig alle ihm möglichen Höhen und Tiefen. "I guess I'm guilty", bekennt er und geht direkt mit dumpfer Stimme zu zurückhaltendem Beat in "The parched well" über. Das Jonglieren mit verschiedenen Gemütslagen beschrieb Munk bei TV Noir als eine Art "Gefühlsmosaik". Während die Genres ineinander fließen, trifft dieser Begriff wie kein anderer zu. Munk lässt mal die Instrumente für sich sprechen und inszeniert dann an anderen Stellen, wie bei "Clean", vor allem sich selbst. Das emotionale Durcheinander ist in jeder Minute von "Claim" zu hören. Die Zeit ist genauestens ausgeschöpft. Kein Song ist länger als er sein müsste. Oder kürzer als er sein sollte.
Highlights
- Clean
- 101 proof
- Guilty
Tracklist
- Courage for love
- Morning coffee
- Shakespeare & heartbreak
- Ya don't have to say goodbye
- Soldiers of words
- Clean
- White picket fence
- 101 proof
- Reeperbahn
- Guilty
- The parched well
- Smalltalk gentleman
- Cold waters
- It takes two
Gesamtspielzeit: 42:36 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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kingsuede Postings: 4367 Registriert seit 15.05.2013 |
2015-04-13 19:48:37 Uhr
Cooler junger Typ. Kam gestern als Hintergrundberauschung zur Literatursendung Druckfrisch. CD sofort bestellt! |
Jennifer Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 4714 Registriert seit 14.05.2013 |
2015-03-04 22:30:10 Uhr
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Paolo Nutini; Jamie T; Jeff Buckley; Jack White; George Ezra; Matt Corby; James Bay; Gary Clark Jr.; Lenny Kravitz; Joe Bonamassa; The Doors; Canned Heat; Joe Cocker; Neil Young; Van Morrison; Newton Faulkner; Tom Odell; Bob Dylan; Vance Joy; Jake Bugg; James Morrison; Leonard Cohen; The Rolling Stones; Robert Francis; The Black Keys; Amy Winehouse; Duffy; The Dead Wheather; Ryan Adams
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