Gingerpig - Ghost on the highway

Suburban / MiG / SPV
VÖ: 20.02.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Modellpflege
Vintage-Rock, Retro-Rock oder wie man es auch immer nennen möchte, ist nach wie vor ein gewaltiger Hype. Zumindest dann, wenn er aus Skandinavien stammt. Ungeachtet des medialen Getöses jedoch hat sich auch in den Niederlanden eine kleine, aber feine Szene derjenigen aufgebaut, die den Klängen der frühen Siebziger frönen. Dazu gehören ganz klar Willem Verbuyst, der mit seiner Band Vanderbuyst schon seit Jahren hochklassige Alben veröffentlicht, und vor allem Boudewijn Bonebakker, der nach dem Ende der Death-Metal-Truppe Gorefest seine Liebe zu jenen Vintage-Klängen entdeckte und fortan als Frontmann von Gingerpig immer intensiver daran feilt, diese Referenzen wie Led Zeppelin und Deep Purple mit modernen Einflüssen zu einem eklektischen Sound zu vermengen. Einem Sound, der zwar eine Verbeugung an frühere Zeiten darstellt, aber zu keiner Zeit rückwärts gewandt ist.
"Ghost on the highway", das neue Album der Niederländer, macht da keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil. Denn schnell wird klar, dass nicht nur die stellenweise Orientierungslosigkeit des Debüts "The ways of the Gingerpig" längst vergessen ist, auch die Zuwendung zu mehr Grooves auf dem Zweitwerk "Hidden from view" wird konsequenter denn je fortgeführt. Es dauert nur wenige Sekunden, bis der Opener "The nature of the fool" vehement kickt, bisweilen gar an den erdigen Blues-Rock der legendären Creedence Clearwater Revival erinnert. Inklusive singendem Gitarrensolo. Und wem das noch nicht reicht, der darf beim folgenden "Five river swamp" ein leichtes, aber dafür umso unverschämter mitreißendes Riff goutieren und verwundert die Frage stellen, seit wann Bonebakkers Heimatstadt Breda aus Nordbrabant in die Sümpfe Louisianas versetzt worden ist.
Was hingegen konsequent eliminiert wurde, ist der psychedelische Touch, den der ehemalige Keyboarder Jarno van Es in den Sound von Gingerpig einbrachte. Die Entscheidung, van Es nach seinem Abgang kurz vor der Veröffentlichung von "Hidden from view" nicht zu ersetzen, stellt sich mehr und mehr als goldrichtig heraus - mag sein, dass den Songs dadurch ein wenig der frühen Verspieltheit fehlt, doch am Ende haben die Niederländer dadurch gehörig an Kompaktheit gewonnen, wirken die Kompositionen schlüssiger. So erhält die Powerballade "Hear me" genau das richtige Maß an Drama, so darf der Titeltrack herrlich schmutzig als Anheizer für das vergleichsweise rasante "Brace before the fall" fungieren.
Boudewijn Bonebakker sieht sich nach eigenem Bekunden als Getriebener, immer auf der Suche nach dem perfekten Sound. Nun, den Anspruch haben sicherlich viele Musiker, nur ist es Bonebakker mit dem nunmehr dritten Album gelungen, eine echte Identität in einem sich zutiefst wiederholenden Umfeld herauszuarbeiten. Und bevor der Eindruck entsteht, hier könnte mit zu viel Kopf gearbeitet worden sein, pfeffern die Niederländer gegen Ende der Platte mit "A lifetime of murder" und "The dog at the gate" zwei beinharte Hardrocker aus den Lautsprechern. Dem wahrlich nicht schlechten "Hidden from view" setzt das Trio somit einen Nachfolger entgegen, der geradezu ein Musterbeispiel für erfolgreiche Evolution darstellt. Auch wenn Bonebakker selbst es möglicherweise nicht wahrhaben will: Gingerpig sind mit "Ghost on the highway" in der Spitzenklasse des Vintage Rock angekommen. Und haben sich ganz am Rande endgültig vom Hype emanzipiert.
Highlights
- Five river swamp
- Brace before the fall
- A lifetime of murder
Tracklist
- The nature of the fool
- Five river swamp
- Stay down
- Hear me
- Ghost on the highway
- Brace before the fall
- Burning up the road
- A lifetime of murder
- The dog at the gate
- Dance on the volcano
Gesamtspielzeit: 42:48 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28474 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-02-10 22:33:11 Uhr
Frisch rezensiert!Meinungen? |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Deep Purple; Thin Lizzy; The Doors; Uriah Heep; Black Sabbath; Led Zeppelin; Creedence Clearwater Revival; The Grateful Dead; Hawkwind; Steppenwolf; Jethro Tull; King Crimson; Golden Earring; Blue Öyster Cult; Wishbone Ash; The Pretty Things; Jefferson Airplane; UFO; Iron Butterfly; Kadavar; Orchid; Spiritual Beggars; Horisont; Graveyard; Blues Pills; Bigelf; Vanderbuyst; Ghost B.C.; Witchcraft; The Sword; The Horsehead Union; Orange Goblin; Wolfmother; Black Rebel Motorcycle Club; Masters Of Reality; The Answer; In Solitude; The Devil's Blood
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum
- Gingerpig - Ghost on the highway (1 Beiträge / Letzter am 10.02.2015 - 22:33 Uhr)