ADHD - 5

Contemplate / Cargo
VÖ: 20.02.2015
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Four a friend
Man sieht: einen Freundeskreis. Vier Männer, die sich umarmen und die Köpfe zusammen stecken. Das Cover ihrer neuen Platte zeigt ADHD Backstage, kurz vor Beginn einer Show. Und es zeigt ebenso die enge Bindung, die die vier Musiker aus dem Großraum Reykjavik zueinander haben. Immer wieder betonen sie in Interviews ihre Freundschaft und führen sie als Begründung an für den Spaß, den sie beim Musizieren haben, und für die Intensität ihres Spiels. Auch auf ihrem fünften Album kann man diese Nähe hören. Denn auch hier verweben Óskar Guðjónsson (Saxophon), Ómar Guðjónsson (Gitarre, Bass), Davíð Þór Jónsson (Hammond Orgel und Keyboards) und Magnús Trygvason Eliassen (Drums) ihr Klangbild wieder so engmaschig, dass die einzelnen Komponenten kaum voneinander zu trennen ist.
Am Versuch, ihren Sound zu beschreiben, sind schon viele Kritiker gescheitert. Zu eigen ist das Gemisch aus Jazz, Ambient, Indie, Pop und isländischem Folk. Und so bleibt nur die Flucht in die Wirkungsbeschreibung: Gleich im Opener "Sveðjan" zeigt das Quartett seine ganzen Stärken: Was mit einfachen Pianoakkorden beginnt, steigert sich in organischer Allmählichkeit zu einem rhythmisch komplex vertrackten Stück vertonter Schwermut. Der unorthodoxe Gebrauch der Instrumente, die freie Form des Songwritings, das Gespür für unverbrauchte Melodien und die Kraft der Improvisation bestimmen auch bei den übrigen Songs das Klangbild. Besonders stark ist "Free Angelo", das vom sanften Saxofon Óskar Guðjónssons bestimmt ist. Kernpunkt dieser Platte ist jedoch "InDJánadansinn". Hier lassen ADHD lyrische Melodiefiguren über einen tiefen Groove schweben, bis man nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Gitarrist Ómar Guðjónsson hat in "Afi Palli" seinen großen Auftritt. Sein Solo ist psychedelisch, aber sensibel: es ist exzessiv und virtuos, ohne aufdringlich zu sein.
ADHD lassen die Songs langsam entstehen, geben ihnen die Zeit und den Raum, den sie verlangen. Überhaupt gehört Geduld zu den Stärken dieses Quartetts: Die Hälfte der acht Stücke knackt die Fünf-Minuten-Marke. Und so klingt "5" an vielen Stellen wie ein Slow-Motion-Flug über die Landschaften ihres Heimatlandes. Obwohl die Musik von ADHD ganz ohne Worte auskommt, steckt sie voller Botschaften. Spricht so vieles an und aus. Vielleicht ist es ja das, was das PR-Textblatt zu dieser Platte als "ganz besonderen isländischen Ton" bezeichnet. Geschrieben wurden die meisten Songs während der letzten Europa-Tour. Um die Vitalität der Shows einzufangen, wurden alle Stücke im Studio live eingespielt. Die volle Live-Energie haben ADHD aber auch mit dieser Platte nicht einfangen können. Doch die neuen Songs sind allesamt vielversprechende Vorlagen für kommende Konzerte, denn auf der Bühne fühlt sich das Quartett eh am wohlsten. Dann sieht und hört man: einen Freundeskreis. Und nebenbei eine der spannendsten Bands dieser Tage.
Highlights
- Sveðjan
- Parachutes
Tracklist
- Sveðjan
- Free Angelo
- Eyþór Gunnarsson
- Flugzeug
- InDJánadansinn
- Afi Palli
- Oscillate
- Jörg Thienelt
- Græna Þokan
Gesamtspielzeit: 41:11 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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ADHS |
2015-02-09 10:15:51 Uhr
oh wow – da muss ich wohl auch mal reinhören |
Andi Postings: 87 Registriert seit 14.06.2013 |
2015-02-08 18:39:21 Uhr
Nie von denen gehört. Aber das hier ist schon verdammt stark: http://vimeo.com/114632878 |
quinn |
2015-02-05 14:59:27 Uhr
Jetzt versteh ich.Ich bin auch gespannt aufs Album |
Demon Cleaner User und Moderator Postings: 5646 Registriert seit 15.05.2013 |
2015-02-05 14:30:39 Uhr
Setze ein "Die Rezension" vor meinen Satz, dann ist er vielleicht verständlicher. |
quinn |
2015-02-05 14:26:37 Uhr
Du hast nicht reingehört, siehst aber die einzige Gemeinsamkeit in der Sprache? Visionär! |
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Referenzen
Sigur Rós; Parachutes; Nils Petter Molvaer; Christian Scott; múm; Low Road; Thom Yorke; Borko; Isan; Ólöf Arnalds; K tríó; Einar Scheving; Tómas R. Einarsson; Sigurður Flosason; Gunnar Gunnarsson; Sunna Gunnlaugs Quartet; Björk; Ben Webster; Branford Marsalis; Stan Getz; Eivind Aarset; Arve Henriksen; Bugge Wesseltoft; Jon Hassell; Esbjörn Svensson Trio; Jan Garbarek; Kammerflimmer Kollektief; Erik Truffaz; Moritz von Oswald; Sugarcubes; Hot Eskimos; Helge Lien Trio; Sunna Gunnlaugs; Jaga Jazzist