Grooms - Comb the feelings through your hair

Western / Cargo
VÖ: 13.02.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Einmal waschen und schneiden, bitte
Wie es sich anhört, wenn man seine Platte nicht etwa in einem Studio, sondern in einer finnischen Dampfsauna aufnimmt, bewies zuletzt ja leider Wintersleeps "Hello hum" aufs Vortrefflichste: allüberall verwischiwaschene Musik, aus deren Untergrund das folkrockende Fundament lediglich ein bejammernswertes S.O.S. nach draußen funkte. Grooms lösen das Problem auf "Comb the feelings through your hair" auf wesentlich elegantere Weise. Versammelte der Vorgänger "Infinity caller" noch so manchen kurzgeschorenen Indie-Mini-Hit, um dem Shoegaze der Brooklyner immer wieder Bodenhaftung zu verleihen, so diffundiert ihr Viertwerk nun in eine musikalische Waschküche hinein, die bei Grooms stets angelegt war, sich aber nie wirklich ausbreiten konnte.
Es mag an dieser Disposition liegen, dass "Comb the feelings through your hair" trotz zurückgenommenem Rock-Zirkus bestens funktioniert. Oder schlicht an der Tatsache, dass Stücke wie "Will th boys?" und "Something wild" den Schmelzpunkt bis auf das rhythmische Grundgerüst ausweiten. Ohnehin eher von Unterproduktion bedroht, klickern und klackern Bass und Schlagzeug auf Gummibeinen durch diese Songs, nutzen die Bewegungsfreiheit aber zu allerlei Wirbeln und Ablenkungsläufen. Da ist dann eine Menge Tumult drin, und eben dieser wird ansonsten ja nur zu gerne gegen den einen großen Moment getauscht, der dann herrschaftlich über der Musik sitzt und sein Regiment erbarmungslos vorantreibt.
Nicht so bei Grooms. In der Tat führen "Grenadine scene from inside" oder das eröffnende "Bed version" Shoegaze derart nahe an Postrock heran, dass beide Stile beinahe austauschbar scheinen. Die Strophen tickern teils in eintaktigen Bassläufen, während die Auflösungen stets einen Mittelweg zwischen Bridge und Refrain beschreiten. Der Titelsong und "Later a dream" diskutieren dieses Prinzip sehr einnehmend mit den Resten an Indie-Hit-Potential, das Grooms hier noch zulassen, während "Doctor M" sich ein wenig Unterstützung bei Krautrhythmus und dispergierenden Space-Sounds sucht. Doch auch hier sieht der Hörer letztlich nicht mehr klar und deutlich bis zum Kern des Schaffens von Grooms hindurch. Weil sich eben dieser nicht nur destabilisiert hat, sondern zugleich in schlingernder, unbändiger Rotation befindet. Musik zwischen Anziehungskraft und Diffusion – der heiße Dampf, der uns allen den Kopf wäscht.
Highlights
- Bed version
- Comb the feelings through your hair
- Grenadine scene from inside
- Later a dream
Tracklist
- Bed version
- Comb the feelings through your hair
- Cross off
- Something wild
- Doctor M
- Half cloud
- Will the boys?
- Savage seminar
- Grenadine scene from inside
- Foster sister
- Later a dream
Gesamtspielzeit: 43:15 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Verscherungstheoretiker |
2015-02-05 14:22:10 Uhr
"Einmal waschen und schneiden, bitte" - ist das ein Seitenhieb auf den Seitenbetreiber? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28240 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-02-04 23:31:46 Uhr
Ganz frisch rezensiert!Meinungen? |
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Referenzen
Amusement Parks On Fire; Spotlight Kid; My Bloody Valentine; Galaxie 500; Swervedriver; Monster Movie; Lush; Air Formation; Yuck; Slowdive; Ride; Hausu; Frightened Rabbit; Wintersleep; Seam; Mob; Castor; Compound Red; Die! Die! Die!; National Skyline; Sonic Youth; Siouxsie And The Banshees; Savages; The Fall; Joy Division; Bauhaus; Wire; Gang Of Four; The Cure; Editors; Interpol; Jacob's Mouse; Rosa Mota; Idlewild; Fields; De Rosa; Seachange; Seafood; Life Without Buildings; Tortoise; Isotope 217; The Sea And Cake; Villalog; Trans Am; Kraftwerk; The Low Frequency In Stereo; Kreidler; Neu!; Can; Ash Ra Tempel; Kraan; Faust; Amon Düül; The Faint; King Crimson; Novalis; Pink Floyd; Stereolab
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- Grooms - Comb the feelings through your hair (2 Beiträge / Letzter am 05.02.2015 - 14:22 Uhr)