Steve Earle & The Dukes - Terraplane
New West / Ada / Warner
VÖ: 13.02.2015
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Blueskönig sucht Ersatzteile
Frau? Weg (die siebte!). Geld? Klamm (nach 15 Plattenveröffentlichungen!). Kurzum: miese Situation. Steve Earle ist nun wahrlich nicht zu beneiden. Wie reagiert er? Nur weg. Die Frage ist nur: wie? Rennend, oder lieber den 60 Jahre alten, drogengeschundenen Körper in ein Automobil zerren und drauf aufs Gas? Ja, sicher, emblematisch ist auch das Cover seiner Neuveröffentlichung: ein bulliger Oldtimer der Marke "Terraplane", so auch der Titel dieses Albums. Und der ist vielleicht zu verstehen wie "On the road": vorbei an dem Erinnerungsallerlei, an Sternchen, Küsschen, Kunterbuntem. Kein Geschwätz mehr. Und in den Sprechblasen sind ab hier nur noch Musiknoten.
Die geläufige Beratungsrhetorik rät eigentlich zur Bewältigungstherapie, mit der einer wie Steve Earle, Angry Old Man und Veteran der Rootsmusik sowie allem Austarierten um Rock, Country und Folk, nichts anfangen kann. Der Blues, abstammend vom Ausspruch "I feel blue", also: ich bin traurig, spiegelt in etwa sein Gemüt. Eine Arbeitsthese wäre, dass Country und Folk mögliche Auswege liefern, der Blues hingegen nur tiefer im Dreck gräbt. Doch von wegen Bewältigung – her mit der musikalischen Selbsttherapie! Aufgenommen wurde "Terraplane" in den House of Blues-Studios in Nashville, Tennessee, die Schlusslieder tragen den Blues im Titel und der Takt? Viele Blues-Kaskaden. Klingelt's? Seine langjährige Begleitband The Dukes spielt Earle das zu, was er zum Abarbeiten braucht – was ihn beschäftigt, gar quält.
Zum Entree scheucht den Hörer die Mundharmonika in "Baby baby baby (baby)", später mit "The Tennessee kid" folgt die Teufelsanbetung in Nick Cave-Manier. Earle als Motor ist nun geölt und nimmt Fahrt auf, vorbei an der Ex, vorbei an den Vorwürfen. Das fließt, pardon, läuft, oder noch korrekter: fährt. Bis dann ein Stolperstein, in Person von Eleanor Whitmore, zum irreparablen Totalschaden lenkt. Ein sich mit der Band meistens im Hintergrund haltender Rotschopf vergeigt (wortwörtlich) erst "Ain't nobody's daddy now" und krakeelt dann "Baby's just as mean as me" kaputt. Bei nur zehn Songs und knapp 37 Minuten sind diese Ausfälle nicht zu verdauen.
Earle schwankt verführerisch uneinig zwischen dem grollenden und liebevollen Zurückblicken. Mal skandiert er "You're the best lover that I ever had", dann ist die Frau wiederum gleich fies wie er – schon die zweite Missetat. Das Auto zu reparieren wäre eine Kunst für sich. Das gelingt auch dem wunderbaren "Better off alone" nicht, daher müssen halt die Stiefel herhalten, und dieses "Go go boots are back". Alles ist jetzt möglich, nur nicht stehen bleiben! Zum Schluss präsentiert sich Earle wieder als Blueskönig. Dem Hörer drängt sich das Sumpfnichts der HBO-Serie "True Detective" auf – auch hier ist Earle auf dem Soundtrack vertreten: Zu bedrohlichen Gitarren rotzt er das Lied ins Mikro. Gut, dass viele US-Karren Automatik-Getriebe haben, ein Fuß bleibt so frei, zum Wippen. Oder, um Earle selbst mit seiner Heroldsformel zu zitieren: "The king is dead, long live the king of the blues." Oh, yeah!
Highlights
- The Tennessee kid
- Better off alone
- Go go boots are back
Tracklist
- Baby baby baby (baby)
- You're the best lover I ever had
- The Tennessee kid
- Ain't nobody's daddy now
- Better off alone
- The usual
- Go go boots are back
- Acquainted with the wind
- Baby's just as mean as me
- Gamblin' blues
- King of the blues
Gesamtspielzeit: 37:00 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Meinungen |
2019-05-10 16:22:43 Uhr
Interessiert keinen außer dem gelangweilten Powervoter. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27656 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-02-04 23:31:31 Uhr
Ganz frisch rezensiert!Meinungen? |
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