Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Panda Bear - Panda Bear meets the grim reaper

Panda Bear- Panda Bear meets the grim reaper

Domino / GoodToGo
VÖ: 09.01.2015

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Musterschüler a. D.

Alles in der Vita von Noah Lennox deutete darauf hin, dass er irgendwann genau dort landen wird, wo er sich jetzt als Panda Bear befindet: im stark verminten Spannungsfeld von Genie und Wahnsinn, wo jeder Schritt ein Risiko sein kann, jede Explosion aber auch ein Stück weit Erlösung ist. In seiner frühen Jugend lernte er in der Waldorf-Schule nicht nur, wie man seinen Namen eurythmisch darstellen kann, er kam auch mit vielen anderen Möglichkeiten des Selbstausdrucks in Kontakt. Später warf er sich mit Kumpels LSD ein und steuerte musikalisch völlig neuartige Ufer an. Irgendwann gründete er mit ebenjenen Freunden eine Band, ohne feste Besetzung, eigentlich eher ein loser Bund ähnlich tickender Kreativköpfe: Animal Collective. Zunächst erforschten sie wacker die Grenzbereiche von Freak-Folk, Lavalampen-Electronica und verquerem Indierock, zuletzt kamen sie jedoch auch dem ollen Onkel Pop immer näher: Das tolle 2012er-Album "Centipede Hz" zeigte eindrucksvoll, zu welch kreativ-poppigen Auffahrunfällen das Kollektiv fähig ist. Auf Solopfaden rumpelt Lennox als Panda Bear nun durch moosige Synthesizer-Landschaften, durchquert saftige Mohnblumfelder und erntet berauschte Halbohrwürmer, die jenseits jeglicher klaren Struktur die eigene Körperlosigkeit feiern.

"Panda Bear meets the grim reaper" ist Lennox' fünftes Studioalbum und hat neben dem putzigen Horrormärchen-Titel überraschenderweise kaum Überraschungen zu bieten. Was entweder daran liegt, dass ihm nicht so viel Neues eingefallen ist oder aber daran, dass sich der Hörer zunehmend an die kunterbunten Psychpop-Abfahrten gewöhnt hat und die Spannungen, die einstmals von Panda Bears expressionistischen Exkursionen ausgingen, mittlerweile von einem Schwarzen Loch geschluckt wurden. Soll heißen: Die neue Platte ist schon in Ordnung, aber spätestens seit Lisa Simpson wissen wir, dass alles andere als eine glatte Eins für erfolgsverwöhnte Musterschüler eine Enttäuschung darstellt. Bereits im vorab veröffentlichen "Mr Noah" zeigt sich die verzwickte Lage: Die Beats quetschen sich quirlig in jede freie Stelle, Lennox schiebt ein paar Regler hin und her und pitcht damit seine Stimme zurecht, Hunde bellen und winseln im Hintergrund. Am Ende ergibt das ein nettes Durcheinander, aber vom weitsichtigen, grenzen- und schubladensprengenden Geist früherer Songs ist er in solchen Momenten leider weit entfernt. Auch das sechsminütige "Tropic of cancer" erweist sich im Laufe seiner Spielzeit als eher ereignisarme Harfendudelei, über die eine Joanna Newsom nur müde lächeln kann, auch wenn der Vergleich natürlich hinkt. Immer wieder verfällt Lennox auf seinem neuen Album in eine leicht schläfrige Chillwave-Starre, gerade gegen Ende geht ihm die Puste aus, denn seinen eklektischen Stücken fehlt es ein wenig an Dynamik und Rückgrat.

Neben den kleinen Enttäuschungen finden sich auf "Panda Bear meets the grim reaper" freilich auch die lichten Momente, in denen man wieder gewahr wird, dass hinter diesem Album immer noch ein Ausnahmekönner steckt. Einer, der mehr Ideen in einen einzelnen Song steckt als andere Bands in Doppelalben. Im harmonischen "Crosswords" kommt er seiner Stammband wohl noch am nächsten, während "Boys Latin" wirklich vollkommen am Rad dreht und sich einer wilden Vocal-Verrenkung hingibt, für die wohl der ein oder andere Synthesizer kurzgeschlossen werden musste. Am besten ist Lennox folglich immer dann, wenn er es sich hinter seinen Studiogeräten nicht zu gemütlich macht, sondern vom Forscherdrang getrieben weiter an der endgültigen Einswerdung von Pop und Freigeist arbeitet. Ein Ziel, dem er vor einigen Jahren nur eben schon deutlich näher war.

(Kevin Holtmann)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Crosswords
  • Boys Latin

Tracklist

  1. Sequential circuits
  2. Mr Noah
  3. Davy Jones' locker
  4. Crosswords
  5. Butcher baker candlestick maker
  6. Boys Latin
  7. Come to your senses
  8. Tropic of cancer
  9. Shadow of the colossus
  10. Lonely wanderer
  11. Principe real
  12. Selfish gene
  13. Acid wash

Gesamtspielzeit: 51:10 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

whitenoise

Postings: 442

Registriert seit 17.06.2013

2015-01-15 15:02:08 Uhr
Also ich finde das Album ziemlich geil. Hätte ich nicht mit gerechnet, nachdem ich "Boys Latin" sehr oft hören musste, damit es mir wirklich gefällt.

Mein Highlight: Lonely Wanderer
xenon
2015-01-15 12:22:15 Uhr
Die Bewertung passt. Wirklich Neues gibt es halt auf dem Album nicht und das Konzept hat sich jetzt einfach überholt.

Blackberry

Postings: 364

Registriert seit 13.06.2013

2015-01-13 22:02:22 Uhr
6/10 und dazu kein "Mr Noah" in den Highlights. LOL

Kevin

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 1023

Registriert seit 14.05.2013

2015-01-13 21:32:33 Uhr
Keine Ahnung, was ich dem Manson-Album geben würde, aber ich vermute eher deutlich weniger.
implodierendes universum
2015-01-13 21:16:52 Uhr
und ihr seht die wirklich nur einen punkt schlechter als die neue marilyn manson ?
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify