Beck - Sea change

Geffen / Motor / Universal
VÖ: 23.09.2002
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Der Junge mit der Gitarre
"Die Wege des Herrn sind unergründlich", wußte schon das heiligste aller Bücher und hatte natürlich recht. Vor allem wenn der Herr Beck Hansen heißt. Der hat in seiner bisherigen Karriere vom LoFi-Akustik-Folk-Hop bis zur Seventies-Disco-Funk-Chose nämlich schon alles gemacht, was einem Quatschkopf wie ihm einfallen könnte. Inklusive des besten Prince-Songs aller Zeiten. Daß dabei auch noch von Album zu Album knöchelbrechende Haken geschlagen wurden, die dem stärksten Karnickel die Löffel schlackern ließen, versteht sich natürlich von selbst.
Hiermit, gemeint ist sein jüngster Streich namens "Sea change", konnte trotzdem niemand rechnen. Mr. Hansen überläßt Effektgeräte und Samples dem Sperrmüll, schnappt sich eine alte Klampfe, die er wahrscheinlich auf selbigem stibitzt hat, setzt sich hin und schreibt Songs. Kleine, einfache, scheinbar unspektakuläre Stücke wie einst zu längst vergessen geglaubten "Mutations"-Tagen. Getragen von eben jener Akustikgitarre und der Stimme des Meisters, die zwar nicht mehr an einen aufgebrachten Eunuchen erinnert, dafür aber bisweilen klingt, als würde Beck durch die Nase singen. Ist nicht schlimm. Andere sind damit schließlich auch schon ganz gut gefahren.
Man muß diesmal schon ganz genau hinhören um zu merken, daß auch die zwölf Songs auf "Sea change" in der patentierten Beckschen Schräglage daherkommen. Was hat zum Beispiel das dezent-sphärische Wabern in der Glockenspielseligkeit einer Country-Schnulze wie "The golden age" verloren? Wieso fahren dem handzahmen "Paper tiger" plötzlich E-Gitarre und Streichorchester in die Parade? Warum geht die "Sunday sun" in einem Donnerwetter aus Feedback und unkontrollierter Percussion unter? Fragen über Fragen.
Antworten gibt es natürlich keine. Auch nicht von Nigel Goodrich. Der hat zwar produziert, man hört es der Platte aber nicht an, weil sie so sehr Beck ist, wie es ein Longplayer nur sein kann. Und jener Beck hat die Faxen eben dicke. Keine Lust mehr auf Spaßmach-Bläser, Cleverle-Samples und Vocoder-Verfremdungen. An ihre Stelle treten Ernsthaftigkeit und echte Melancholie. Man hört, daß "Sea change" Produkt einer gescheiterten Beziehung unseres Lieblings-Weirdos sei. Sollte dem wirklich so sein, ist der Dame, die es wagte, Beck in die Wüste zu schicken, nur zu danken. Zurückgekehrt ist er nämlich mit einem Bündel wundervoller Songs, die wir sonst wohl nie zu hören bekommen hätten. So lösen sich auch die Fragezeichen letztlich in Wohlgefallen auf. "Let the golden age begin."
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Highlights
- The golden age
- Paper tiger
- Lonesome tears
- End of the day
Tracklist
- The golden age
- Paper tiger
- Guess I'm doing fine
- Lonesome tears
- Lost cause
- End of the day
- All in your mind
- Round the bend
- Already dead
- Sunday sun
- Little one
- Side of the road
Gesamtspielzeit: 51:54 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Takenot.tk Postings: 1368 Registriert seit 13.06.2013 |
2020-12-06 19:12:24 Uhr
Ja, ein perfektes Album - die Songs an sich sind schon großartig, und Arrangements und Produktion heben sie nochmal auf ein höheres Niveau. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 24831 Registriert seit 07.06.2013 |
2020-12-06 18:05:48 Uhr
Ich liebe dieses Album so sehr. Eine 10/10 vorm Herren. |
myx Postings: 1747 Registriert seit 16.10.2016 |
2020-01-17 20:29:37 Uhr
Dieser Wortmeldung kann ich, wie schon bei "Odelay", nur zustimmen. Ein All-time Favourite Album für mich. |
Affengitarre User und News-Scout Postings: 8381 Registriert seit 23.07.2014 |
2020-01-17 19:56:34 Uhr
Mensch, ist das Album fantastisch! Todtraurig, wunderschön, verdammt berührend. Wohl meine liebste Beck, wobei man das kaum mit so Sachen wie "Midnite Vultures" oder "Odelay" vergleichen kann. |
Takenot.tk Postings: 1368 Registriert seit 13.06.2013 |
2019-11-27 08:43:05 Uhr
Haha, gestern erst aufgelegt, um entspannt ohne Kommentar Fußball zu schauen. War überrascht wie gut die Pressqualität der Platte war. Das Album an und für sich natürlich einfach ein Meisterwerk - keine Ausfälle bei den Songs, fantastische Produktion und Streicher und unfassbar viele kleine Sounddetails die kommen und verschwinden und das Ganze fast lebendig wirken lassen... |
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Referenzen
Serge Gainsbourg; Souled American; Lambchop; Wilco; Sparklehorse; Scott Walker; Neil Halstead; The Flaming Lips; Clem Snide; The Divine Comedy; Alfie; Badly Drawn Boy; Elbow; The Beta Band; Eels; Gomez; Ween; Cake; The Bees; Air; Pete Yorn; Ryan Adams; Elliott Smith; Coldplay; Palace; Smog; Nick Drake; Tim Buckley; Leonard Cohen; Lee Hazlewood; Bobby Womack
Surftipps
- http://www.beck.com/
- http://www.motor.de/_kuenstlerseiten/_beck/
- http://www.griffware.u-net.com/Beck/home.html
- http://members.tripod.com/~BECK4BECK/
- http://www.geocities.com/SunsetStrip/Alley/5129/
- http://www.geocities.com/SunsetStrip/Club/5444/beck.html
- http://members.tripod.com/izmo/project/indexbeck.htm
- http://www.calpoly.edu/~charper/purplepage.htm
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