Zaz - Paris

Warner
VÖ: 07.11.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ein Fest fürs Leben
"Wenn Du das Glück hattest, als junger Mensch in Paris zu sein, dann trägst du die Stadt für den Rest deines Lebens in Dir", schrieb einst Ernest Hemingway. Und schon an diesem Zitat wird deutlich: Kaum eine andere Stadt ist mit so vielen Klischees behaftet wie Paris – und bei kaum einer anderen stecken so viele Wahrheiten darin: Die Stadt der Liebe, Metropole der Lebensfreude, des "laissez-faire", aber auch der Schwermut, Geburtsort der "femme fatale" und nicht zuletzt auch Keimzelle der berühmtesten französischen Chansons, in denen sich nicht selten alle der genannten Merkmale vereinen. Isabelle Geoffroy, besser bekannt als Zaz, gehört ebenfalls zu denen, die auf den Bühnen der Hauptstadt groß herauskamen. 2011 schaffte die Chansonnière den Durchbruch, und ihr selbstbetiteltes Album mit seiner virtuosen Mischung aus Jazz, Swing und purer Energie begeisterte sogar die steifen Teutonen diesseits des Rheins. Nach dem ebenso erfolgreichen Nachfolger "Recto verso" hielt es Zaz nun für angebracht, jener Stadt Tribut zu zollen, die für sie längst wie eine zweite Haut geworden ist.
Für diesen Zweck wühlte die Sängerin tief in der Schatzkiste von Songs, die bereits über Paris gesungen wurden. Und diese Kiste ist ja nicht eben spärlich gefüllt. Von Edith Piaf über Charles Aznavour bis hin zum großen Jacques Brel hat so ziemlich jeder Chanson-Künstler von Rang und Namen die Metropole in Liedern verewigt. Zaz' Auswahl ist eine Mischung aus unvergänglichen Gassenhauern wie Joe Dassins "Champs-Elysées", für das Produzenten-Legende Quincy Jones verpflichtet werden konnte, und hierzulande eher unbekannten Chansons wie "Paris sera toujours Paris", mit dem Maurice Chevalier den Bewohnern während der deutschen Besatzung Mut zusang. Letzterer Song eröffnet auch das Album und macht mit seinem luftigen Gypsy-Flair deutlich, warum "Paris" für alle Freunde französischsprachiger Musik ein großer Spaß ist. Zaz macht sich mit ihrer markanten Stimme mühelos jeden Song zu eigen. Und pfeffert, wenn es sich anbietet, auch einmal eine Scat-Einlage dazwischen. Einfach, weil sie es kann – und weil die ganze Power ja irgendwo hin muss.
Doch bringt Zaz auch die typisch französische Melancholie überzeugend rüber, zum Beispiel in ihrer Interpretation der Piaf-Nummer "Sous le ciel de Paris", oder in "La complainte de la butte", wo die obligatorische Ziehharmonika, die in keinem Frankreich-Bild fehlen darf, kein bisschen kitschig wirkt. In "Paris canaille" zaubert sie eine lakonisch-düstere Atmosphäre über einen groovigen Teppich aus Slide-Gitarren. Am Besten bleibt Madame Geoffroy aber, wenn sie ihrem auf Hochtouren laufenden inneren Kraftwerk Starkstrom abzweigen darf. Etwa im koketten "La parisienne", dem fingerschnippenden "Dans mon Paris" und nicht zuletzt auch in ihrer Version von "Champs-Elysées", in der sich ihre kraftvolle Stimme problemlos gegen die wuchtigen Bläser durchsetzt. Das liest sich nicht nur nach bester Unterhaltung für frankophile Hörer, sondern ist auch genau das. Dass nicht alle Songs von gleich bleibend hoher Qualität sind, dass der Swing-Sound auf "Paris" auf Dauer etwas einförmig daherkommt: geschenkt. Und – Achtung: noch ein wahres Klischee – wer das Preisniveau in Paris kennt, weiß, dass man bei diesem Wort nicht zweimal nachdenken darf.
Highlights
- Paris sera toujours Paris
- Champs-Elysées
- Paris canaille
Tracklist
- Paris sera toujours Paris
- Sous le ciel de Paris
- La parisienne
- Dans mon Paris (Swing Manouche version)
- Champs-Elysées
- A Paris
- I love Paris – J'aime Paris
- La romance de Paris
- Paris canaille
- La complainte de la butte
- J'aime Paris au mois de Mai
- Paris, l'après-midi
- J'ai deux amours
Gesamtspielzeit: 43:26 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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afromme Postings: 576 Registriert seit 17.06.2013 |
2015-09-21 12:12:53 Uhr
Weiß jemand, ob die Vinylausgabe des Albums mit Download-Code oder CD daherkommt? |
Desare Nezitic Postings: 5406 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-12-22 21:55:38 Uhr
Zaz ist Musik 2.0.Hm. Nein. |
la france |
2014-12-22 18:37:01 Uhr
Zaz war auch zuletzt bei Anke Engelkes Show zu Gast:http://www.youtube.com/watch?v=LQycNswwT2A (ab Minute 16:30) |
Bonzo Postings: 3310 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-12-22 15:24:47 Uhr
Zaz ist Musik 2.0. |
Desare Nezitic Postings: 5406 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-12-22 15:18:34 Uhr
Also, ich kann dazu nur anmerken, dass eine Sendung mit Stefan Raab ganz bestimmt nicht der Ort ist, um einen Zugang zur wunderbaren Welt des Chanson zu finden.Ne, diesen Umstand erachte ich auch als gegeben, sodass ich das nicht unbedingt erwähnen müsste. Ich tipp das so hin wie kurz gesprochenes, ein Satz wie "Allgemein wird das so..." wäre wohl deutlicher gewesen. Zaz liegt mir einfach an sich nicht. Manchmal höre ich den ollen Gainsbourg, das fesselt mich durchaus. Wobei der auch die Grenzen des Genres andauernd gebrochen hat, wenn er nicht direkt was ganz anderes machte. Jacques Brel hatte ich auch mal kurz in mein Ohr gelassen. |
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Referenzen
Hindi Zahra; Edith Piaf; Raphael; Loane; Soha; Vaya Con Dios; Béla Fleck; Pur:pur; Yann Tiersen; Regina Spektor; Fiona Apple; Hello Saferide; Yael Naim; Emiliana Torrini; El Perro Del Mar; Isobel Campbell; Raphael Gualazzi; Caro Emerald; Nikki Yanovsky; Nouvelle Vague; Vanessa Paradis; Karin Clercq; Charlotte Gainsbourg; Françoise Hardy; Françoiz Breut; Coralie Clément; Keren Ann; Carla Bruni; Sophie Zelmani; Camille; Anna Ternheim; Jane Birkin; Django Reinhardt; Charles Aznavour; Jacques Brel; Patrick Bruel
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