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Obituary - Inked in blood

Obituary- Inked in blood

Relapse / Rough Trade
VÖ: 24.10.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Tradition aus der Kollekte

Manchmal ist das Business schon bizarr. Wenn es um Trends geht, ist alles ganz einfach. Da werden Bands zusammengetrommelt, ja förmlich aus dem Boden gestampft, und Dank preisgünstiger Home-Recording-Ausrüstung sind die Platten schneller produziert, als es den meisten gut tut. Wenn aber eine Band, die zu den Gründervätern eines Genres gehört, ein neues Album produzieren will, wird's schon schwieriger. Dabei haben Obituary nie wirklich schlechte Qualität produziert – offensichtlich also ist traditioneller Death Metal nicht so trendy, dass sich Plattenfirmen darum reißen. Die fünf Herren aus Florida um die Brüder John und Donald Tardy machten letztlich aus der Not eine Tugend und gingen für sich komplett neue Wege der Finanzierung der Aufnahmen. Am Ende der Crowdfunding-Kampagne standen 45.000 Dollar zu Buche – mehr als ausreichend, um nach mehr als vier Jahren Songwriting-Prozess noch einmal zu probieren, ob das, was einmal als Florida-Death-Metal Scharen an Epigonen hervorgerufen hat, tatsächlich noch funktioniert.

Es dauert nur wenige Sekunden, um zu wissen: Es funktioniert. Kein Intro, kein Vorspiel – "Centuries of lies" eröffnet "Inked in blood", das erst neunte Studio-Album in rund 25 Jahren Bandkarriere, mit einem tüchtigen Hieb in die Eingeweide. Erst recht, wenn das folgende "Violent by nature" mit einem fiesen Midtempo-Break aufwarten kann, dessen Riff mit "mörderisch" nur unzureichend beschrieben ist. Darüber hinaus brüllkeift John Tardy, als wären wir wieder im Jahr 1992 und die Platte hieße "The end complete". Und während der Hörer noch die weitere Funktionsfähigkeit der Nackenmuskulatur in Frage stellt, wird die prüfende Hand mit Hilfe von tonnenschweren Grooves bei "Pain inside" weggeschlagen, der Schädel gepackt und gegen den Bühnenrand geknallt. Und nochmal. Tut's weh? Soll es auch.

Denn Obituary sind keineswegs leiser, kein Stück bedächtiger als zu ihrer großen Zeit Anfang der Neunziger, auch das zarte Akustik-Break bei "Visions in my head" dient lediglich der kurzen Atempause vor der erneuten Explosion des Moshpits. Das mag der ein oder andere für rückständig halten. Doch angesichts solcher Abrissbirnen wie "Violence" oder dem düster walzenden "Paralyzed with fear" darf die Gegenfrage durchaus lauten: Warum eigentlich nicht? Denn die lange Pause seit dem letzten Album "Darkest day" hat der Band hörbar gut getan. Jedes Riff sitzt punktgenau, jedes Solo zeugt von der überragenden Spielfertigkeit der Amerikaner, die im Genre allenfalls noch Cannibal Corpse vorweisen können.

Überraschend an "Inked in blood" ist natürlich lediglich, dass die Platte überhaupt das Licht der Welt erblickt hat. Zugeständnisse an die Neuzeit gibt es absolut keine, zumal das frühere Alleinstellungsmerkmal, nämlich die komplette Abwesenheit von Texten, bereits 1994 mit "World demise" abgeschafft wurde. Offenbar war bereits damals "Uuuuuuaaaaaööööörrrrrgggccchhhhh" als lyrisches Sujet ausgereizt. Und doch gelingt es Obituary, den Bogen über ihre komplette Bandkarriere zu schlagen, indem sie das Kunststück schaffen, eigentlich traditionelle Riffs – böse Zungen würden "alt" sagen – so frisch klingen zu lassen, als wäre die Death-Metal-Szene wieder ein kleiner verschworener Haufen, der sich um die Morrisound-Studios in Tampa scharte. Mit "Inked in blood" zeigen Obituary so mancher Nachwuchsband, insbesondere denjenigen aus der zwar musikalisch hochkompetenten, aber latent seelenlosen Tech-Death-Szene, dass Herzblut songschreiberische Spitzfindigkeiten und Weiterentwicklung um jeden Preis mitunter locker kompensieren kann. Das ist im tiefsten Wortsinn konservativ. Und in diesem Fall einfach nur verdammt gut.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Violent by nature
  • Pain inside
  • Violence

Tracklist

  1. Centuries of lies
  2. Violent by nature
  3. Pain inside
  4. Visions in my head
  5. Back on top
  6. Violence
  7. Inked in blood
  8. Deny you
  9. Within a dying breed
  10. Minds of the world
  11. Out of blood
  12. Paralyzed with fear

Gesamtspielzeit: 49:14 min.

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hos

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Registriert seit 12.08.2018

2018-12-14 21:38:22 Uhr
click-zombies from india?
Mickey Sanjuan
2018-12-14 21:30:42 Uhr
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Otto
2015-03-19 18:29:07 Uhr
das album ist überflüssig
Here me
2015-03-19 17:19:25 Uhr
Schade, dass hier nicht mehr oder überhaupt mal was passiert. Die Scheibe hätte es auf jeden Fall verdient. Wer mal wieder körperliche Schmerzen (und das im positiven Sinne) beim Hören erleben will, sollte unbedingt dieses Monster antesten.

Jennifer

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Registriert seit 14.05.2013

2014-12-11 01:01:45 Uhr
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