We Are Shining - Kara

Marathon Artists / Kobalt / Rough Trade
VÖ: 28.11.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Keins von dreien
Eine gecastete, musikalisch indiskutable Girlgroup aus Südkorea. Russische Kriegsschiffe, die Jagd auf U-Boote machen. Eine Region im afrikanischen Togo, die wie der Rest des Landes von Ebola bedroht ist. Man kann nur hoffen, dass We Are Shining ihr erstes Album nach keinem von diesen unterschiedlich besorgniserregenden Dingen benannt haben. Mit dem Benennen hapert es bei den Londonern ohnehin etwas: Ursprünglich hießen die zwei einmal The Shining, bis sie vermutlich gewahr wurden, dass es um die Jahrtausendwende bereits eine gleichnamige Indierock-Band gab, die sich aus Ex-Mitgliedern von The Stone Roses und The Verve zusammensetzte. Eine Info, die allerdings nur bedingt weiterhilft: Was soll nun der rätselhafte Titel "Kara"? Und was machen die da überhaupt? Beides schwer zu sagen.
Fest steht nur, dass Morgan Zarate vom englischen Electro-Soul-Trio Spacek und Vokalist Acyde bei den Aufnahmen das selige Grinsen nicht aus dem Gesicht bekommen haben dürften. Einerseits, weil den beiden diese elf Stücke hörbar Spaß machen, andererseits, weil das Duo eine diebische Freude daran hat, sein verblüfftes Publikum am Nasenring durch eine Manege voller Dance, Psychedelia und World Music zu zerren. Zumal sich dort gleich mehrere so prominente wie stimmgewaltige Gastsängerinnen tummeln, die Acydes deepes Organ nicht weniger aufreizend konterkarieren. So eine "Hot love" ist nun mal was Feines – nicht nur auf der ersten Single, bei der sich die an Zero 7 oder The Cinematic Orchestra erprobte Afrikanerin Eska zu verschachteltem Groove und tiefen Bass-Synthies bestmöglich in Position bringt.
Doch das ist nur die offensichtlichste Seite dieser hinreißend vielfältigen Platte: Von Anfang an steckt "Kara" unzählige Errungenschaften populärer Musik aus den letzten 40 Jahren in die Zentrifuge und dreht ein, zwei, drei, ganz viele Runden. Wenn "Hey you" schwitzenden Slap-Bass und lüsternes Gejohle auspackt, sausen Funk- und Soul-Veteranen wie Sly Stone oder Curtis Mayfield samt derer Erben The Heavy vorbei, im dreckig spacerockenden Opener "Road" guckt wiederum verstohlen Jimi Hendrix um die Ecke, bevor Ninja-Tune-Diva Roses Gabor einen "Stagedive" in ein Meer komplexer Percussions vollführt. 4-to-the-floor raus, planvolles Geklapper und Afrobeats rein – und dabei stets Cream-Drummer Ginger Baker dazudenken, wie er im Geiste ein wachsames Auge auf die polyrhythmische Veranstaltung hat.
Tatsächlich anwesend hingegen: Noisettes-Frontfrau Shingai Shoniwa, die französische Songwriterin Andrea Balency und die Britin Mallie, die aus dem fidel durchdengelten "Thru the dark" einen magischen Ohrwurm macht. Und von da aus ist es nicht mehr weit zu aktuellem Indie-Gehopse oder gutem altem Rave-Rock. Eine Kehrtwende in Richtung kalkweiß ausgelegter Tanzflächen, die We Are Shining jedoch nie ganz vollziehen – warum auch, wenn man mit "Wheel" genauso gut einen fieberhaft auf geschwinden Gitarren dahersensenden Jitterbug zwischen Handclaps und Arschtritt aufs Parkett legen kann, der einen mit Schmackes aus diesem Album befördert? Völlig unnötig also, über indiskutable, von Ebola bedrohte Kriegsschiffe oder so etwas zu fabulieren: Für "Kara" bediene man sich vielmehr der Erzeugnisse der Firma Strahlemann & Söhne.
Highlights
- Road
- Stagedive
- Thru the dark
- Wheel
Tracklist
- Road
- Hot love
- Stagedive
- Hey you
- Wasted times
- Breaks
- Thru the dark
- Ka
- In a moment
- Whirlwind
- Wheel
Gesamtspielzeit: 37:41 min.
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Referenzen
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