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Queen - Forever

Queen- Forever

Virgin EMI / Universal
VÖ: 07.11.2014

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Unnötigung

Queen-Compilations erscheinen seit dem viel zu frühen Tode von Freddy Mercury in schöner Regelmäßigkeit. Dass es noch entdeckenswertes Material gäbe, zeigen diverse Bootlegs und Youtube-—Videos. Warum die beiden verbliebenen aktiven Queen-Mitglieder Brian May und Roger Taylor einzelne Dachbodenfunde nur scheibchenweise veröffentlichen, bleibt fraglich. Ja, eine Queen-"Anthology", das wäre was. Die 2011 eher lieblos auf den Markt geworfenen "Deep cuts"-Zusammenstellungen entsprachen nicht einmal ansatzweise den Möglichkeiten, die Musik jener einzigartigen Band aus archivarischer Perspektive neu zu beleuchten. Der in zwei Editionen erscheinende Sampler "Forever" ist da leider auch nicht viel mehr als ein Tropfen auf den kalten Schrein. Die Ankündigung, drei unveröffentlichte Songs in die Tracklist zu integrieren, ließ zwar zunächst aufhorchen. Jedoch hielt rasch Ernüchterung Einzug, da keines der Stücke wirklich unbekannt ist.

Dabei sind Brian Mays "Let me in your heart again" und "Love kills (The ballad)" durchaus gute Lieder. Besonders das von Freddie Mercury und Giorgio Moroder komponierte "Love kills" entfaltet in heruntergedimmter Form seine ganze Schönheit. "There must be more in life than this" ist hingegen schlicht eine Unverschämtheit. Der bis dato nur in einer Soloversion Mercurys vorliegende Song erfährt hier eine Generalüberholung der pietätlosesten Sorte. Niemand Geringerer als Michael Jackson hatte während der "Hot space"-Sessions einige Spuren eingesungen, das so entstandene Duett verschwand danach in der Schublade. Warum es dort über 30 Jahre dahindämmern durfte, wird schon bei den ersten Zeilen, die Jackson zum Besten gibt, offenbar: So unmotiviert hat man den "King of Pop" selten gehört. Verschlimmbessert wird das in pompösem Kitsch ersaufende Stück von einem eher zufällig vorbeigniedelnden Solo Brian Mays, ehe Jackson und Mercury im letzten Refrain von dem überladenen Gedröhne, das mal ein Lied war, erdrückt werden. Was auch immer William Orbit, der für die Neuabmischung verantwortlich zeichnet, auf den Ohren hatte: Kopfhörer waren es nicht.

Der Rest von "Forever" bietet das, was Queen-Sampler zu sicheren Verkaufshits werden lässt. Laut May sei diesmal die Offenlegung der musikalischen Entwicklung im Vordergrund gestanden – ein Unterfangen, das zwar in dieser Form nicht wirklich nötig, aber durchaus gelungen ist. Sattsam bekannte Superhits wie der himmlische Schmachtfetzen "Who wants to live forever" oder das lässig rockende "Crazy little thing called love" finden sich ebenso auf "Forever" wie eher randständige Kompositionen. So tummeln sich etwa "Las palabras de amor" von "Hot space" und John Deacons Kleinod "Spread your wings" von "News of the world" auf der Compilation. Diese Wiederentdeckungen sind es auch, die bewusst machen, welch außerordentlich talentierte Songwriter sich hinter dem Ungetüm Queen verbargen. Die Vielseitigkeit der Band, die fluffigen Folk à la "'39" ebenso mühelos beherrschte wie den stadionkompatiblen Bombast eines "I was born to love you", ist heute noch erstaunlich.

Überraschend ist die hohe Zahl von Stücken aus der Endphase. Insgesamt sieben Tracks stammen von "Innuendo" und dem nach Mercurys Dahinscheiden erschienenen "Made in heaven". Zwar waren jene Alben insgesamt eher mittelprächtige Angelegenheiten, es verbergen sich aber auch echte Perlen wie "Mother love" und "These are the days of our lives" auf ihnen. Die insgesamt recht balladeske Songauswahl auf "Forever" mag Liebhabern der charakteristischen Eskapaden Brian Mays etwas sauer aufstoßen, konzeptionell ist sie aber stimmig. Im Mittelpunkt steht die Stimme des Freddy Mercury, und selbst bei Liedern, die schon tausende Male im Formatradio dudelten, hat sie nichts von ihrer Brillanz eingebüßt. Der Tag an dem beispielsweise "It's a hard life" nicht mehr als Seelenstreichler funktioniert, muss erst noch erfunden werden. Mit jeder weiteren Queen-Hitsammlung schreitet also die Ikonisierung des Fronmannes voran. Nicht einmal Untaten wie "There must be more to life than his" können daran rütteln, obgleich die Angst vor weiteren musikalischen Leichenfledderungen nicht unbedingt gesunken ist.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • These are the days of our lives
  • Who wants to live forever
  • Crazy little thing called love
  • '39

Tracklist

  • CD 1
    1. Let me in your heart again
    2. Love kills (The ballad)
    3. There must be more to life that this
    4. Play the game
    5. Dear friends
    6. You're my best friend
    7. Love of my life
    8. Drowse
    9. You take my breath away
    10. Spread your wings
    11. Long away
    12. Lily of the valley
    13. Don't try so hard
    14. Bijou
    15. These are the days of our lives
    16. Nevermore
    17. Las palabras de amor
    18. Who wants to live forever
  • CD 2
    1. I was born to love you
    2. Somebody to love
    3. Crazy little thing called love
    4. Friends will be friends
    5. Jealousy
    6. One year of love
    7. A winters tale
    8. '39
    9. Mother love
    10. It's a hard life
    11. Save me
    12. Made in heaven
    13. Too much love will kill you
    14. Sail away sweet sister
    15. The miracle
    16. Is this the world we created
    17. In the lap of the gods... revisited
    18. Forever

Gesamtspielzeit: 134:44 min.

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