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Selig - Die Besten 1994 - 2014

Selig- Die Besten 1994 - 2014

Motor / Sony
VÖ: 10.10.2014

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nicht schwindelfrei

In zwanzig Jahren Bandgeschichte stand für Selig bislang nur eine Best-of-Platte zu Buche. Und auch die hat bereits 15 Jahre auf dem Buckel. Wer die Historie der Hamburger kennt, weiß allerdings, dass dies nicht dem Umstand geschuldet ist, dass Selig nach 1999 keine guten Songs mehr veröffentlicht haben. Sondern dass sie bis 2009 erst einmal überhaupt nichts mehr veröffentlichten. Seit dem großen Comeback mit "Und endlich unendlich" schoben Jan Plewka und Co. zwei weitere Alben hinterher, die zwar bei den Fans der ersten Stunde nicht mehr uneingeschränkt Anklang fanden, mit denen Selig aber dennoch souverän ihr Revier absteckten. Der lässig groovende Rock jenes Albums und besonders des Nachfolgers "Von Ewigkeit zu Ewigkeit" hat rückblickend sogar noch an Qualität gewonnen und muss sich hinter früheren Großtaten kaum verstecken. Nun folgt, fünf Jahre nach der Wiedergeburt, also die zweite Selig-Compilation.

Mit einer Best-Of hat "Die Besten 1994 – 2014" aber trotz des Namens nur wenig gemein. Denn erstens würde wohl kaum ein hartgesottener Fan eine Sammlung der besten Lieder akzeptieren, die ohne Klassiker wie "Wenn ich wollte", "Das Mädchen auf dem Dach" oder "Ist es wichtig?" auskommt und stattdessen vor allem auf Material der neuen Ära setzt. Außerdem haben die Hamburger die hier vertretenen Lieder als Akustik-Versionen neu arrangiert und aufgenommen. Da schrillen natürlich einige Alarmglocken, denn damit beschreiten sie einen Weg, der schon Alanis Morrissette mit "Jagged little pill acoustic" im Vollsprint über die Klippe führte. Ganz so ideenlos wie der Offenbarungseid der Kanadierin ist "Die Besten 1994 – 2014" zwar Gott sei Dank nicht. Und enttäuscht doch ein wenig. Womit wir beim dritten Punkt wären, der gegen eine wirkliche Best-Of spricht.

Denn trotz hochwertiger Produktion und sattem Sound passt Selig das Akustik-Gewand an manchen Stellen nicht richtig. Besonders die Versionen jener Songs, die im Original von lauten Gitarren leben wie "Wir werden uns wiedersehen", von funkigem Groove wie "Schau schau" oder aufrichtiger Emotion Marke "Ohne dich", ziehen allesamt klar den Kürzeren gegenüber der urpsprünglichen Version. Dabei klingt vor allem die Klassiker-Ballade hier erstaunlich uninspiriert und, nun ja, saftlos. Die Hamburger haben jede Menge Arbeit in die neuen Arrangements gesteckt, die es allerdings nicht immer gebraucht hätte. Statt schwurbelnder Streicher und exotischer Instrumente hätte es an mancher Stelle ein filigranes E-Gitarrenlick von Christian Neander auch getan. Aber ging ja nicht, wegen Akustik-Experiment und so.

Und doch ist auf "Die Besten 1994 – 2014" natürlich nicht alles schlecht. Wann immer sich Selig von dem Zwang lösen, Altbewährtes möglichst aufwendig umzugestalten, ist das Ergebnis interessant und oft sogar richtig schön. Das Titellied ist dafür ein gutes Beispiel, aber nicht das Einzige. "High" rettet die düstere Energie des Originals mühelos herüber und setzt mit bedrohlichen Streichern fast noch einen drauf. "Ich fall in Deine Arme" gleitet majestätisch und kitschbefreit über den Orchesterteppich, und dem im Original unbändigen "Bruderlos" steht die Zurückhaltung überraschend gut. Und wenn "Hey ho" ganz am Ende im Country-Gewand auf Wanderschaft geht, ist das mehr als nur eine nette Idee. Trotz dieser lohnenden Augenblicke ist "Die Besten 1994 – 2014" als Compilation weder Fisch noch Fleisch, sondern eher ein Fall von Etikettenschwindel. Denn die Unplugged-Versionen stellen sicher nicht das Beste dar, was Selig jemals aufgenommen haben. Wir warten gerne auf eine Best-Of, die diese Bezeichnung auch verdient. Aber hoffentlich keine 15 Jahre.

(Mark Read)

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Highlights

  • Ich fall in Deine Arme
  • High
  • Hey ho

Tracklist

  1. Von Ewigkeit zu Ewigkeit
  2. Die Besten
  3. Schau schau
  4. Ich fall in Deine Arme
  5. Wir werden uns wiedersehen
  6. Alles auf einmal
  7. Gott
  8. Ohne Dich
  9. High
  10. Bruderlos
  11. Wenn ich an Dich denke
  12. Hey ho

Gesamtspielzeit: 51:15 min.

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Armin

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2014-12-01 00:24:15 Uhr
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