Memnon Sa - Citadel
Pyramide Noire
VÖ: 24.10.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Glühende Landschaften
Unheilvoll, fast bedrohlich klingt die Gitarrenmelodie, die das Debüt des Multiinstrumentalisten Misha Hering eröffnet. Bilder entstehen vor dem inneren Auge, Bilder von einsamen Hügellandschaften, felsigen Klippen und längst verfallenen heidnischen Kultstätten. Unter dem Projektnamen Memnon Sa widmet sich der Engländer der Erzeugung schleichend schöner Musik, die mit der Genrebezeichnung Post-Rock nur unzureichend beschrieben wäre. Zwar finden sich auf "Citadel" genretypische Crescendi und mächtige Riffs, im Mittelpunkt steht jedoch der Widerstreit von zerbrechlichen Melodien und schroffen Lärmkaskaden. Beeinflusst vom Krautrock der Siebzigerjahre und der Arbeit von Filmkomponisten wie Krzysztof Komeda gelingt Hering der Spagat zwischen atmosphärischem Nebengeräusch und brachialer Attacke – ein Kunststück, das beispielsweise auch Godspeed You! Black Emperor meisterhaft beherrschen.
Konstitutiv für die Musik von Memnon Sa ist ihre Langsamkeit. Einzig "Heca emem ra" wagt einen Ausflug in beschleunigte Gefilde: Das Stück zerfällt hierbei in zwei klar voneinander abgetrennte Teile: Zunächst erklingt ein forscher Schlagzeugrhythmus samt treibender Basslinie und schwebenden Mellotronsounds, ehe das relativ straighte Gebilde einer der zügellosesten Drone-Passagen des Jahres weichen muss. Beinahe zwei Minuten bluten Verstärker und Ohren, bevor "Eshkigal" Frieden einkehren lässt. Leise kann man dieses Inferno nicht hören. Die Schlüsselkompositionen sind allerdings die das Album einrahmenden Zehnminüter "Megalith" und "Kali yuga". Ersteres zelebriert ein repetitives Motiv just so lange, bis der große Knall überfällig scheint. Und der Knall kommt: Ein in Sound und Gestus an Earth erinnerndes Riffungetüm macht unmissverständlich klar, dass Hering weiß, wo der Doomhammer hängt.
Der Closer "Kali yuga" funktioniert ähnlich, wenngleich hier dem Spannungsaufbau mehr Raum gegeben wird. Die Anzahl der unterschiedlichen Töne ist gering, die Wirkmächtigkeit jener wenigen, einer Baritongitarre entlockten Klänge, umso größer. Bei aller Brutalität driftet die Musik jedoch nie in stumpfes Gedresche ab. Zu prominent ist hierfür die über dem Lärm schwebende Melancholie, die sich in mollig kalten Melodiebögen ergießt. Besonders "Black goddess" ragt diesbezüglich heraus. Ein gefühlvoll angedeutetes Gitarrenarpeggio fungiert als Stütze für wundervoll orchestrierte Flächensounds. Vor allem auf Kopfhörern entwickelt Herings Klangmalerei eine ungemeine Sogwirkung. Zwar könnte bisweilen die Produktion etwas mehr Biss vertragen, wirklich schaden kann dieser kleine Makel diesem ebenso eigenständigen wie mitreißenden Trip nicht.
Highlights
- Megalith
- Heca emem ra
- Kali yuga
Tracklist
- Citadel
- Megalith
- Black goddess
- Heca emem ra
- Eshkigal
- Titans sleep
- Kali yuga
Gesamtspielzeit: 43:39 min.
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Jennifer Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 4711 Registriert seit 14.05.2013 |
2014-11-25 21:47:06 Uhr
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Earth; Popol Vuh; Godspeed You! Black Emperor; Eduard Nikolaevich Artemyev; Krzysztof Komeda; Basil Poledouris; Sunn O))); Tangerine Dream; Can; Ozric Tentacles; Blackwitch; The Sun Through A Telescope; Haikai No Ku; Hiss Tracts; The Wisdoom; Allochiria; Swans; Krzysztof Penderecki; Black Sabbath; Neurosis; Russian Circles; Ef; Crippled Black Phoenix; Tempel; Pallbearer; Sonic Youth; Mogwai; Bill Laswell; Boris; Omega Massif
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- Memnon Sa - Citadel (1 Beiträge / Letzter am 25.11.2014 - 21:47 Uhr)