M-Band - Haust

Raftonar
VÖ: 01.11.2014
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Der Alleinunterhalter
Warum der sich Band nennt? Schwer zu sagen. Hörður Már Bjarnason macht alleine Musik. Und dann auch noch in elektronischer Richtung, wo ohnehin nur überschaubar viele selbsternannte "Bands" unterwegs sind. Auch Bjarnasons musikalische Herkunft lässt nicht auf One-Man-Band-Tradition schließen: Der 24-Jährige studierte Klavier am Konservatorium in Island. Dann entdeckte er elektronische Klangbasteleien für sich und begann, beides zu kombinieren. Als M-Band. Der Künstlername? Eigentlich ja auch egal.
Denn sein kombinatorisch-musikalisches Handwerk beherrscht Bjarnason eindrucksvoll gut. Sollte es den noch gebraucht haben, der Mann aus Reykjavík liefert einen weiteren Beweis dafür, dass eine fundierte klassische Ausbildung auch dem Pop nur zuträglich ist. Das äußert sich in Bjarnasons Harmonie-Empfinden, in seinem Gespür für federleichte Arrangements und in seiner Sicherheit im Umgang mit Klangfarben und Instrumentation. Piano, Gitarre und Schlagzeug kuscheln sich zwischen Synthesizer, Drum-Computer und aufwendig programmierte Effekt-Plugins, während draußen in der Dunkelheit Blätter von den Bäumen fallen. "Haust" ist das isländische Wort für Herbst und schon Bjarnasons zerbrechlicher Tenor klingt nach Sonnenuntergang am frühen Nachmittag.
Kurz vor Einbruch der Nacht setzt "Launch" an, drückt Klavierakkorde wie Wolkenberge in den Himmel, wird immer breiter und schluckt auch das letzte bisschen Licht. "Ever ending never" beginnt dann den Tanz durch die Finsternis und erinnert stark an Jon Hopkins' düstere Bass-Vulkane. "All is love" führt die Hopkins-Referenz zunächst fort, diesmal vor allem in Bezug auf die Percussions, und holt sogar eine Idee Burial dazu. Schon nach wenigen Sekunden kommt mit einer House-Bassline aber der erste Schnitt, und wenn dann Bjarnasons Gesang einsetzt, zum ersten Mal auf "Haust" in aller Klarheit, ist der Track in ganz anderen Sphären angekommen.
Seinen stimmlich größten Auftritt feiert der Nordmann zu Anfang des Zehnminüters "Psalms of the mushroom war", der mit einem wundervollen Chor-Arrangement beginnt und den Bogen zur geistlichen Musik ja schon im Titel schlägt. Gesanglich zerfasert der Track dann aber schnell und übergibt an bedrohliche Bässe, die mit verzerrter E-Gitarre und rauen Drum-Sounds die dunkelsten Stunden der Nacht hörbar machen. Vor der sanft fließenden "Coda" sitzt mit dem Titeltrack noch eines der schönsten Stücke: Bjarnason seufzt eine hübsche Melodie über zurückhaltende Begleitung, die sich zum Refrain schlagartig aufbäumt und "Haust" ähnlich James Blakes "Retrograde" in einem wahnsinnig effektvollen Hybrid von Stimme und Synthesizer gipfeln lässt. Was für ein Herbst. Er mag nur zwei Ohren haben und ebenso viele Hände auf den Tasten tanzen lassen – Ideenreichtum und musikalische Kompetenz liefert der feinfühlige Bjarnason aber mindestens für drei. Insofern ist das mit der Band doch gar nicht so abwegig.
Highlights
- Ever ending never
- All is love
- Haust
Tracklist
- Launch
- Ever ending never
- All is love
- Fractions
- When the night falls
- Psalms of the mushroom war
- Haust
- Coda
Gesamtspielzeit: 46:23 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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2014-11-26 17:27:32 Uhr
Stimmlich erinnert es an SOHN und das Instrumental verdient auf jeden Fall wie die Four Tet und Moderat vergleiche !! Auf jeden fall ein hörenswertes Album :) |
Jennifer Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 4716 Registriert seit 14.05.2013 |
2014-11-25 21:46:50 Uhr
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Jon Hopkins; Burial; Helios; James Blake; GusGus; Moderat; Mount Kimbie; Deru; Dntel; Sascha Funke; Telefon Tel Aviv; Jamie Woon; Ulrich Schnauss; Cloud Boat; How To Dress Well; Majical Cloudz; Bonobo; Björk; Lusine; Tortoise; Lali Puna; Pawel; Antony; Console; Futuregrapher; Flying Lotus; Pantha Du Prince; Roy Davis Jr.; Matthew Dear; Figurine; Four Tet; Michael Fakesch
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