Bryan Ferry - Avonmore
BMG / Rough Trade
VÖ: 21.11.2014
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
A new sensation
Luxus, Dekadenz und gute Popmusik gehen nur selten zusammen. Meist kommt bei dieser Kombination überkandideltes perfektionistisches Gedudel für Schickimickibars und noble Banketts heraus. Jemand, der mit diesen Attributen umgehen kann und der gerade für edle elegante Popmusik steht, ist Bryan Ferry. Nach seinen Jazz-Ausflügen ist er nun wieder in gewohnten Gefilden unterwegs; und anders als noch auf dem sportlichen "Olympia" ganz gediegen mit dem Portrait des Künstlers als fast junger Mann auf dem Cover. So ist es nicht verwunderlich, dass er auf und mit seinem 14. Soloalbum "Avonmore" an die Spätphase seiner alten Band Roxy Music und an sein mittleres Solowerk der 80er Jahre erinnert. Eigenkomposition trifft dann gewohnt auf Coverversion; Gitarre auf Saxophon. Tanz und Jazz sind ebenso willkommen. Zudem ist Otis Redding bekanntlich eine große Inspiration für Ferrys Welt: Zukunft? Egal!
Ferry nimmt so viel aus der Vergangenheit mit und ist dennoch so gegenwärtig, dass überhaupt keine Zeit bleibt, sich über das Künftige Gedanken anzustellen. Vielleicht stirbt der Morgen, vielleicht auch nicht. Der Gentleman weiß dennoch, was angesagt ist, greift sich den norwegischen Wunder-DJ Todd Terje und croont Robert Palmers "Johnny and Mary". Das ist dann Drittverwertung, denn auf Terjes "It's album time" war das Stück ebenfalls schon anzutreffen. Bleiben aber noch Flea, Mark Knopfler, Nile Rodgers, Jazzbassist Marcus Miller und allen voran Johnny Marr, der an "Soldier of fortune" mitgeschrieben hat und dort sowie auf dem Eröffnungsstück "Loop de li" die Gitarre schwingt. Dazu rhythmische Drums seines Sohnes Tara und fertig ist der Song. Um das Wissen, was einen perfekten (Pop)song ausmacht und diesen dann umsetzen zu können, muss man Ferry wahrlich beneiden.
Der eindeutige Höhepunkt ist jedoch das schon vor etwa 25 Jahren entstandene, in den Horoscope Sessions aufgenommene und mit neun (!) verschiedenen Gitarristen neu eingespielte "Midnight train", das Ferry an seinem Steinway-Piano begleitet. Nur wenigen gelingt es wie ihm, das alles in ein harmonisches Gesamtkonzept zu integrieren, ohne dass Song und Album bis oben hin vollgestopft wirken. Die Zeilen sind zeitlos. Er hätte sie vor 40 Jahren wohl schon so verfasst und schriebe sie auch in 40 Jahren so und nicht anders: "Midnight train rolling down the track / Taking all my dreams, never coming back / The way you look, the way you hold me tight / Midnight train where are you tonight?" Ähnlich wie Marianne Faithfull, die auf "Give my love to London" sein "Price of love" coverte, bekommt Ferry mit knapp 70 Jahren noch einmal eines seiner besten Alben der Karriere hin.
Gegen Ende geht es auf die ganz große Bühne, die der einstige Glamrocker ebenfalls mühelos meistert. Stephen Sondheims Broadway-Klassiker "Send in the clowns" wird gekonnt düster inszeniert: eine Hommage an das Musical. Grace Jones, Barbra Streisand und vor allem der große Frank Sinatra haben dies einst nicht besser intoniert. Wer ein so grandioser Verwerter ist, muss sich um das letzte Mahl nicht sorgen. Und wer so aus fremder und eigener Vergangenheit schöpfen kann, braucht die Zukunft nicht mehr. "Avonmore" ist Luxus pur oder um es mit dem Eröffnungstakt von Roxy Musics "Do the strand" zu beschreiben: "There’s a new sensation."
Highlights
- Midnight train
- Soldier of fortune
- Send in the clowns
Tracklist
- Loop de li
- Midnight train
- Soldier of fortune
- Driving me wild
- A special kind of guy
- Avonmore
- Lost
- One night stand
- Send in the clowns
- Johnny and Mary
Gesamtspielzeit: 43:17 min.
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2015-07-24 13:08:10 Uhr
ARMIN LINDER25.07.2015 - Pumpwerk Wilhelmshaven 28.07.2015 - ÖVB-Arena Bremen 03.08.2015 - Allianz Arena München 06.08.2015 - Cineworld Recklinghausen 06.08.2015 - Stadthalle Gersthofen 09.08.2015 - Altstadtfest Jever 11.08.2015 - Camp Nou Barcelona 12.08.2015 - Jugendzentrum Sande 13.08.2015 - Afrika-Karibik-Festival Aschaffenburg |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27676 Registriert seit 08.01.2012 |
2014-11-20 18:36:05 Uhr
BRYAN FERRY - "Avonmore" erscheint morgen / VorabstreamMorgen erscheint mit "Avonmore" das neue Album von Bryan Ferry, beim Guardian gibt es das Album vorab im Stream: http://www.theguardian.com/music/musicblog/2014/nov/14/bryan-ferry-avonmore-exclusive-album-stream Das Video zu "Loop De Li", das von Aoife McArdle gedreht wurde (die zuletzt für die Videos von Jon Hopkins und James Vincent McMorrow verantwortlich war) findet ihr hier: www.vimeo.com/111096137 Nach seinem Abstecher in das verführerische "The Jazz Age" und einem wesentlichen musikalischen Beitrag zu Bazz Luhrmanns Erfolgsfilm "The Great Gatsby" kehrt Ferry nun mit seinem 14. Studioalbum zurück. "Avonmore" enthält 8 brandneue Kompositionen sowie zwei faszinierende Coverversionen: die großartigen Interpretationen des Sondheim-Klassikers "Send in the Clowns" und Robert Palmers "Johnny und Mary". Bryan Ferry arbeitet auf "Avonmore" erneut mit seinen langjährigen musikalischen Partnern Nile Rodgers, Johnny Marr und Marcus Miller zusammen. Weitere illustre Gastauftritte gibt es von Flea, Ronnie Spector, Mark Knopfler und Maceo Parker. Von dem dunkel angehauchten Titeltrack bis hin zum besinnlichen "Soldier Of Fortune", vom wirbelnden Groove in "One Night Stand" hin zu der traumhaften, ersten Single "Loop De Li" - "Avonmore" ist beides: zeitgemäß und klassisch. Das zeigt auch die Kollaborationen zwischen dem eleganten Gentlemen Ferry mit dem norwegischen Produzenten und DJ Todd Terje für Robert Palmers "Johnny und Mary", das sie in eine melancholische Hymne über Liebe und Verlust verwandelt haben. "Avonmore", das von Bryan Ferry und Rhett Davies in Ferrys Londoner Studio produziert und von Craig Silvey (u.a. Arcade Fire / Paolo Nutini) gemischt wurde, erscheint in Deutschland am morgigen 21. November auf Vinyl, CD und digital. Bryan Ferry startet nächste Woche zudem zu einer ausgiebigen Deutschlandtour: 24.11.2014 - Mitsubishi Electric Halle (Düsseldorf) 26.11.2014 - Tempodrom (Berlin) 29.11.2014 - CCH (Hamburg) 30.11.2014 - Swiss Life Hall (Hannover) 02.12.2014 - Stadthalle (Bielefeld) 03.12.2014 - Alte Oper (Frankfurt) 06.12.2014 - Porsche Arena (Stuttgart) 08.12.2014 - Kesselhaus (München) 09.12.2014 - Meistersingerhalle (Nürnberg) Booking & Tickets im VVK: Wizard Promotions http://www.bryanferry.com |
GraceJones |
2014-11-20 15:06:48 Uhr
Braucht man nicht, macht das Leben aber schöner, insbesondere wenn man einen guten Kopfhörer sein eigen nennt. Mit diesem können diverse Klangschichten entdeckt werden, die das Album durch die absolut transparente Produktion zu einem "Grower" macht. Kann man sowohl gut "nebenbei" hören, als auch konzentriert zuhören und immer neue Details entdecken. |
Lichtgestalt User Postings: 6191 Registriert seit 02.07.2013 |
2014-11-19 19:41:36 Uhr
Heartache by Numbers vom Album Olympia war der perfekte Popsong. |
Plattentests |
2014-11-19 19:00:47 Uhr
Muss man gut finden. Deswegen finde ich es auch gut. Und ein Beitrag über Bryan Ferry kam auch in 3sat Kulturzeit. Deswegen ist es gut. |
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Referenzen
Roxy Music; Brian Eno; Johnny Marr; The Smiths; Suede; Marianne Faithfull; Mark Knopfler; Dire Straits; Flea; Robert Palmer; Chic; Duran Duran; A-Ha; Orchestral Manœuvres In The Dark; Visage; Scott Walker; Tim Buckley; David Bowie; Paul Weller; The Style Council; David Sylvian; David Byrne; Talking Heads; Paul McCartney; John Lennon; George Harrison; The Beatles; The Kinks; The Pretty Things; Pink Floyd; Arcade Fire; Jonny Greenwood; Radiohead; Otis Redding; Duke Ellington; Charles Mingus; Max Roach; John Coltrane; Charlie Parker; Ornette Coleman; Richard Hawley; The Divine Comedy; Jarvis Cocker; Pulp; Gruff Rhys; Super Furry Animals; Ed Harcourt; Jens Lekman; Broken Bells; Frank Sinatra; Todd Terje
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