Nickelback - No fixed address
Republic / Universal
VÖ: 14.11.2014
Unsere Bewertung: 2/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
Bullshit-Bingo
Es sollte eigentlich eine Lanze gebrochen werden. Eine Lanze für jene medial vielgedroschenen kanadischen Multimillionäre, deren noch millionenschwereres blondiertes (Ex-)Föhnlockenhaupt als öffentliche Witzfigur nicht nur diffamiert, sondern auch der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Nickelback. Ein Bandname wie eine dämonische Beschwörung des schlechten Geschmacks mit Frontblondie Chad Kroeger. Die arme Sau, die sich aufgrund privaten Ups und Downs mit (Noch?-)Gattin und verblassendem Pop-Celebritychen Avril "Verdammt-ich-beginne-langsam-zu-begreifen-dass-ich-nichts-drauf-habe-und-mein-Leopardenmuster-mit-Hannah-Montana-Totenköpfen-Outfit-eigentlich-voll-scheiße-ist-und-ich-deshalb-verzweifelt-und-wie-auch-immer-um-öffentliche-Aufmerksamkeit-buhle" Lavigne zum Allerweltspfosten und damit noch mehr zur Zielscheibe diverser Hater aus allen Fraktionen macht. Die Hauptfrage, welche die sensationsgluckernde Presse in den vergangenen Monaten am meisten beschäftigte, ist die, ob Chavril oder LaKroeger, wie sie nicht gerade liebevoll als Pendant zu Brangelina verulkt werden, nach gerade 14 Monaten (!) Ehe und einem Bling-bling-Verlobungsbrillie im Wert eines mittelgroßen Einfamilienhauses schon geschieden, oder noch zusammen sind. Die Kroegers tragen das schwere Schicksal vieler Stars und Promis: sie leben immer unter dem wachsamen Auge der Öffentlichkeit.
Ja, es sollte eine Lanze gebrochen werden für die Dicke-Eier-Rocker, die uns pausenlos Hits beschert haben wie "How you remind me", "Rockstar", "Gotta be somebody" und "Lullaby". Es sollte Partei ergriffen werden für eine Band, die irgendwie nie so schlecht war, wie ihr vorauseilender Ruf (wenn eine Affinität für seichte Musik beim Autofahrten besteht). Eine Band, für die es schon eine Crowdfunding-Kampagne mit dem illustren Namen "Don’t let Nickel Back" im Internet gibt, in der sich Menschen dafür einsetzen, dass Kroeger und Co. keinen Fuß für Gigs auf britischen Boden setzen. Es sollte hier sympathisiert werden mit einer Band für gewisse Stunden, eine Band, zu der man sich in der Öffentlichkeit vermutlich niemals bekennen würde. Schließlich gibt es einen Ruf zu verlieren. Anlässlich des neuen, mittlerweile achten Albums sollte es soweit sein: aufstehen und verkünden: "Nickelback sind nicht ganz so schlecht." Doch es kam eben "No fixed address", und es wird klar: Sympathisieren ist nicht, denn Nickelback sind tatsächlich das, wogegen sich die Gutmenschlichkeit sperrt.
Nichts spricht dagegen, wenn eine Band ihre Musik baukastenartig für die Gelüste und Sehnsüchte des Mainstreams konzipiert und seinen Imperativen folgt (vor allem, wenn nichts anderes erwartet wird). Der Bedarf an solcher Art Easy Listening steigt. Doch etwas ist mit Nickelback geschehen seit "Dark horse". Die ohnehin schon nie sehr kantigen Songs verloren zuhörends ihr Profil. Die vorläufige Klimax an kreativer Gesichtslosigkeit wurde mit "Here and now" erreicht. Doch gab es immerhin noch einige Momente, die bei Stange hielten, wie das (zugegeben) dumpf-stupide durchhalteparolende "Bottoms up" oder das frontalrockige "This means war". Immerhin. Alles, was danach kam (erinnert sei an das hochpeinliche "Let me go" des Ehepaars LaKroeger), offenbarte, dass Gesichtslosikeit endgültig das neue Gesicht von Nickelback werden würde. "No fixed address" ist nicht einmal mehr schönsaufbar. Als hätten Sunrise Avenue Reamonn geschwängert, oder anders: als hätten Nickelback das Songwriting der Kroeger-Gattin Lavigne überlassen. Chaddy muss als unbeliebtester Rockstar wohl noch mehr Häme einstecken, denn herausgekommen ist mit seinem neuen Output dummverblödendes Bullshit-Bingo: look left, look right, am besten noch mit geistloser Miene. Eine Zombieapokalypse in blond. Das belegt, was viele schon vermuteten: Nickelback sind die Walking Dead der internationalen Musiklandschaft.
Mit "Edge of a revolution" lässt sich noch etwas wie eine viertelwegs vorstellbare markante Note auf "No fixed address" erahnen. Wenn jedoch Chaddy mit Gitarrist Ryan Peake vor laufender Kamera über den politischen Subtext des Songs reden, wird es richtig, richtig unangenehm. Gänzlich peinlich allerdings ist es, wenn die Herren "No fixed address" als ihr bestes Album bezeichnen und (natürlich) gespielt darüber streiten, ob nicht doch "Dark horse" besser sei. Wie man Abort benennt, ist schließlich egal, denn das Resultat bleibt das selbe. Schlussendlich landen Nickelback nach einigem Hin und Her auf unterster Ebene, was vielleicht als großer Stilumbruch gefeiert wird, wenn etwa Kroeger mit "She keeps me up" völlig unmotivierten Pornofunk in das Songwriting-Set aufnimmt und lustige Dinge singt wie "Coca Cola rollercoaster". Sie baden im Pool vollendeter Peinlichkeit, wenn bei "Got me runnin' round" der leider noch immer aktive Flo-Rida sein unter alle Unmaßen leidiges Können auffährt. Spätestens hier zeigt sich, was Nickelback wirklich auf den Kasten haben: Sie decken die Grenzen des Gutmenschen und der Toleranz auf. Jungs, Ihr habt einen Sympathisanten weniger, dafür einen mehr, der sein halbes Monatsgehalt der Anti-Nickelback-Crowdfunding-Kampagne beisteuern wird. Adieu.
Highlights
- Edge of a revolution
Tracklist
- Million miles an hour
- Edge of a revolution
- What are you waiting for?
- She keeps me up
- Make me believe again
- Satellite
- Get 'em up
- The hammer's coming down
- Miss you
- Got me runnin' round (feat. Flo-Rida)
- Sister sin
Gesamtspielzeit: 41:07 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Affengitarre User und News-Scout Postings: 10783 Registriert seit 23.07.2014 |
2023-12-13 16:14:33 Uhr
Unfassbar. :D Ja, der Song ist echt zum Totlachen. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 31659 Registriert seit 07.06.2013 |
2023-12-13 15:05:04 Uhr
Der "Funk-Song" ist schon musikalisch belustigend genug, aber der Text scheint das noch zu toppen:Funky little monkey, she's a twisted trickster Everybody wants to be the sister's mister Coca-Cola roller-coaster Love her even though I'm not supposed to |
seno Postings: 3549 Registriert seit 10.06.2013 |
2014-12-01 14:35:18 Uhr
"Leader of men" fand ich damals richtig gut. Ebenso "How you remind me". War natürlich nichts bahnbrechendes oder anspruchsvolles aber das konnte man gut hören und ich mag die beiden Lieder heute noch. Danach wurde es dann aber nur noch peinlich. |
Mr Oh so Postings: 2972 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-12-01 14:11:43 Uhr
Laichewitz22.11.2014 - 18:10 Uhr Man sehe und höre sich diese beiden Songs im Vergleich an und trauere um die traurige Entwicklung dieser Band: Richtig stark Richtig scheiße Richtig stark finde ich auch das erste Beispiel bei weitem nicht. Man spürt da noch die Post-Grunge-Einflüsse, die die Band wohl offensichtlich in ihrer Anfangszeit geprägt haben. Im Jahr 2000 war das allerdings auch mehr als durch. Zumal dieser Song nicht die Qualität hatte, dem letzten zappelnden Grunge-Ausläufer noch irgend etwas auch nur halbwegs Relevantes hinzuzufügen. Richtig scheisse finde ich persönlich auch das zweite Beispiel nicht. Ist halt nettes Radiogedudel. Kann man beim Autofahren ganz gut hören. Damit hat's sich dann auch. |
sars |
2014-12-01 06:25:29 Uhr
@larsDann geh doch mit gutem Beispiel voran und toleriere die Meinung derer, die die Band kacke finden. |
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Referenzen
Sunrise Avenue; Theory Of A Deadman; Avril Lavigne; Bon Jovi; Reamonn; Staind; Revis; Bush; 3 Doors Down; Puddle Of Mudd; Hoobastank; Paramore; P!nk; Revolverheld; Tokio Hotel; Silbermond; Die Happy; 12 Stones; Sammy Hagar; Skillet; Seether; Papa Roach; Shinedown; Days Of The New; OneRepublic; Cold; Linkin Park; White Lion; Tantric; Stone Sour; Drowning Pool; The Cult; Fuel; Pillar; Adema; Buckcherry; Days Of The New; Sick Puppies; Saliva; Alter Bridge; Godsmack; Adelitas Way; Disturbed; Sinch; Thornley; Finger Eleven; Crossfade; Whitesnake; Nirvana; Hellyeah; Oleander; Lifehouse; Creed; Live; The Cult; Velvet Revolver
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