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Loscil - Sea island

Loscil- Sea island

Kranky / Cargo
VÖ: 28.11.2014

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Trance-zendent

Scott Morgan veröffentlicht seine Werke als Loscil bereits seit 2001 auf Kranky. Bei "Sea island" handelt es sich nun schon um sein siebtes Release auf dieser Plattform. Eine längere Karriere auf dem Chicagoer Label können nur noch die Ambient-Overachievers Stars Of The Lid aufweisen – allerdings mit weit weniger Output. Zählt man dann noch seinen Schlagzeug-/Saxophon-Posten bei den Independent-Helden Destroyer, dann würde der anglophone Rezensent wohl "Highly prolific!" schreien.

Auf "Sea island" eröffnen die zwischen fünf und knapp neun Minuten dauernden Stücke sorgsame und elegische Momente, verbleiben repetitiv, allerdings ohne sich in langwierige Redundanzen zu flüchten. Eine Abfolge kunstvoller Verschachtelungen erweckt ein Gefühl gelöster Entspanntheit. Elegante Rhythmik verrät eine zeitlose Leichtigkeit. Dazu Schichtungen von Klangstrukturen, die den Hörer, so Urheber Morgan, in eine Richtung entschweben lassen sollen: "to move beyond". Ein in die Transzendenz reichendes Viertel-Verstehen wird dadurch wach. Die einzelnen Fragmente sind zwar leicht erkennbar. Das Werk enthält Laptop-Drones, Loops – kurz: Ambient und Electronica. Angereichert wird dieses digitale Fundament durch handfeste, analoge Sounds, die Klavier, Rhodes Piano, Geige und Vibraphon entlaufen sind. Dazu gesellt sich selten ungreifbarer Gesang. Nun, obwohl die Quelle, die Instrumente so einfach auseinandergehalten werden können, entgeht dem Zuhörer dennoch, wie aus dem zunächst wirren und unberechenbaren Sound- und Geräusch-Nebeneinander ein zurück gelehntes, feingliedriges Zueinander wird.

Im Opener "Ahull" erhebt sich die Musik gleich dem schwerelosen Standardwerk "Music for 18 musicians" von Steve Reich. Das zart verklingende Klavier am Schluss von "Sea island murders" lässt an Tim Heckers Deformierung seines in seiner kalten Ästhetik beinahe klinischen Albums "Ravedeath, 1972" denken. Durch Laptop-Sounds und zahlreiche Abstraktheiten wurde die Schönheit in Unkenntlichkeit verschüttet. Dass es in diesem Werk dennoch subtil und erhaben funkelt, offenbarte Hecker einige Monate später mit der Veröffentlichung "Dropped pianos", in welchem er die Motive erneut aufgegreift, um ihre prachtvollen Melodien unter Zuhilfenahme des Pianos enträtselt. Das zarte Anschlagen der Tasten wirkt genau wie bei angesprochenem "Sea island murders" leichtfüßig, weil man ahnt, jeder verklingende Ton könnte der letzte sein. Sobald der Beat in Pantha Du Princes "Black noise" aussetzt, werden ähnliche Emotionen ausgedrückt wie in "In threes".

Das verschleppte Tempo dieser Dämmermusik regt an, sich in Nachdenklichkeiten zu verlieren. Es wirkt fürs Alleinsein gedacht, ohne anzudeuten, das Zuhören würde in die Isolation führen. Changierend zwischen sublimen Weiten und der behaglichen Kammer erweckt "Sea island" ein Gefühl vehementer Hoffnung und Freude. Die Musik klopft in zarten Gefilden an, ohne rührseliges Wegdämmern zu befördern, weil es kompositorisch stimmig und stimmungsvoll den Schwung rausnimmt aus jedweder Form von Hektik.

(Henrik Beeke)

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Highlights

  • Ahull
  • Sea island murders
  • Catalina 1943
  • Sturgeon Bank

Tracklist

  1. Ahull
  2. In threes
  3. Bleeding ink
  4. Sea island murders
  5. Iona
  6. Holding pattern
  7. Catalina 1943
  8. Angle of Loll
  9. Sturgeon Bank
  10. En Masse
  11. Angle of list

Gesamtspielzeit: 72:57 min.

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Jennifer

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2014-11-18 21:12:01 Uhr
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