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Emigrate - Silent so long

Emigrate- Silent so long

Vertigo / Universal
VÖ: 14.11.2014

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Vom einen zum andern

Ob Richard Kruspe immer meint, was er sagt? Im Interview gab der Rammstein-Gitarrist einmal zu Protokoll, es mache ihm im Studio keinen Spaß mehr mit Till Lindemann und Konsorten – Mitglied ist er weiterhin. Im Vorfeld des neuen Albums seiner zweiten Band Emigrate hieß es dann, er habe anders als noch auf dem Debüt endlich Vertrauen in seine Singstimme gefasst – doch "Silent so long" platzt auf einmal vor prominenten Vocal-Features geradezu aus allen Nähten. Und die im Titel implizierte Ruhe tut sich Kruspe mit seinem zusätzlichen Standbein auch nicht an, denn das wäre wohl selbst für den hartgesottensten Rammstein-Fan zu viel. Und so sind diese elf Songs hauptsächlich laut und hart. Nichts grundsätzlich Neues also, und doch ist einiges anders.

Zunächst einmal der Wohnsitz: Residierte Kruspe bis 2011 in New York, lebt er inzwischen wieder in Berlin. Im Grunde eine Nebensache, denn dank der Popularität Rammsteins ist der Mann Kosmopolit und nach mehreren Welttourneen zumindest musikalisch überall zu Hause. Ihr wisst schon: "Reise, Reise" und so. Und auch "Silent so long" ist an keinerlei Örtlichkeit gebunden, richtet man das Augenmerk auf die imposante Gästeliste: Vom geistesverwandten, Entschuldigung, Schock-Rocker Marylin Manson über Korn-Vorsteher Jonathan Davis und Motörhead-Frontwarze Lemmy Kilmister bis zur von Seeeds Frank Dellé und Peaches vertretenen Hauptstadt-Fraktion sind Größen aus aller Herren Länder mit von der Partie. Sämtliche Regler also bitte nach rechts, auf dass Kruspes Band nicht hinter ihnen verschwindet.

Emigrate wandern ungeachtet ihres Namens jedoch mitnichten zwischen den Welten, sondern meist nur vom einen zum andern – allerdings ohne grenzüberschreitende stilistische Vielfalt. Zwar ist "Silent so long" ein grundsolides, robust auf die Pauke hauendes Stück Alternative Metal, das mit flinken Fingern wiederholt in die Steckdose fasst – aber auch nicht viel mehr. Immerhin: Kruspe erweist sich als guter Gastgeber, der seinen Spezis die Stücke passgenau auf den Leib schneidert. Peaches bekommt den lasziv-rigiden Electro-Boogie "Get down" spendiert, der erst gegen Ende in explosive Rifferuptionen umkippt, und wenn erst einmal Kilmister die perforierten Stimmbänder vibrieren lässt, ist eine vergröberte Variante von "Ace of spades" nicht weit – mit "Rock city" als Crossover-Trumpfkarte zwischen Moshpit und Industrial.

Dumm nur, dass die Single "Eat you alive", auf der Dellé zwecks Rap-Teufelei vorbeischaut, die Gitarrenschläge von "Beautiful people" emuliert – die waren doch ursprünglich sicher für dessen Urheber Marilyn Manson vorgesehen, der sich mit dem deutlich an Led Zeppelins "Kashmir" angelehnten Brecher "Hypothetical" begnügen muss. Zum Schluss kommt auch Jonathan Davis zu seinem Recht und raunt sich gewohnt psychotisch durch den brodelnden Sattelschlepper des Titelstücks – doch was hier nach Manson und vor Davis sonst noch so passiert, ist kaum gesonderter Rede wert. Es genügt, nochmals auf die unbestrittene Grundsolidität dieses lautstark mittelmäßigen Albums hinzuweisen, das trotz seiner Ambitioniertheit letztendlich eine Nummernrevue bleibt. Auch wenn es vermutlich anders gemeint war. Aber das hatten wir ja schon.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Get down (feat. Peaches)
  • Silent so long (feat. Jonathan Davis)

Tracklist

  1. Eat you alive (feat. Frank Dellé)
  2. Get down (feat. Peaches)
  3. Rock city (feat. Lemmy Kilmister)
  4. Hypothetical (feat. Marilyn Manson)
  5. Rainbow
  6. Born on my own
  7. Giving up
  8. My pleasure
  9. Happy times (feat. Margaux Bossieux)
  10. Faust
  11. Silent so long (feat. Jonathan Davis)

Gesamtspielzeit: 44:10 min.

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Jennifer

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2014-11-18 21:11:14 Uhr
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