Obake - Mutations

Rare Noise / Cargo
VÖ: 27.10.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ende im Gelände
Und wieder die Sludge-affinen Italiener. Ufomammut und Zu kommen stellvertretend in den Sinn, bereiten diese beiden Extrem-Bands seit unzähligen Jahren den Weg für eine destruktive Metal-Andersartigkeit. Zu rückt ein bisweilen atonales Saxophon ins Zentrum, und durch deren Massimo Pupillo, der noch auf dem selbstbetitelten Debüt von Obake den Bass bediente, gelingt der Querverweis von Obake und Zu, dieser noisig-jazzigen Metal-Variation. Der Verweis auf Ufomammut hat weniger mit gemeinsamen Mitgliedern als mit der zugrunde liegenden Urgewalt zu tun, mit der die jeweilige Band die Grenzen vom übersatten Genre Metal auszuloten bereit ist.
Ein Obake ist eine Art Geist aus dem folkloristischen Glauben Japans, der seine Form verändern kann, unter Umständen zu einem Mittelding aus Leben und Tod wird und im Diesseits umherzuschwirren gezwungen ist.
Bereits im Opener des Zweitlings "Seven rotten globes" changiert Sänger Lorenzo Esposito Fornasari zwischen hinterrücks-angeschlichenem Flüstern hin zu einem opernhaften Gestus. Im Verlauf von "Mutations" kommen seine Growls zur Geltung sowie immer wieder eleganter, klarer Gesang – Mike-Patton-gleich facettenreich. Seine Band-Kollegen, darunter der umtriebige Drummer Balázs Pándi (Merzbow, Venetian Snares etc.), spielen einerseits dem vielschichtigen Timbre des Sängers zu, tauchen andererseits die Musik organisch in verschiedene Spielarten von Metal, Ambient und Avantgarde hinein. Die musikalische Heterogenität dieses Metal-Potpourris wird von einer emotionalen Räumlichkeit überlagert. In "Transfiguration" wird dazu die Bass/Gitarren-Verzerrung auf Anschlag gedreht. "Seth light" wagt sogar den mittlerweile in die Peinlichkeit neigenden Abweg in den New Metal, bevor Fornasari im instrumentalen "Burnt down" in seiner Funktion als Keyboarder zum Fixpunkt wird und Tangerine Dream zum Leben erweckt.
"Mutations" reiht sich zunächst ein in die Flut an Veröffentlichungen aus dem Genre "Metal-Breitseite". Man stelle sich nun jede einzelne dieser Veröffentlichungen als freischwebendes Einzelteil eines Meteoriten-Hagels vor, der vom Hörer im Raumgefährt namens High-End-Hifi gewissenlos und willentlich angesteuert wird. Die meisten auf den ersten Blick gefährlichen Felssteine und Geröllbröckchen verfehlen wirkungslos ihr Ziel. Der Hörer befindet sich in einiger Sicherheit und einigermaßen unbeeindruckt innerhalb dieses Hagels, denn zahllose, mikroskopisch kleine Power- und Proto-Metal-Steinchen vermochten nur anheimelnde und behagliche Dellen zu verursachen und brachten unbedeutend vom Kurs ab. Plötzlich trifft das "Mutations"-Geschoss jedoch mit derart bestialischer Wucht bei gleichzeitiger, Skalpell-artiger Präzision. Das Schiff wird mindestens mal unerbittlich zur Notlandung gezwungen, sofern der gewaltige Aufprall das noch erlaubt. Sonst: Ende im Gelände, tot! Wenn dieser Detonations-gleiche Aufprall allerdings von Obake in gewalttätiger Absicht geplant wurde, dann läuft der Hörer Gefahr, selbst zu einem Obake zu werden.
Highlights
- Seven rotten globes
- Transfiguration
- Infinite chain
Tracklist
- Seven rotten globes
- Seth light
- Transfiguration
- Thanatos
- Second death of Foreg
- Burnt down
- M
- Infinite chain
Gesamtspielzeit: 44:07 min.
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Jennifer Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 4716 Registriert seit 14.05.2013 |
2014-11-12 22:56:32 Uhr
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Referenzen
Ufomammut; Mike Patton; Fantômas; Melvins; Eagle Twin; Tool; Sunn0))); Nadja; Terra Tenebrosa; Sleep; Isis; Ramesses; Cult Of Luna; Conan; Tombs; Eyehategod; Neurosis; Inter Arma; Indian; YOB; ; Minsk; Popol Vuh; Ashra Tempel; Tangerine Dream; Oathbreaker; Amenra; Old Man Gloom; Saint Vitus; Spirit Caravan; Boris; Corrections House; Coil; Aidan Baker; Slayer; Pallbearer; Shrinebuilder; Tephra; Crippled Black Phoenix; Opeth; Yakuza; Slayer
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