Mariachi El Bronx - III

ATO / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 31.10.2014
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Frisch aus dem Tex-Mex-Regal
Glücklich kann sich schätzen, wer noch einen gut sortierten Plattenladen oder ein anderweitig kompetentes Tonträger-Fachgeschäft vor Ort aufsuchen kann. Die meisten jedoch werden dieses Mariachi-El-Bronx-Album wohl im Online-Großhandel oder im Elektro-Großmarkt kaufen. Wenn sie es denn aufspüren. Denn der Rezensent gibt jede Wette ab, dass die Platte dort in den meisten Fällen wohl entweder zu Electronia sortiert – wegen dem schlichten (aber auf den zweiten Blick raffinierten) Cover –, oder aber ins Weltmusik-Regal wandern wird – wenn beim Einordnen dem Bandnamen mehr Gewicht zugetragen wird. Findige Musikfreaks wissen immerhin, dass diese Band, in der die Marke "The Bronx" steckt, auch längst nicht mehr im Punkrock-Schrank zuhause ist. Oder besser: nicht nur dort. Denn mit ihrer Mariachi-Co-Identität, in der viele Kenner zunächst eher ein spaßiges Nebenprojekt sahen, gehen die Musiker nun auch immerhin schon in die dritte Runde.
Nach drei äußerst lärmigen Ausritten waren die kalifornischen Rüpel zuletzt ja auch als The Bronx etwas melodischer und mit dem zahmeren Gaul unterwegs – sofern das Wörtchen zahm da überhaupt verwendet werden darf. Nicht wenige munkelten im letzten Jahr, dass diese harmonischere Seite durchaus mit diesem ihrem Nebenprojekt zu tun habe, bei dem sie nach wie vor als Botschafter mexikanischer Folkore-Klänge fungieren. The Bronx sind in der Lage, in jedem Poncho brillante Songs zu schreiben, das haben sie unlängst und zig-fach bewiesen. Doch ihre beiden Identitäten trennen sie weiterhin klar. Einzige Schnittmenge bleibt das tolle Organ von Sänger Matt Caughthran. Auf "III" gibt es sie aber natürlich auch, die guten Songs. Und wegen des leicht modifizierten Mariachi-Sound-Gewandes treffenderweise gleich zu Beginn "New beat" getauft, springen sie dem Hörer nun förmlich in die Ohrmuscheln. Klar, nach wie vor haben Mariachi El Bronx klassische mexikanische Klanglandschaften im Blick, doch widmen sie sich dieses Mal weniger dem kompletten Paket, wie das zum Beispiel der Vorgänger noch eher tat: "III" ist schnörkelloser, offener, direkter.
Songs wie der erwähnte Opener, "High tide" oder die Ohrwurm-Single "Wildfires" stecken weniger im Tex-Mex-Kostüm als das flottere "Raise the dead", dafür tragen sie den klassischen Pop-Rock-Anzug maßgeschneidert. Trotzdem werden sämtliche Popsongs natürlich von prominenten, typischen mittelamerikanischen Bläser-Orgien in Szene gesetzt. Diese gelebte Volkstümlichkeit, das Markenzeichen des Projekts, wirkt im Herbst auf den Lauschern zwar eher befremdlich, doch der lässige Off-Beat von "Nothing's changed" vertreibt Dauer-Grau samt Nebelschwaden und zaubert ein Grinsen ins Gesicht. Dieses Album steht für eine abermalige Erweiterung des Mariachi-El-Bronx-Sounds, die den Status des Bronx-Alter-Egos untermauern dürfte – hier und da aber auch mal weniger packt: "Eternal" ginge eher als unauffälliger Western-Soundtrack durch und auch der entspannte Abschluss "Valja" packt nicht so recht. Doch wenn die Kalifornier dann für "Everything twice"´das Akkordeon auspacken und einen sehnsüchtigen Mariachi-Seemanns-Song dahinschmettern, dann weiß man: Diesen Typen ist alles zuzutrauen. Egal, in welches Regal man sie steckt.
Highlights
- Wildfires
- Nothing's changed
- Right between the eyes
Tracklist
- New beat
- Wildfires
- Sticks and stones
- High tide
- Nothing's changed
- Eternal
- Raise the dead
- Everything twice
- Right between the eyes
- Valja^
Gesamtspielzeit: 37:21 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Galford |
2014-11-13 03:47:30 Uhr
Leider nicht so gut wie die ersten beiden Alben. Insgesamt also doch leider enttäuschend. Allerdings gibt es doch ein paar richtig gute Songs (Wildfires, Everything Twice, High Tide)Von The Bronx erhoffe ich mir auch in Zukunft noch viel, wobei ich die schon seit 2003 sehr gerne höre. Nur bei Mariachi El Bronx sollten sie sich überlegen, ob die Band eine Zukunft hat, oder ob schon alles in dem Bereich ausprobiert wurde. III klingt leider teilweise so. Vielleicht mal Country anstatt Mariachi Musik? |
Jennifer Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 4716 Registriert seit 14.05.2013 |
2014-11-12 22:55:56 Uhr
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Los Caballeros; Jorge Negrete; José Alfredo Jiménes; Beirut; Calexico; Mariachi Vargas de Tecatitlán; Gogol Bordello; CampanasDe America; Mariachi Cascabel; Mariachi Las Altenas; Villalobos Brothers; Mariachi Los Camperos; Ruben Rodriguez And His Guadalajara Kings; Pedro Infante; Antonio Aguilar; Manic Hispanic; Calexico; Ana Gabriel; Ennio Morricone; Pepe Aguilar; Alejandro Fernández; Mariachi Cobre; Javier Solis; Kaizers Orchestra; Belle & Sebastian; The Decemberists; Okkervil River; Mad Caddies; The Bronx
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