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Live - The turn

Live- The turn

Think Loud / H'art
VÖ: 31.10.2014

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Alles neu, vieles alt

Manchmal hilft ein Blick ins Archiv. Der dicke Wälzer im Keller unseres Bürohochhauses, in dem sämtliche Rezensionen der Plattentests.de-Geschichte fein säuberlich in Frakturschrift festgehalten sind, verrät die erstaunliche Kontinuität in unseren Texten zu Live. Kein Rezensent konnte es sich bei neuen Alben der Amerikaner verkneifen, auf den dramatischen Qualitätsverlust seit dem 1994er Meisterwerk "Throwing copper" zu sprechen zu kommen. Nach dem immerhin noch aufregenden Nachfolger "Secret Samadhi" und mediokren So-lala-Platten wie "The distance to here" und "V" markierte das 2006 erschienene "Songs from black mountain" zweifellos den Tiefpunkt im Output einer einstmals relevanten Band. Wo sich früher mitreißende Songs mit aufwühlenden Emotionen zu etwas Großem paarten, regierten nun vorhersehbares Rock-Rumgeeiere und Ed Kowalczyks Prediger-Lyrik, und Live verkamen zusehends zum Treppenwitz. Jetzt also "The turn", das erste Album seit acht Jahren. Sollte sich von selbst schreiben, die Rezension, oder?

Natürlich nicht. Denn es hat sich einiges verändert. In der selbst verordneten Auszeit verließ Kowalczyk die Band, um auf Solopfaden zu wandeln. Der Nachfolger des zuletzt ungeliebten und zunehmend diktatorisch auftretenden Sängers heißt Chris Shinn, seines Zeichens Ex-Frontmann von Unified Theory. So ziemlich alles deutet auf Album Nummer sieben also auf einen Neuanfang hin, und ein Schelm, wer da nicht von einer Rückkehr zu einstiger Größe träumt. In der Tat beginnt "The turn" verheißungsvoll: Der Opener "Sirens call" entpuppt sich als gar nicht mal schlechter Düster-Rocker. Zwar ist Shinn weit von dem Charisma entfernt, das sein Vorgänger in seinen besten Momenten versprühte, doch immerhin zeigt er vom Anpfiff weg vollen Einsatz am Mikro. Und treibt im folgenden "Don't run to wait" seine neue Band mit bissigem Gesang zu einer geradezu inspiriert rockenden Alternative-Hymne. So mancher vom Glauben abgefallene Ex-Anhänger fragt sich spätestens jetzt: Ist hier tatsächlich die große Live-Wiedergeburt im Gange?

Die Antwort: Ein klares "Jein" mit Tendenz zu "vielleicht". Pathosgetränkte Rocker wie "Natural born killers" oder "The way around is through" gehen mehr als in Ordnung, auch die Halbballade "He could teach the devil tricks" und besonders der besinnliche Rausschmeißer "Till you come around" sind gelungen. "By design" überzeugt mit düsteren Gitarrenlicks und kraftvollem Refrain. In seinen besten Momenten klingt "The turn" weitaus runder und lebhafter als alles, was Live in den letzten Kowalczyk-Jahren ablieferten. Von der Kategorie "Meisterwerk" ist das Album aus diversen Gründen dennoch ein Stück entfernt. So sind die Texte zwar ohne den ewig predigenden Sänger weniger esoterisch als zuletzt, doch an manchen Stellen kippt das Pathos dann doch ins Käsige, besonders im verzichtbaren "Need tonight". Warum Live auch in "The strength to hold on" in überwunden geglaubten Esoterik-Schwurbelrock zurückfallen, bleibt ihr Geheimnis. Aber ein neuer Sänger kann halt nicht alles im Alleingang richten, was zuvor schieflief. Trotzdem nehmen wir das wohl beste Live-Werk seit "Secret Samadhi" in unser Archiv auf – aber eben auch die Erkenntnis: Ein zweites "Throwing copper" wird es wohl nie mehr … verdammt, jetzt habe auch ich es gesagt.

(Mark Read)

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Highlights

  • Don't run to wait
  • The way around is through
  • Till you come around

Tracklist

  1. Sirens call
  2. Don't run to wait
  3. Natural born killers
  4. 6310 Rodgerton Dr.
  5. By design
  6. The way around is through
  7. Need tonight
  8. The strength to hold on
  9. We open the door
  10. He could teach the devil tricks
  11. Till you came around

Gesamtspielzeit: 49:23 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Cosmo
2014-11-05 20:42:02 Uhr
Klingt altbacken. Vor 10-15 Jahren hätte ich mir das noch angehört, aber heute nicht mehr.

MM13

Postings: 2414

Registriert seit 13.06.2013

2014-11-05 19:22:45 Uhr
meine meinung,lass mich aber gern korrigieren.das album ist trotzdem sehr gut.
Rex Kramer
2014-11-05 07:19:40 Uhr
"Grungig" klingts also. Naja, cool geht anders.
mekki 83
2014-11-04 22:38:33 Uhr
Auf jeden Fall ein hammer geiles Album. Unbedingt müsst ihr da rein hören.

seno

Postings: 3635

Registriert seit 10.06.2013

2014-10-29 09:35:05 Uhr
Ich weiß nicht so recht. Die alten Sachen der Band mag ich sehr gerne aber gerade zum Ende hin war das ja nicht mehr so das Gelbe vom Ei. Ob das jetzt anders ist. Und dann auch noch mit anderem Sänger? Mag ja sein, dass der Kowalczyk ziemlich einen an der Waffel hat, aber für mich gehört er einfach dazu.
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